Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
wieder besuchen. Rufen Sie mich an, wenn Sie irgendwas brauchen.«
Sie winkte mir kurz zu und fuhr davon.
»Du bist mit Connie Deshotel zur Schule gegangen?«, fragte ich Bootsie, als ich in die Küche kam.
»Bei einem Abendkurs an der LSU. Sie hat sich gerade ein Wochenendhaus bei Fausse Pointe gekauft. Du wirkst so verdutzt?«
»Sie ist sonderbar.«
»Sie ist eine nette Person. Hör auf mit deiner Amateurpsychologie«, sagte Bootsie.
»Sie hat in Baton Rouge mit einem gewissen Don Ritter zu Mittag gegessen, einem Polizisten aus New Orleans. Er ist ein echt mieser Typ.«
Sie hängte das Geschirrtuch über den Wasserhahn, drehte sich zu mir um und ließ den Blick über mein Gesicht schweifen.
»Was hat er getan?«, fragte sie.
»Er legt schwarzen Nutten die Daumenschrauben an. Helen sagt, er hat früher die Schwulen im Quarter erpresst.«
»Dann ist er ein korrupter Cop. Er ist nicht der einzige, den du gekannt hast.«
»Er ist ein Kumpel von Jim Gable.«
»Aha. Das ist also das eigentliche Thema dieses Gesprächs. Vielleicht solltest du mich lieber vorwarnen.«
»Gable weiß über den Tod meiner Mutter Bescheid. Davon bin ich hundertprozentig überzeugt, Boots.«
Sie nickte, aber eher versonnen, in sich gekehrt, als an mich gewandt, nahm sich dann einen Braten für unsere Sandwiches vor und schnitt ihn auf der Anrichte auf. Sie führte das Schlachtermesser immer energischer, immer schneller, hielt mit der anderen Hand das glitschige Knochenstück fest, das ihr als Griff diente, während die Klinge ein ums andere Mal auf das Schneidebrett schlug. In einem Zug schnitt sie die flachen Fleischscheiben durch, legte eine blutrote Tomate daneben, halbierte und viertelte sie, und ihre Knöchel wurden immer weißer. Dann drehte sie sich um und schaute mich an. »Was soll ich dir sagen? Dass ich mich dafür verabscheue, dass ich mit ihm geschlafen habe? Was willst du denn von mir hören, Dave?«
Kurz vor dem Wochenende rief mich Connie Deshotel im Büro an.
»Dave, wir haben womöglich Glück gehabt. Kennen Sie einen Berufsverbrecher namens Steve Andropolis?«, sagte sie.
»Er hat früher für Killertrupps Schmiere gestanden.«
»Er ist in Morgan City inhaftiert worden.«
»Weswegen?«
»Er befand sich im Besitz gestohlener Waffen. Er sagt, er kennt Sie. Damit ist er zum vierten Mal dran. Er will sich auf einen Handel einlassen.«
»Andropolis ist ein notorischer Lügner.«
»Mag sein. Er sagt, er kann uns Hinweise auf den Mord an Zipper Clum geben. Außerdem sagt er, er wüsste, wie Ihre Mutter gestorben ist.«
Die Sonne stand hell und hoch am Himmel, brach sich in tausend gleißenden Dolchen auf den dunkel getönten Fenstern der Autos auf dem Parkplatz. Ich spürte, wie sich meine Hand um den Telefonhörer krampfte.
»Wie ist er an diese Hinweise gekommen?«, fragte ich.
»Ich weiß es nicht. Zwei Detectives aus New Orleans wollen ihn heute Nachmittag vernehmen. Wollen Sie sich mit denen dort treffen?«
»Ist Ritter auch dabei?«
»Vermutlich. Er hat den Fall übernommen.«
»Wie hoch ist die Kaution, die Andropolis stellen muss?«
»Null. Es besteht Fluchtgefahr.«
»Ich werde zusehen, dass ich in den nächsten zwei, drei Tagen dort vorbeischaue. Danke für die Mitteilung, Miss Deshotel«, sagte ich.
»Sie scheinen das ja sehr gelassen aufzunehmen.«
»Die Straftat fällt nicht in unsere Zuständigkeit. Ich habe keinerlei rechtliche Handhabe, um irgendetwas für ihn zu tun. Er meint doch bloß, er könnte mich benutzen und gegen jemand anderen ausspielen. Soll er ruhig eine Weile schmoren.«
»Sie hätten Staatsanwalt werden sollen«, sagte sie.
»Hat er auch was zu Remeta zu bieten?«, sagte ich, als wäre es mir gerade noch eingefallen.
»Ritter meint, dass er Remeta möglicherweise die Waffe verkauft hat, mit der Zipper Clum umgebracht wurde. Vielleicht weiß er, wer den Mord in Auftrag gegeben hat.«
»Die Knarre wurde beim Einbruch in einen Sportwarenladen erbeutet. Bei den Tätern handelt es sich um schwarze Kids aus St. Thomas. Andropolis hält Ritter zum Narren.«
»Ich dachte, ich könnte Ihnen vielleicht behilflich sein. Viel Glück, Dave. Und bestellen Sie Ihrer Frau beste Grüße von mir.«
Der Himmel hing voller gelber und roter Wolken, als Clete und ich am späten Nachmittag am Lake Fausse Pointe ein Boot zu Wasser ließen. Ich drehte den Außenborder auf und steuerte einen langen Kanal entlang, der zu beiden Seiten von dichtem Wald gesäumt war. Grüne Stämme wälzten
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