Straße des Todes: Thriller (German Edition)
Hauswirtschaftsraum.
»Würg! Das ist ja ekelhaft. Wirf’s da rein. Da steht eine Mülltonne.«
Miguel erhob sich gerade weit genug, um ihnen aus verkniffenen Augen einen kurzen Blick zuzuwerfen.
»Was hast du da?«
Jack hielt den Eimer in seine Richtung.
»Küchenkrepp voller Pisse und Scheiße. Ich muss das wegwerfen. Das Zeug würde die Toilette verstopfen.«
Miguel machte keinerlei Anstalten aufzustehen.
»Pack die Scheiße in einen Plastiksack, Mann. Sonst stinkt es uns die ganze Nacht über die Bude voll. Bind das Ding fest zu. Ich bring’s dann später raus.«
»Auf der Waschmaschine liegt eine Rolle Müllsäcke«, sagte Krista. »Direkt oben drauf.«
Jack ging mit dem stinkenden Eimer in den Hauswirtschaftsraum, und Krista drehte sich wieder zur Spüle um. Miguel bewegte sich keinen Zentimeter von seinem Stuhl, aber die Gottesanbeterin war verschwunden.
Jack würde nicht viel Zeit im Hauswirtschaftsraum haben, also kehrte sie zum Kühlschrank zurück, um Schmiere zu stehen. Miguel döste wieder ein, aber Rojas hatte die Tür zum Schlafzimmer der anderen Gruppe aufgeschlossen und rief eine junge Latina in den Flur. Sie war eine der Frauen aus Guatemala. Medina kam zu ihnen, und er und Rojas unterhielten sich einen Moment. Rojas gab Medina das Telefon, und dieser packte die Frau am Arm und führte sie ins Bad. Die Tür schloss sich, und Rojas ging fort.
Krista hatte noch nie erlebt, dass Medina jemanden ins Bad brachte.
Plötzlich schnarchte Miguel, einen einzelnen schnüffelnden Schnarcher, und schreckte dann aus dem Schlaf auf.
»Wo ist der Junge?«
»Er kommt jetzt. Er konnte die Müllsäcke nicht finden. Ich musste sie ihm zeigen.«
Laut genug, dass Jack es mitbekam und seinen Arsch dort rausschaffen konnte.
Krista erreichte die Spüle genau in dem Moment, als Jack mit grimmiger Miene aus dem Hauswirtschaftsraum kam. Er sah sie direkt an, schüttelte kaum merklich den Kopf und flüsterte:
»Ich hab’s nicht geschafft. Hat angefangen nachzugeben, aber ich brauche mehr Zeit.«
»Psst. Im Zimmer.«
»Eine Minute, ich hätte …«
»Psst.«
Jack stellte die Flasche Spülmittel auf die Arbeitsfläche, wusch sich die Hände und kehrte dann mit dem Eimer zurück in ihren Raum. Krista schaute zu, wie der Bewacher im Flur ihn wieder reinließ und dann die Tür hinter ihm abschloss.
Gefängnis.
Sie stellte den Topf fort, sah Miguel an.
»Ich bin fertig.«
»Hast du die Bohnen weggeräumt?«
»Im Kühlschrank. Ist aber nicht viel übrig.«
»Ich ess sie vielleicht später. Die waren ziemlich gut.«
»Darf ich gehen?«
»Klar. Die Bohnen hast du richtig gut gemacht.«
Miguel stand auf, um seine Beine zu strecken, während Krista in ihr Zimmer zurückkehrte. Sie war zwei Schritte am Eingang vorbei, als sie das gedämpfte Flehen der Frau aus dem Bad hörte.
» Por favor! «
Bitte.
Krista blieb stehen, wie angewurzelt, als hätte sie eine Schlange gesehen.
» O Dios, por favor pare! «
Das Betteln verwandelte sich abrupt in einen scharfen, gedämpften Schrei – es war nur ein einziger, nur dieser eine schreckliche gedämpfte Schrei.
Krista konnte sich nicht rühren. Sie starrte die Tür an, als wäre sie ein Albtraumgemälde von Hieronymus Boschs persönlicher Hölle.
Dann ging die Tür auf, und Medina zog die Frau nach draußen. Sie ging vornübergebeugt und wimmerte.
Rojas tauchte in dem Moment auf, als Medina Krista erblickte. Er sah sie an, sah ihr direkt in die Augen und bleckte seine spitzen, zerklüfteten Zähne. Er schob die Frau zu Rojas hinüber, gab ihm das Telefon und reichte ihm eine Zange mit roten Plastikgriffen.
Er hielt die Zange weit geöffnet in die Höhe, als er sie Rojas gab, präsentierte sie Krista, während er gleichzeitig sein schreckliches Kürbiskopfgrinsen zum Besten gab.
Rojas zog die Frau fort und brachte sie in ihr Zimmer.
Krista rührte sich noch immer nicht. Sie wollte, konnte aber nicht. Sie versuchte sich zu bewegen, doch ihr Körper reagierte nicht.
Medinas Grinsen wurde breiter. Er leckte sich mit der Zunge über die abgebrochenen, verfaulten Zähne, dann setzte er einen Kuss auf seine Fingerspitzen und zeigte auf Krista Morales.
Schließlich wackelte er mit einem Finger in ihre Richtung – bye-bye – und verschwand im Zimmer der Bewacher.
Krista machte einen Schritt, dann einen zweiten. Sie setzte einen Fuß vor den anderen, bis sie die Tür erreichte. Inzwischen war Rojas zurückgekehrt, aber Krista starrte unverändert stur
Weitere Kostenlose Bücher