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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Labiche helfen wollen?«
    »Ganz einfach. Weil sie ihre Mitmenschen liebt und jederzeit dazu bereit ist, den Arsch für jemand hinzuhalten, auch wenn er einen Polizisten umgebracht hat«, sagte Helen.
    »Richtig«, sagte ich.
    Am nächsten Morgen fuhr ich zu Passion Labiches Haus hinaus, aber sie war nicht da. Ich fuhr auf der Straße parallel zum Bayou zu ihrem Nachtclub am Stadtrand von St. Martinville und sah ihren Pick-up, der unter einem tropfenden Baum vor der Hintertür stand. Sie lud Lebensmittel aus und schleppte sie, jeweils zwei Tüten auf einmal, durch eine tiefe Wasserpfütze in die Küche. Sie trug eine weite Latzhose, ein graues T-Shirt und hatte ein rotes Tuch um den Hals gebunden. Ihre Füße waren bis über die Knöchel klatschnass.
    »Kann ich mit anfassen?«, fragte ich.
    »Bin schon fertig. Was wollen Sie, Dave?«, sagte sie.
    Ich folgte ihr, als sie durch die Fliegendrahttür in die Küche ging.
    »Ich habe mit der Generalstaatsanwältin gesprochen. Sie hat sich dazu bereit erklärt, dem Gouverneur Ihre Aussage zu Carmouches Tod vorzulegen«, sagte ich.
    »Was für eine Aussage?«
    »Wie bitte?«
    »Ich hab gefragt, von welcher Aussage Sie sprechen.«
    Sie stellte einen großen Gumbotopf auf den Gasherd, schnitt einen Sack Okraschoten auf, spülte sie im heißen Wasser und rieb sie mit einem Geschirrtuch ab. Ihre Haare wirkten fettig und ungewaschen, und saurer Schweißgeruch stieg aus ihrer Kleidung auf.
    »Wenn Sie ungeschoren davon kommen wollen, müssen wir warten, bis der Staatsanwalt aus Washington zurück ist«, sagte ich.
    »Ich hab Sklerodermie. Kann er mich bei der auch ungeschoren davon kommen lassen?«
    »Ich will ihnen ja nur klar machen, welche Möglichkeiten wir haben.«
    »Ich kann doch machen, was ich will. Die bringen meine Schwester sowieso um. Was Ihre Freunde angeht, die Generalstaatsanwältin und Belmont Pugh. Ich wünschte, die würden mal auf den Tisch geschnallt werden. Ich wünschte, sie würden mal erleben, wie einem zu Mute ist, wenn man in einem Käfig sitzt und bloß noch darauf wartet, dass einem jemand eine Nadel in den Arm sticht, die einem den Atem in der Brust nimmt. Denn auf diesem Tisch stirbt man keines leichten Todes, nein, nein. Dort erstickt man.« Sie hob den Arm und wischte sich über das Gesicht. »Es ist gelaufen, Dave. Behelligen Sie mich und Letty nicht noch mal.«
    Als ich zwischen den Zuckerrohrfeldern, die sich vor dem grauen Himmel wiegten, ins Büro zurückfuhr, musste ich ständig an Passions Worte denken. Warum hatte sie sich so sonderbar ausgedrückt, als sie die Hinrichtung schilderte, so als spräche sie von ihrem eigenen Tod, nicht von Lettys?
    Am darauf folgenden Montag rief mich Dana Magelli aus New Orleans an.
    »Ich stecke gerade an der Camp Street. Wir sind vor einer halben Stunde wegen einer Schießerei verständigt worden. Die Nachbarn sagen, ein blonder Typ wäre mit einem Honda vorgefahren und reingegangen, dann hätte es zwei Mal geknallt, und der Honda war wieder weggefahren. Wir haben den Nachbarn Remetas Bild gezeigt. Sie sagen, der Typ, der da oben wohnt, sieht so ähnlich aus.«
    »Hat jemand Remeta umgelegt?«
    »Weiß ich nicht genau«, erwiderte Magelli.
    »Seid ihr noch nicht drin gewesen?«
    »Das Haus brennt. Aber es gibt auch noch ein anderes Problem. Aus den oberen Fenstern wird geschossen. Derjenige, der da drin ist, geht mitsamt dem Schiff unter.«
    Helen und ich besorgten uns einen Streifenwagen, schalteten das Blinklicht ein und nahmen die vierspurige Schnellstraße über Morgan City nach New Orleans. Wir schafften es in knapp zwei Stunden. Wir bogen vom I-10 auf die St. Charles Avenue ab und fuhren am Lee Circle vorbei in Richtung Garden District. Als wir in die Camp Street stießen, war die ganze Straße von Einsatzfahrzeugen abgeriegelt, und aus dem ausgebrannten Ziegelgemäuer und dem eingestürzten Dach des Hauses, das ich auf dem alten Foto gesehen hatte, stiegen immer noch schwarze Rauchwolken auf.
    Magelli stand hinter einem Streifenwagen des NOPD und zuckte leicht zusammen, als eine scharfe Patrone in der Hitze hochging.
    »Habt ihr ihn erwischt?«, sagte Helen.
    »Wir haben ihn gar nicht zu sehen gekriegt«, sagte Magelli.
    »Im Erdgeschoss ist auch noch keiner gewesen?«, fragte ich.
    »Wir haben unseren Sicherheitsabstand gehalten. Niemand von uns ist getroffen worden. Bist du damit einverstanden?«, sagte er.
    »Na klar«, erwiderte ich.
    Der abweisende Blick, mit dem er mich gemustert hatte,

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