Straße des Todes: Thriller (German Edition)
Krista ihm von der Tür erzählt hatte, die vom Hauswirtschaftsraum in die Garage führte, und von der Wartungsluke in der Decke, hatten sie geplant und wieder geplant, wie sie fliehen könnten, und sie hatten zwei mögliche Varianten ausgearbeitet. Entweder sie gingen in die Garage und öffneten das Garagentor, oder Jack kletterte in den Dachboden hoch und entkam durch ein Lüftungsloch. Das Garagentor war langsamer und riskanter, daher gefiel Jack diese Variante nicht. Die Tür vom Hauswirtschaftsraum in die Garage war abgeschlossen, außer wenn die Bewacher sie benutzten, um Müll rauszubringen oder Essen reinzuholen oder einfach so kamen oder gingen. Was bedeutete, dass Jack und Krista in der Küche sein mussten, wenn die Bewacher die Tür benutzten. Sie wussten aus Erfahrung, dass es kurze Momente gab, in denen ein ankommender Bewacher die Tür unverriegelt ließ, während er in einen andern Raum ging. Zeit genug für Jack oder Krista oder beide, um in die Garage zu schlüpfen, aber dann würden sie das Tor öffnen müssen.
Das Garagentor machte Lärm. Krista hörte es auf- und zugehen, wenn sie in der Küche war. Man drückte auf den Schalter, und das Tor setzte sich scheppernd in Bewegung. Der kleine Elektromotor jaulte, während er das klappernde Tor langsam auf den quietschenden Führungsschienen hochzog. Sie mussten nur warten, bis das Tor sich dreißig, vierzig Zentimeter gehoben hatte, um sich dann darunter hindurchrollen zu können, aber diese wenigen Sekunden Wartezeit konnten zur Ewigkeit werden, wenn die Bewacher das Tor hörten. Und selbst wenn sie es unter dem Tor hindurch schafften, war Jack nicht sicher, ob sie schnell genug davonlaufen konnten und die Bewacher sie nicht mehr erwischten. Besonders Krista.
Jack hielt die Wartungsluke für sicherer. Die Hitze in diesen Dachböden in der Wüste war mörderisch, also musste sie abgeleitet werden. Die Dämmerung in den Zwischenräumen der Dachsparren reichte allein nicht. Die Rohre der Klimaanlage würden sich dort hindurchziehen und nach draußen führen, aber Jack wusste, dass diese älteren Wüstenhäuser zusätzlich große Entlüftungsöffnungen in den Giebeln besaßen. Wenn es ihm gelang, auf den Dachboden zu kommen, könnte er die Abdeckung vor einer solchen Entlüftung rausdrücken, auf den Boden hinunterspringen und zu einem benachbarten Haus laufen, von wo aus er die Polizei anrufen würde.
Der Weg über den Dachboden war sicherer, schneller und besser als die Garage, nur dass es ihm nicht gelungen war, die Luke zu öffnen.
»Morgen früh«, sagte Krissy.
»Was?«
Jack hatte über den Dachboden nachgedacht.
»Wenn du morgen früh den Eimer ausleerst. Miguel hat mir erzählt, sie bringen morgen früh neues Toilettenpapier und Öl zum Kochen und andere Sachen. Er wird mich brauchen, damit ich alles einräume. Du kannst den Eimer leeren und mehr Spülmittel holen. Ich will, dass wir verschwinden, wenn sie uns allein lassen und die Tür nicht verschlossen ist.«
»Ich will es noch mal mit der Luke versuchen.«
»Wir müssen weg.«
»Kommen wir ja auch. Ich möchte es nur noch einmal mit der Luke probieren.«
Krissy begann zu weinen.
»Wir müssen so schnell wie möglich hier weg. Wir können nicht länger bleiben.«
»Wir werden gehen. Sobald wie möglich und bei der ersten Gelegenheit, aber ich möchte noch einmal die Luke zu öffnen versuchen. Wenn ich sie nicht aufbekomme, bleibt uns sowieso nichts anderes als die Garage. Okay?«
»Ich will nicht mehr warten, Jack. Er hat dieses Mädchen mit der Zange verletzt. Er hat sie mir gezeigt. Er hat sie auf mich gerichtet.«
Ihre Augen waren gerötet und nass, und die Tränen rollten ungehindert über ihr wunderschönes Gesicht.
Er hielt ihre Arme und nickte, während er sie zu beruhigen versuchte.
»Bei der ersten Gelegenheit, die sich bietet. Wenn wir in die Garage kommen können, rennen wir einfach durchs Tor hinaus. Okay? Wir machen es, Kris. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit.«
»Ich will weg.«
»Wenn du ohne mich in die Garage kommen kannst, dann mach es und verschwinde. Warte nicht auf mich, okay? Wenn du in der Küche bist und sie die Tür nicht verschlossen lassen, dann gehst du rein und haust ab. Verschwinde. Das ist mein Ernst.«
Sie weinte heftiger und nickte, und Jack spürte, dass sie langsam den Mut verlor.
Er drückte sie an sich und streichelte ihr über den Kopf. Sie hatte die weichsten Haare der Welt. Weicher als irgendein Haar in der gesamten Geschichte
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