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Straße des Todes: Thriller (German Edition)

Straße des Todes: Thriller (German Edition)

Titel: Straße des Todes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Crais
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geradeaus auf die Tür.
    »Ich möchte jetzt gern hinein, bitte.«
    Samuel Rojas ließ sie in den überfüllten, feuchten Raum und schloss die Tür hinter ihr ab.

19.
    Jack kehrte wütend auf sich selbst in den Raum zurück. Er war so dicht dran gewesen, die Klappe zu öffnen, aber das Holz war verzogen und zudem so oft überstrichen worden, dass die Klappe jetzt mit dem Rahmen verklebt war. Er hätte fester drücken können, hatte aber Angst vor dem Lärm gehabt und am Ende den Schwanz eingezogen. Also waren sie immer noch hier. Saßen fest.
    Jack brachte den Eimer wieder in die Ecke, ging dann zur hinteren Wand und ließ sich unter dem zugenagelten Fenster zu Boden sinken. Ein junger Koreaner hastete zu dem Eimer und urinierte hinein, als hätte er schon seit Stunden angehalten. Den Blick hielt er beschämt gesenkt und gab sich Mühe, sich vor den anderen einigermaßen abzuschirmen, aber dennoch: Da stand er, pinkelte vor aller Augen in einem Raum voller Menschen in einen Eimer. Niemand sah hin. Jeder hatte genug Anstand, ihn zu ignorieren. Das nächste Mal würde es einer von ihnen sein.
    Jack versuchte, das Geräusch auszublenden und schloss die Augen. Versuchte, den Gestank all dieser ungewaschenen Leiber nicht zu riechen. Er konzentrierte sich auf die Luke. Wenn er stärker oder mutiger gewesen wäre, hätte er ungefähr in diesem Moment neben dem Haus herunterspringen können. Hätte in diesem Moment vielleicht schon ein Auto angehalten oder vom Telefon eines Nachbarn aus die Polizei angerufen. Sie könnten jetzt vielleicht längst frei sein.
    Als Jack die Augen öffnete, sah er, dass der toughe koreanische Jugendliche ihn beobachtete. Er selbst saß an seinem gewohnten Ort unter dem zugenagelten Fenster, der Koreaner an seinem Platz vor der angrenzenden Wand. Nach vier Tagen hatte jeder seinen persönlichen Flecken auf dem Boden. Geh zur Toilette, hol Essen, geh mit Rojas, um einen Anruf zu machen – jeder kehrte an seinen Platz zurück, genau an dieselbe Stelle, und niemand nahm je einem anderen den Platz weg. Dein Platz war dein Zuhause.
    Eines der koreanischen Mädchen, das ein bisschen Englisch sprach, erzählte Jack, der Name des toughen Jugendlichen sei Kwan. Mehr wusste sie nicht, auch wenn sie zusammen unterwegs waren, seit ihre Gruppe in Seoul ein Flugzeug nach Bogotá in Kolumbien bestiegen hatte. Kwan blieb für sich allein, redete wenig und hatte mit den anderen nichts zu schaffen.
    Jack begegnete seinem Blick, schaute weg, sah wieder hin. Er nickte einmal kurz, so eine Art Hallo, aber Kwan reagierte nicht. Sein schmales Gesicht bestand aus Flächen und Winkeln und war so warmherzig wie eine Maske aus Granit. Seine Lippe war aufgeplatzt, und auf seiner Wange prangte eine dicke violette Prellung.
    Jack wandte den Blick ab, und in dem Moment wurde die Tür geöffnet, und Krista kam herein. Sofort als er sie sah, wusste er, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Sie ging steif, so als balancierte sie einen Teller auf dem Kopf, und ihre Haut hatte die Farbe von Teig. Er setzte sich auf, starrte sie an, als sie zu ihm herüberkam, und stand auf, als sie bei ihm war, weil er befürchtete, sie könnte stürzen. Sie zitterte wie ein Laubblatt im Wind, kniff die Augen fest zusammen und drückte ihre Stirn an seine Brust.
    Jack durchfuhr echte Panik.
    »Was ist passiert? Kris, ist mit dir alles in Ordnung?«
    Sie sank zu Boden, und er setzte sich neben sie. Die beiden klammerten sich auf ihrem Platz aneinander.
    »Krissy?«
    Sie lehnte sich gerade weit genug zurück, um ihn ansehen zu können, hielt die Stimme gesenkt und den Rücken zu den anderen gewandt.
    »Wir müssen weg. Wir müssen weg von hier.«
    Jacks Panik steigerte sich zu einem tosenden Wirbelsturm.
    »Haben sie dir etwas angetan?«
    »Dem anderen Mädchen. Hast du sie nicht gehört?«
    »Was ist passiert?«
    »Er hat sie ins Bad geführt. Hast du es nicht gehört?«
    »Nichts. Ich habe nichts gehört.«
    »Er hat sie mit einer Zange bearbeitet. Er hat ihr mit einer Zange wehgetan. Sie hat geweint, und als sie herauskam, ging sie vornübergebeugt.«
    »Rojas?«
    »Der mit den fiesen Zähnen. Medina.«
    Das Pochen in Jacks Kopf ließ nach.
    »Wir werden gehen. Wir werden bald von hier verschwinden. Ich werde es noch mal mit der Luke versuchen.«
    »Die Garage ist besser. Lass uns einfach die Garage nehmen.«
    »Keine Panik, Krissy. Komm. Wir sind es doch schon hundertmal durchgegangen.«
    Vielleicht zweihundertmal seit dem ersten Tag, an dem

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