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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Stoffhandschuhe und den Reservereifen von der Ladefläche, ging neben dem vorderen Kotflügel in die Hocke und fing an, die Schrauben zu lösen. Ich hörte, wie ein Wagen neben mir anhielt und jemand auf den Eingang des Ladens zuging, dann aber stehen blieb.
    »Da schau einer an, das ist ja der gute Dave?«, ertönte eine Männerstimme.
    Ich blickte zu Jim Gables grinsendem Gesicht auf. Er trug ein Tweedsakko, eine braune Hose, auf Hochglanz gewienerte Slipper und ein rosa Hemd, auf dessen Brusttasche ein silbernes Pferd gestickt war. Nur noch ein paar gelblich verfärbte Flecken um das eine Auge und den Mundwinkel zeugten von den Schlägen, die er beim Shrimp-Festival bezogen hatte.
    Er schaute zur Galerie, wo ein kleiner Junge und ein alter Mann in Latzhose auf einer Holzbank saßen, Limonade tranken und Erdnüsse knackten.
    »Der Radschlüssel, den Sie da in der Hand haben, sieht ja gemeingefährlich aus. Sie sind doch nicht etwa geladen, oder?«, sagte er.
    »Nicht im Geringsten, Jim.«
    »Stehen Sie nicht auf. Ich nehme an, Sie haben meine Frau bereits belästigt. Sie wird’s mir später schon berichten«, sagte er.
    Er ging an mir vorbei, die Treppe hinauf, über die Galerie und durch die Fliegendrahttür in den Laden. Er schüttelte den Leuten die Hand, hielt dann, ganz der Gentleman, wieder die Fliegendrahttür auf und ließ eine ältere Frau eintreten. Ich setzte den Reservereifen auf die Achsnabe, zog die Schrauben an, ließ den Wagenheber ab und ging dann in den Laden.
    Gable saß an einem Tisch mit aufgemaltem Schachbrettmuster und trank aus einer Papptasse Kaffee. In dem Laden roch es nach Käse, Mittagsbraten, in der Mikrowelle aufgewärmtem Boudin und dem grünen Sägemehl, mit dem der Boden bestreut war. Ich drehte einen Stuhl um und setzte mich Gable gegenüber.
    Er grinste mich genauso an wie draußen, wollte aber nicht auf Blickkontakt mit mir gehen.
    »Remeta hat Sie mit Rehposten verfehlt? Möglicherweise dreht er jetzt durch. Ich möchte ihn nicht auf dem Hals haben«, sagte ich.
    Er zupfte an seinem Kragen, warf einen Blick aus dem Fenster, auf den verlassenen Nachtclub und die Jax-Bierreklame, die an ihren Ketten schaukelte.
    »Sie haben nicht die geringste Ahnung, was los ist, nicht wahr?«, sagte er.
    »Muss ich auch nicht. Die Zeit und Remeta arbeiten für mich.«
    Eine Familie im Sonntagsstaat kam herein, worauf alle die Schirme zusammenfalteten, losprusteten und über den Regen lachten.
    »Ich habe mir Ihre Akte rausgeholt. Sie sind früher schon wegen Ihrer Gewaltausbrüche aufgefallen, und Alkoholiker sind Sie außerdem. Sie haben sich Ihr ganzes Leben lang nur in die Nesseln gesetzt«, sagte er.
    Ich schaute Gable in die Augen.
    »Ich weiß, dass Sie meine Mutter ermordet haben. Ich weiß, was sie gesagt hat, bevor Sie und Ihr Partner sie umgebracht haben. ›Ich heiße Mae Robicheaux. Meine Junge hat in Vietnam gekämpft. Big Aldous Robicheaux war mein Mann.‹ Ich werde Sie entweder selber umbringen oder dabei sein, wenn Sie die Spritze kriegen, Jim«, sagte ich.
    Er blickte mich jetzt unverwandt an, damit er nicht zu den Leuten schauen musste, die vom Ladentisch aus zu uns herstarrten.
    »Ich geh jetzt hinaus. Das sind meine Nachbarn. Sie werden mir nicht das Geringste tun. Ich habe eine Waffe dabei, aber meine Hände liegen auf dem Tisch. Jeder kann das sehen«, sagte er.
    »Ich habe Boots versprochen, dass ich mich nicht noch mal so aufführe wie früher. Normalerweise halte ich mein Wort, aber ich bin auch nur ein Mensch. Außerdem möchte ich, dass Sie eine Vorstellung davon bekommen, wie wir zueinander stehen und was vermutlich passieren wird, wenn wir uns irgendwann wieder mal über den Weg laufen. Also, in diesem Sinn –«, sagte ich, ballte die Faust, beugte mich über den Tisch und verpasste ihm mit dem Stoffhandschuh einen Haken ans Auge, der ihn in einen Stapel Gemüsekonserven schleuderte.

32
    A m Mittwochabend saß Alafair bei dem McDonald’s an der East Main Street an einem Tisch im Freien, als ein rotes Auto auf den Parkplatz stieß und ein junger Mann mit einem frisch gebügelten weißen Hemd, gestärkter Khakihose, Sonnenbrille und einem Strohhut ausstieg und zu ihr ging.
    Er blieb vor ihr stehen, stützte die Finger der einen Hand auf die Tischplatte und musterte sie mit ausdrucksloser Miene durch seine Sonnenbrille.
    »Darf ich mich setzen?«, fragte er.
    »Du solltest dich hier nicht blicken lassen, Johnny. Du wirst gesucht«, erwiderte sie.
    »Das ist nichts

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