Straße des Todes: Thriller (German Edition)
er solle besser hoffen, dass seine Mutter nicht ihr ganzes Geld ausgegeben hatte. Sie hatten Mr. Chun umgebracht, weil seine Familie nicht zahlen konnte oder wollte. Und so wie er würden sie alle sterben. Einer nach dem anderen. Sobald der Geldfluss versiegte, würden sie in der Wanne verbluten.
Jack und Krista mussten hier weg. Heute. Sofort. Also musste Jack dafür sorgen, dass es passierte. Er suchte fieberhaft nach einem Plan, aber wenn er wegen des Messers in ihr Zimmer zurückkehrte, würde der Bewacher ihn womöglich nicht mehr rauslassen. Er hätte es gern Kwan gesagt und ihn als Verbündeten gewonnen, aber der war auch im Zimmer, womit er wieder vor dem gleichen Problem stand. Wenn Jack erst einmal ins Zimmer zurückkehrte, würde er vielleicht nicht mehr rauskommen, solange Krista noch in der Küche war.
Jack ließ ein paar Handtücher fallen, verschaffte sich damit Zeit zum Nachdenken. Er musste es jetzt tun, allein, ohne das Messer. Okay, gut. Kein Gejammer, zieh’s durch. Denk nach!
Miguel hatte einen Schlüssel, falls die Tür zur Garage versperrt war. Miguel war größer und stärker als er, aber er war zugleich faul und dumm, drehte Jack ständig den Rücken zu. Eine schwere Bratpfanne könnte eine gute Waffe abgeben oder auch die großen Dosen Tomaten, die Krista immer in die Suppe tat. Diese Dosen mussten locker ein paar Pfund wiegen.
Jack konnte Miguel problemlos in den Hauswirtschaftsraum locken, indem er so tat, als sei irgendwas mit der Waschmaschine nicht in Ordnung. Wenn es Jack schaffte, die Pfanne oder eine der großen Dosen zu packen, musste er nur für eine Sekunde hinter Miguel gelangen. Er würde tun, was immer getan werden musste, um diese Tür aufzubekommen.
Jack verspürte eine solche Angst, dass seine Augen zu tränen begannen. Er blinzelte mehrmals, presste die triefenden Handtücher an sich und ging weiter auf die Küche zu.
Normalerweise parkte Miguel seinen fetten Arsch auf einem Klappstuhl an der Tür zum Eingangsbereich. Dort schlief er meist, nur dass der Stuhl jetzt leer war.
Jack hoffte, dass Miguel gerade im Hauswirtschaftsraum oder in der Garage war, was die beste aller Möglichkeiten wäre, also beschleunigte er seinen Schritt.
Sein Herz hämmerte, und der Puls rauschte in seinen Ohren, als er aus der Diele in die Küche trat, sich für den Kampf bereit machte, der gleich beginnen würde …
Doch Miguel war nicht in der Küche, und nichts war, wie Jack es erwartet hatte.
Krissy lag auf dem Boden, und Medina stand über sie gebeugt. Sie hatte schützend die Hände hochgerissen. Ihr Gesicht war blutverschmiert.
Jacks Welt schrumpfte zu einem verschwommenen roten Tunnel zusammen, und in seinem Kopf dröhnte es. Er sah Krista auf dem Boden und Medina über ihr, dann sah Medina ihn, und seine Lippen zogen sich zurück, um die schrecklichen Zahnruinen zu entblößen.
Jack glitt durch die zu Boden fallenden, blutbefleckten Handtücher nach vorne und ging ohne das geringste Zögern zum Angriff über.
26.
Marisol war in der Küche, als Krista mit Miguel eintraf. Der magere Bewacher, den Krista die Gottesanbeterin nannte, lehnte lässig an der Arbeitsfläche, verzog sich aber ins Wohnzimmer, als Miguel kam.
Dieser stieß mit dem Fuß einen Karton mit Konserven und Plastikbeuteln an, der neben dem Kühlschrank auf dem Boden stand.
»Bohnen und Reis. Mach die roten Kidneys. Da sind zwei Fünfpfundbeutel drin. Ich hab außerdem Lorbeerblätter und Chilischoten. Siehst du die? Damit wird’s richtig gut.«
Marisol warf einen Blick in den Karton, aber Krista zeigte kein Interesse. Sie ging mit dem größten Topf vom Herd zur Spüle und ließ Wasser hineinlaufen.
Marisol brachte die Beutel mit Bohnen und den Reis zur Arbeitsfläche, dann holte sie den zweiten Topf und Küchengeräte und wartete, bis der Wasserhahn frei war. Ein großer Topf für die Bohnen, der andere für den Reis.
Miguel ging in den Eingangsbereich, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und schlug eine Autoillustrierte auf.
Krista warf ihm einen kurzen Blick zu. Um sich zu vergewissern, dass er nicht hinsah. Sie war selbst nicht groß, aber sie musste sich zu ihrer kleinen Freundin hinunterbeugen, um ihr etwas zuzuflüstern.
»Hätte nicht gedacht, dass er lesen kann.«
»Kann er auch nicht. Er sieht sich nur die Bilder an.«
Sie lächelten sich kurz zu, dann konzentrierten sie sich darauf, die Töpfe zu füllen. Krista mochte Marisol. Sie war ein sehr kleines Mädchen aus Ecuador, deren Cousins
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