Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Tanzlokals zu einer Hütte führte. Er trug eine glänzende Messingplakette an der Brusttasche seines Hemds, und sie küsste ihn im Licht, einmal, zweimal, schob die Hand zu seinen Lenden hinab, als er zögerte.
Dann waren sie in der Hütte, und der Wachmann, nackt jetzt, ragte zwischen ihren Beinen auf, stützte sich mit den Armen ab und drang auf sie ein, dass ihr Leib auf die fleckige Matratze gedrückt wurde und das eiserne Bettgestell ein ums andere Mal an die Bretterwand schlug. Ein Güterzug, der mit Zucker von der Raffinerie beladen war, donnerte am Fenster vorbei.
Als der Wachmann gerade zum Höhepunkt kam, mit den Lippen zuckte und die Zähne bleckte, wurde die Hüttentür aufgerissen und Mack kam herein und schaltete das Licht an. Sein schmales Gesicht mit dem dünnen Schnurrbart sprühte förmlich vor Entschlossenheit. Er trug spitze Stiefel, eine gestreifte Hose, ein zweifarbiges Sportsakko und einen schief sitzenden Fedora, mit dem er fast wie ein Pferdetrainer wirkte. Er zog einen kleinen, vernickelten Revolver aus dem Gürtel und richtete ihn zur Seite, weg von dem verschreckten Paar, das auf dem Bett lag.
»Du bedienst also bloß an den Tischen, was?«, sagte er zu meiner Mutter.
»Schau, Mann. Hier geht’s bloß um Zaster und Zores. Nimm’s nicht krumm«, sagte der Wachmann, wälzte sich zur Seite, zog das Betttuch über seine Genitalien und brachte sich aus der Schusslinie.
»Hast du den Ring an ihrem Finger nicht gesehn? Hast du nicht gewusst, dass du’s mit der Frau von ’nem anderen treibst?«, sagte Mack.
»Hey, richte das Ding nicht auf mich. Hey, das ist doch nicht weiter schlimm. Ich hab grade meinen Lohn gekriegt. Steckt in meiner Brieftasche. Nimm ihn dir.«
»Ich überleg’s mir. Knie dich hin.«
»Mach das nicht, Mann.«
»Ich war grade am Klo. Ich hab mir die Schuhe voll getropft. Vorn an der Spitze. Ich will, dass der Fleck wieder glänzt … Nein, nimm die Zunge.«
Dann beugte sich Mack vornüber und drückte den Revolverlauf in die schweißnassen Haare des Mannes, der seine Schuhe putzte, worauf sich dessen Blaseninhalt auf den Fußboden ergoss.
Connie Deshotel stellte den Kassettenrecorder ab.
»Sieht so aus, als wäre da der alte Bauernfängertrick in die Hose gegangen«, sagte sie. »Der Wachmann kam mit seinem Freund zurück und hat es ihr heimgezahlt.«
»Das ist Quatsch«, sagte ich.
»Wieso?« Sie stellte zwei Schüsseln Eiscremedessert mit Brandy auf den Tisch.
»Andropolis hat mir ursprünglich erzählt, dass die Mörder Polizisten waren, keine Wachmänner. Andropolis hat für die Giacanos gearbeitet. Alles, was er wusste, muss von denen stammen. Wir haben es mit Cops zu tun, die Dreck am Stecken haben.«
»Das hier stammt von einer anderen Aufnahme. Der Wachmann war tatsächlich ein Giacano, ein entfernter Vetter, aber immerhin ein Giacano. Er starb vor etwa zehn Jahren bei einem Autounfall. Etwa um die Zeit, als Ihre Mutter zu Tode kam, war er bei einem Wachschutzdienst in Algiers beschäftigt.«
In weiter Ferne, am anderen Ufer des Sees, verglühte das letzte Sonnenrot zwischen den Bäumen. »Ich will Ihnen mal was sagen, Miss Deshotel«, sagte ich.
»Connie«, sagte sie mit einem Lächeln in den Augen.
Dann sperrte sie den Mund auf und wurde bleich im Gesicht, als sie meine Worte hörte.
Ich lief den Hang hinab, durch die Schattenmuster, stieg in den Außenborder und warf den Motor an. Clete kletterte herein und brachte das ganze Boot ins Schwanken, als ich es herumzog, bevor er sich hingesetzt hatte.
»Was ist da drin passiert?«, fragte er.
Ich griff in die Eiskiste, holte eine Dose Budweiser heraus und warf sie ihm zu, drehte dann das Gas auf.
Es war schon fast dunkel, als wir in den Kanal stießen, der zu der Bootsanlegestelle führte. Die Luft war aufgeheizt, Vögel schwirrten am Himmel hin und her, und aus der Ferne drang ein dumpfiger Geruch, wie er entsteht, wenn Regen auf ein trockenes Zuckerrohrfeld niedergeht. Ich steuerte das Boot an die Rampe, stellte den Motor ab und kippte ihn hoch, sodass die Schraube aus dem Wasser ragte, warf unsere Schwimmwesten ans Ufer, packte die Eiskiste an beiden Griffen und watete damit an Land.
»Erzählst du’s mir jetzt?«, sagte Clete.
»Was?«
»Wie es da drin gelaufen ist.« Sein Gesicht wirkte offen und gelöst, die Augen schimmerten vom Alkohol.
»Ich habe ihr gesagt, wenn Don Ritter diese Lügen über meine Mutter noch mal wiederholt, ramme ich ihm die Kassette mit einer Kettensäge in
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