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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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angerichtet war. Inmitten der Pick-ups und Spritschlucker aus den siebziger Jahren sah ich Belmont Pughs schwarzen Chrysler, dessen Kotflügel mit einer grauen Schlammschicht überzogen waren.
    Die Fenster des Chrysler waren offen, und als ich vorbeiging, sah ich einen gelangweilten Staatspolizisten am Lenkrad sitzen und im Fond eine Frau, die eine Zigarette rauchte. Sie sah aus, als wäre sie dem Labor eines Dr. Frankenstein entsprungen – mit Silikon-Implantaten, straff geliftetem Gesicht, künstlich gebräunter Haut und einem Parfüm, das nach purer Chemie roch. Sie schnauzte sich mit einem Kleenex und warf es aus dem Fenster ins Gras.
    Belmont hatte den Mund voller Essen, und sein Stetson war nach hinten geschoben, sodass seine Haare an der Stirn klebten wie bei einem kleinen Jungen.
    »Du willst doch niemanden niederschlagen, nicht wahr, mein Junge?«, sagte er.
    »Ich muss mit dir über Letty Labiche reden.«
    »Ich hab’s gewusst.«
    »Sie hat noch zwei Wochen.«
    »Daran brauchst du mich nicht zu erinnern. Vor dem Capitol marschieren die Leute mit Schildern auf und ab. Ich krieg Anrufe von Italienern, Leuten aus dem Vatikan.«
    »Du willst das nicht auf dem Gewissen haben, Belmont.«
    Er warf einen Hühnerknochen über die Schulter und stand vom Tisch auf.
    »Komm ein paar Schritte mit«, sagte er.
    Wir gingen in das Zedernwäldchen. Der Himmel war jetzt purpurrot, und rundum zirpten die Heuschrecken. Er ballte ein ums andere Mal die Fäuste, öffnete sie wieder und schaute auf das glänzende Fett an seinen Händen.
    »Ich werde in der Nacht, in der der Hinrichtungsbefehl verlesen wird, am Telefon ausharren. Wenn ich neue Beweise vorgelegt bekomme oder was vom Bundesgericht höre, verfüge ich einen Aufschub. Ansonsten geht die Sache ihren Gang«, sagte er.
    »Es ist falsch. Das weißt du ganz genau.«
    »Ich bin der Gouverneur. Kein Richter. Kein Geschworener. Ich hatte mit diesem Prozess nicht das Geringste zu tun. Es liegt nur an euch, drunten im Bezirk Iberia. Hört endlich auf, die ganze Schuld auf uns in Baton Rouge zu schieben und mir euren Dreck vor die Tür zu kippen, hast du gehört?«
    Er wandte sich ab und stieß den Atem aus. Die Locken in seinem Nacken bewegten sich wie Hühnerfedern im Wind. Sein schwarzer Chrysler wurde von der untergehenden Sonne in rotes Licht getaucht. Jemand schaltete das Neonkreuz auf der Kirche an.
    »Wer ist die Frau im Auto?«, fragte ich.
    »Sie ist Missionarin, wie in Missionarsstellung. Ich bin ein Sünder. Ich leugne es ja gar nicht. Hör auf, mir ständig auf die Hucke zu steigen, Dave.«
    »Connie Deshotel hat mich gewarnt.«
    »Was?«
    »Sie hat gesagt, dass Sie bei dir nichts erreicht hat. Ich weiß nicht, warum ich gedacht habe, ich könnte es.«
    »Connie Deshotel ist es doch, die mir ständig erzählt, dass entweder Letty Labiche die Spritze kriegt oder ich wieder Besen und Putzmittel verkaufen darf. Woher, in Gottes Namen, kriegst du denn deine Auskünfte, mein Junge?«
    Er ging zu den Picknicktischen zurück und blieb bei einem Wasserhahn stehen. Er drehte ihn auf, wusch sich die Hände und schrubbte sie im Strahl, als wäre irgendetwas Ekelhaftes in seine Haut eingedrungen. Dann riss er ein mindestens einen Meter langes Stück Papierhandtuch von einer Rolle, wischte sich Hände, Unterarme und Mund ab, knüllte es zusammen und warf es auf eine Mülltonne, an deren Rand es abprallte. Sein Stetson schimmerte im Schein des Neonkreuzes auf der Kirche in einem weichen Blauton.
    Am Samstagnachmittag kam Dana Magelli mit einer Gerätekiste und einer Wurfangel in meinen Köderladen. Seine Blue Jeans und die Tennisschuhe sahen aus, als kämen sie frisch aus der Verpackung.
    »Hast du irgendwelche Boote zu vermieten?«, fragte er.
    »Such dir eins aus«, sagte ich.
    Er holte sich eine Dose Sodawasser aus der Kühlbox, wischte das geschmolzene Eis ab, legte einen Dollar auf den Ladentisch und setzte sich auf einen Hocker. Ein anderer Kunde fischte gerade mit einem Netz Elritzen aus dem belüfteten Tank im hinteren Teil des Ladens und kippte sie in einen Köderfischeimer. Dana wartete, bis er fertig war und wieder hinausging. »Ihr zwei, du und Purcel, treibt nicht zufällig ein böses Spiel mit Jim Gable, oder?«
    »Was für ein Spiel?«
    »Er sagt, er hat in seiner Suppe im Restaurant Glas gefunden. Er sagt, jemand verfolgt ihn. Er sagt, er meint ein Gewehr mit Zielfernrohr in einem Fenster gesehen zu haben.«
    »O Gott, das ist ja furchtbar.«
    »Offenbar hat er

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