Straße des Todes: Thriller (German Edition)
in Anaheim lebten. Sie hatte eine Reise von fast zwei Monaten durch ganz Mexiko in Kauf genommen, um die Vereinigten Staaten zu erreichen. Ihr Traum war es, als Hausmädchen bei einer reichen Dame in Beverly Hills zu arbeiten und jeden Tag mit deren weißen Pudeln spazieren zu gehen.
Marisol stieß sie an.
»Wie kommt ihr auf eurer Seite zurecht?«
Sie wohnte in dem anderen Zimmer bei der anderen Gruppe Gefangener, von denen viele aus Mittelamerika stammten. Krista sah kurz zu Miguel hinüber, bevor sie antwortete.
»Nicht so gut. Sie tun den Leuten weh.«
»Auf unserer Seite auch. Wenn sie das Geld nicht bekommen, sorgen sie dafür, dass die Leute schreien. Dieses Mädchen aus Chile …«
Marisol sah zu Miguel hinüber und senkte ihre Stimme noch weiter.
»Der mit den Zähnen hat sie da unten angefasst. Ihre Mama hat telefoniert, und er hat dabei mit seinen Fingern diese Sachen gemacht. Er hat ihrer Mama gesagt, was er gerade tut.«
Krista sprach erst wieder, als sie den ersten Topf auf den Herd gestellt hatten und den zweiten füllten. Die Bohnen mussten gewaschen werden, also kippte sie sie in den Topf und fuhr mit den Fingern durchs Wasser.
Bei dem, was Marisol ihr anvertraute, sträubten sich Krista die Nackenhaare, und sie dachte kurz an die Zange und wie Medina sie angesehen hatte und hätte am liebsten geschrien. Stattdessen versuchte sie, etwas Ermutigendes zu sagen.
»Ein Mann von unserer Seite durfte heute nach Hause. Sie haben ihn schreien lassen. Wir haben es alle gehört, aber seine Familie muss dann wohl gezahlt haben. Sie haben ihn nach Hause geschickt.«
Marisol bekam riesengroße Augen.
»Sie haben ihn gehen lassen?«
»Vor ein paar Minuten. Er ist schon unterwegs.«
Marisol schüttelte langsam den Kopf.
»Nein, Krista. Nein. Die lassen uns nicht gehen.«
»Er ist weg. Rojas hat es uns gesagt.«
Marisol sah sie an, und die Stimme des Mädchens war eindringlich.
»Sie lassen uns nicht gehen. Sie kassieren nur immer weiter Geld. Es gibt nie genug Geld. Wenn unsere Familien uns nicht finden, müssen wir fliehen. Weißt du das denn nicht?«
Krista fragte sich, wie sie darauf reagieren sollte, als die Tür im Hauswirtschaftsraum aufging. Sofort sprang Miguel auf die Füße, während Medina aus der Garage hereinkam. Seine Hände und Unterarme waren mit irgendetwas Öligem beschmiert, und sein Hemd war schmutzig und fleckig.
Miguel lächelte blöde wie ein Chihuahua.
»Soll ich irgendwas machen?«
Medina beachtete ihn nicht weiter und knöpfte sich langsam das Hemd auf. Er musterte Marisol von oben bis unten, dann ließ er seinen Blick über Krista wandern. Er streifte sein Hemd ab wie eine Schlange ihre Haut und ließ es zu Boden fallen.
Er starrte Krista an, sprach aber zu Marisol:
»Wasch das. Mach das Wasser richtig heiß und benutz ein Bleichmittel.«
Marisol beeilte sich, das Hemd aufzuheben, und verschwand damit im Hauswirtschaftsraum.
Krista hörte undeutliche Stimmen, eine Autotür, einen Motor, der in der Garage angelassen wurde. Dann das Geklapper des Garagentors, als es sich öffnete.
Miguel begann wieder zu reden wie ein einfältig sabbernder Narr.
»Ich schätze, dann ist ja alles in Ordnung, was? Soll ich mich um irgendwas kümmern?«
Krista drehte sich erneut zu dem Topf um, weil sie Medinas Blicke nicht ertragen konnte. Sein Körper war breit und unbehaart. Er war muskulös, aber weder jung noch sauber. Lockere, fahle Haut spannte und faltete sich auf eine Art, die sie obszön fand.
Schließlich gab Medina Miguel einen Befehl.
»Schau in der Garage nach. Vergewissere dich, dass Orlato nichts fallen gelassen hat. Benutz das Bleichmittel.«
Miguel eilte an Marisol vorbei in die Garage.
Krista starrte in den Topf, der sich füllte, und spürte, wie Medina näher kam. Sie konnte die Hitze seines Körpers fühlen. Er blieb unmittelbar hinter ihr stehen.
»Weg da.«
Er stieß sie mit dem Körper beiseite, dann wusch er unter dem fließenden Wasser Hände und Unterarme ab, spülte seinen Dreck in die Bohnen.
»Gib mal das Spülmittel.«
Er drückte einen blauen Streifen auf die Unterarme und über die Hände, dann rieb er sich ein, bis ein kräftiger Schaum entstanden war. Den schmutzigen Schaum spülte er in die Bohnen, stellte das Wasser ab und drehte sich zu ihr um. Feuchtigkeit tropfte von seinen Armen auf den Boden.
»Trockne mich ab.«
Sie schaute auf, suchte Marisol oder die Gottesanbeterin oder Miguel, doch sie und Medina waren allein.
»Trockne
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