Straße des Todes: Thriller (German Edition)
bin’s, Nancie!«
Sie folgte der Diele in den Hauptraum, der auf den (ebenfalls per Timer) beleuchteten Pool hinausführte, der so still und sauber dalag, dass er mit Luft gefüllt zu sein schien. Sie rief wieder.
»Hey, Alter!«
Das Haus war gepflegt, ordentlich und sauber. Sie war auf dem Weg zu den Schlafzimmern, als ihr Telefon klingelte. Sie nahm an, es war Tony, der zurückrief, bis sie die 760er Vorwahl sah. 760 war Palm Springs.
»Stendahl.«
»Äh, hier spricht Sergeant Conner Hartley vom Palm Springs Police Department. Ich würde gern mit, äh, Mrs. Nancie Stendahl sprechen.«
»Am Apparat.«
Sie kannte die Stimme nicht, aber das spielte auch keine Rolle. Sie hatte während der letzten vier Tage eine Menge Anrufe aus der Wüste erhalten.
»Äh, Deputy Director Nancie Stendahl? Vom ATF in Washington ?«
Als könnte er es immer noch nicht fassen.
»Assistant Deputy Director, Sergeant – trotzdem vielen Dank für die Beförderung. Haben Sie meinen Neffen gefunden?«
»Äh, nein, Ma’am, nein, tut mir leid. Mein Chef sagte, ich soll Sie anrufen. Um Ihnen zu sagen, dass wir die in Coachella gefundenen Teile des Ford Mustang bis zu einem Fahrzeug zurückführen konnten, das zugelassen ist auf, äh …«
Sie beendete den Satz für ihn.
»Auf den Arrowhead Trust, Nancie Stendahl und Jack Berman, Treuhänder.«
»Äh, ja, Ma’am. Der Wagen ist nicht als gestohlen gemeldet worden, weder hier noch in L.A. Wir haben das noch einmal beim LAPD und bei den L.A. Sheriffs nachgeprüft – nur für den Fall, dass es irgendwie durch die Maschen gefallen ist, aber es ist nichts gemeldet worden.«
Die Polizei von Coachella und die Riverside County Sheriffs hatten einen Ring von Autodieben ausgehoben, die in Coachella, nicht weit von Palm Springs, eine Werkstatt betrieben, in der gestohlene Fahrzeuge ausgeschlachtet und zerlegt wurden. Bei der nachfolgenden Überprüfung der Fahrgestellnummern und der Seriennummern von Autoteilen entdeckten die Beamten, dass als Besitzer eines gewissen Mustang ein Arrowhead Trust eingetragen war, dessen postalische Anschrift das Hauptquartier des ATF in Washington, D.C., war, zu Händen von Assistant Deputy Director Nancie Stendahl. Der Chef der Polizei von Coachella hatte daraufhin sofort Kontakt zu ihr aufgenommen, um herauszufinden, ob ihr das Auto noch gehörte.
»Haben die Leute, die Sie in der Werkstatt festgenommen haben, gesagt, woher sie den Wagen hatten?«
»Äh, also, da muss ich nachfragen.«
Sie ließ ihre Stimme betont unterkühlt klingen.
»Würden Sie bitte meine Nummer weitergeben und Ihren Chef bitten, mich persönlich anzurufen? Ich würde mich über einen Rückruf noch heute Abend sehr freuen, ganz egal zu welcher Uhrzeit.«
»Äh, ja, Ma’am.«
»Eines noch. Haben Sie das Haus in Palm Springs überprüft?«
Der Arrowhead Trust besaß das Haus hier im Kenter Canyon, das andere Haus in Palm Springs und den restlichen Nachlass von Bonnie und Mel, alles in treuhänderischer Verwaltung für Jack, mit Nancie als Treuhänderin.
»Ja, Ma’am. Der Chief hat zwei Ermittler rausgeschickt. Sah alles in Ordnung aus.«
»Vielen Dank, Sergeant. Bitten Sie Ihren Chef, mich zurückzurufen.«
»Ja, Ma’am.«
Sie beendete das Gespräch und starrte in das bläulich schimmernde Wasser des Pools, fragte sich dabei, wo Jack war und wie sein Mustang in so einer Ausschlacht-Werkstatt landen konnte, ohne dass er den Wagen als gestohlen gemeldet hatte. Das alles fragte sie sich immer wieder, seit der Polizeichef von Coachella sie angerufen hatte, und keine der möglichen Erklärungen gefiel ihr. Nach dem Anruf des Chiefs hatte Nancie umgehend versucht, Jack auf seinem Handy zu erreichen, und ihm eine SMS und eine E-Mail geschickt, und das tat sie seitdem jeden Tag, doch bislang hatte sie noch nichts gehört. Zwei ATF-Kollegen aus L.A. waren zum Haus hinaufgefahren, konnten aber nichts Ungewöhnliches entdecken.
»Verdammt, Jack!«, schimpfte Nancie Stendahl.
Sie ließ ihre Handtasche auf die Couch fallen, zog ihre Kostümjacke aus, schob dann die Glasschiebetür auf und ging hinaus zum Pool.
Jack war noch minderjährig, als Bonnie und Mel ums Leben kamen. Ihrer Schwester und ihrem Schwager war es beruflich gut ergangen, beide waren Anwälte, und sie besaßen das Kenter-Haus und ein zweites Haus in Palm Springs. Außerdem war die Schadensersatzleistung der Versicherung des Betrunkenen, der für ihren Tod verantwortlich war, gewaltig gewesen. Nancie hatte daraufhin
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