Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
braucht er erst mal eine Zeit lang seine Ruhe«, sagte sie und legte auf.
    An diesem Abend fuhr ich zum Motel. Den ganzen Tag über war es heiß gewesen, aber jetzt, da der Himmel im Westen rot und purpurn leuchtete, hatte es gerade angefangen zu regnen. Clete hatte eine schwere Alkoholfahne, als er die Tür öffnete, und er sah aus, als hätte er in den Sachen geschlafen, die er anhatte.
    »Was gibt’s, Streak?«, sagte er.
    »Hat Passion dir nicht ausgerichtet, dass ich angerufen habe?«
    »Muss sie vergessen haben.«
    Er zog die Tür hinter mir zu. In dem dunklen Zimmer herrschte ein einziges Durcheinander. Ein rotes Halstuch, so ähnlich wie das, das Passion umgebunden hatte, lag auf dem Nachttisch. Er holte eine offene Dose Bier aus dem Kühlschrank, trank sie aus und warf sie in einen Abfallkorb.
    »Jim Gables Chauffeur wollte Remeta erledigen. Remeta hat ihm eine Kugel verpasst und seine Unterkunft in Brand gesteckt«, sagte ich. Ich schaute ihn von der Seite an, sah ihn ins Leere starren. »Clete?«
    »Wollte Remeta, dass jeder denkt, er wäre der Tote?«
    »Oder Zeit gewinnen, bis er Gable gefunden und ihn um die Ecke gebracht hat.«
    »Gable hat den Hit in Auftrag gegeben, was?«
    »Das nehme ich doch an.«
    Er drehte den Wasserhahn an der Spüle auf und wusch sich mit den Händen das Gesicht. »Ich sitz auf dem Trocknen. Ich brauch was zu trinken«, sagte er.
    »Ich dachte, du hast mit Passion Schluss gemacht.«
    »Sie ist allein. Ihre Schwester wird hingerichtet. Sie hat ’ne unheilbare Krankheit. Was soll ich ihr denn sagen? Du warst ’ne prima Punze, aber jetzt zisch ab?«
    Dann öffnete er einen Schrank nach dem anderen, wühlte in seinem Koffer herum, riss erneut den Kühlschrank auf, obwohl er bereits wusste, dass kein Schnaps mehr im Cottage war.
    »Passion will, dass ich mit ihr zu Lettys Hinrichtung gehe. Sie hat Letty meinen Namen auf die Liste setzen lassen«, sagte er. »Hast du mal den Stake in Saigon gesehen? Mir ist nicht nach diesem Mist zu Mute.«
    Er wedelte mit seiner fleischigen Hand in der Luft herum, als wollte er einen eingebildeten Gegner verscheuchen. Ich setzte mich auf die Bettkante und wartete, bis sich sein Ärger wieder legte. Dann fiel mein Blick auf eines der Kissen vor dem Kopfteil.
    »Wer hat da geblutet?«, fragte ich.
    »Geh heim, Dave, lass mich eine Weile allein. Ich werd schon wieder. Ich versprech’s«, sagte er, beugte sich schwerfällig über die Spüle und atmete tief durch, sodass er von hinten wirkte wie ein gestrandeter Wal.
    Am nächsten Tag erhielt ich einen weiteren Anruf von Connie Deshotel.
    »Ich bin bei Belmont keinen Schritt vorangekommen«, sagte sie.
    »Aha.«
    »Er ist hin und her gerissen zwischen seinen persönlichen Neigungen und den Erwartungen der Wählerschaft. Es ist nicht leicht für ihn«, sagte sie.
    »Seinen Neigungen? Ich werde es Letty Labiche bestellen, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme.«
    »Ich habe zu helfen versucht. Ich weiß nicht, was Sie sonst noch wollen.«
    »Wo ist Belmont jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Versuchen Sie’s in seinem Büro. Aber ich habe damit nichts mehr zu tun. Haben Sie das verstanden? Offen gesagt habe ich auch genug von Ihrer Unverschämtheit«, sagte sie.
    »Was für eine Beziehung haben Sie zu Jim Gable, Connie?«, sagte ich.
    Doch die Verbindung war bereits unterbrochen.
    Connie Deshotel hatte gesagt, sie wüsste nicht, wo Belmont Pugh sich aufhielt. Aber heute war Mittwoch, und ich wusste, wo ich ihn finden würde. Als Belmont noch Wanderprediger und Besenvertreter gewesen war, hatte er jeweils zur Wochenmitte eine aus Brettern gebaute fundamentalistische Kirche in der Nähe von Lottie aufgesucht, einer kleinen, im Atchafalaya-Becken gelegenen Ortschaft. Die Gemeinde hatte fünfunddreißig Dollar für jede Predigt bezahlt, die Belmont hielt, und bis zum heutigen Tag nahm er regelmäßig an den Zusammenkünften am Mittwochabend teil, sei es aus Dankbarkeit oder weil er durch seine Anwesenheit den Eindruck erwecken wollte, er wäre so demütig und bescheiden wie eh und je.
    An diesem Abend fuhr ich durch Opelousas und nahm den Highway 190 nach Baton Rouge, bog dann auf eine Muschelschalenpiste ab, überquerte die Bahngleise und steuerte immer tiefer ins Becken hinein, an einer Reihe kleiner Häuser mit rostigen Fliegengittern vorbei zu einer Kirche mit einem Neonkreuz auf dem Dach.
    Die Gemeindemitglieder hatten bei einem Zedernwäldchen Holztische aufgestellt, auf denen das Abendessen

Weitere Kostenlose Bücher