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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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gab ihn mir zurück. Die Segeltuchmarkise über uns bauschte sich und knatterte dann im Wind.
    »Das ist doch egal, was er ist. Er hat sich draußen bei dir rumgetrieben. Ich würde ihm eine in die Kniescheibe verpassen, wenn er sich noch mal dort blicken lässt«, sagte Clete.
    Ich ging nicht darauf ein. Spürte, wie Clete mich von der Seite anschaute.
    »Der Typ nützt dir nichts. Der weiß nicht, wer ihn beauftragt hat«, sagte Clete. »Pfeif auf den Psychologenscheiß.«
    »Die Sozialarbeiterin hat mir mitgeteilt, dass sein Vater ein Säufer war. Sie glaubt, dass er den Jungen ab und zu verkauft hat, damit er an Sprit rankommt.«
    Clete schüttelte den Kopf, noch ehe ich den Satz zu Ende gebracht hatte.
    »Er hat Zipper Clum in die Augen geschaut, als er ihm eine Kugel in die Stirn gejagt hat. Das ist genau der Typ, den sie bei der Air Force als Atombomberpiloten ausbilden.«
    Er stand auf und legte die Hände um das Geländer des Bootsstegs. Ich betrachtete seinen roten Nacken, die dicken Arme, die vor Kraft strotzten.
    »Ich bin auf mich selber sauer«, sagte er. »Weil ich dir auch noch dabei geholfen habe, dass du dem Typen Zunder gibst.«
    »Wie geht’s Passion?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Die wartet drauf, dass ich sie abhole.« Er stieß den Atem aus. »Ich komm mir vor, als ob mir jemand Heudraht um den Kopf gewickelt hätte. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen.«
    »Was ist denn los?«, sagte ich.
    »Ich fahr morgen mit ihr zu dem Frauengefängnis, wo sie ihre Schwester besuchen will.«
    »Hast du das Gefühl, dass du dich zu sehr mit der anderen Seite einlässt?«
    »So ungefähr. Ich hab immer gedacht, die meisten Leute, die in der Todeszelle sitzen, haben es drauf angelegt. Hast du dir gestern Abend Larry King angeschaut? Er hatte einen von diesen Dumpfbackenkomikern zu Gast, der sich über die Hinrichtung einer Frau in Texas lustig gemacht hat. Den gleichen Typ, der bei einem Empfang über Clinton hergezogen ist. Das sind die wahren Helden von Amerika.«
    Er ging in den Köderladen und kehrte mit einer großen Dose Bier zurück, die er in eine Papierserviette gewickelt hatte. Er legte den Kopf zurück, nahm ein, zwei Schluck, bis die Dose fast leer war. Dann atmete er tief durch und wirkte mit einem Mal gelöster, weniger hitzig und angespannt.
    »Dave, ich habe von dem Hinrichtungsraum in Angola geträumt. Bloß dass es nicht Letty Labiche war, die man da reingeführt hat. Es war Passion. Warum träume ich bloß so was?«, sagte er und presste sich Daumen und Zeigefinger an die Schläfen.
    Doch ich sollte Letty Labiches Namen an diesem Tag noch mehr als einmal hören.
    Cora Gable hatte von sich aus ihren Chauffeur Micah beauftragt, damit er ein von tausend Personen unterschriebenes Gnadengesuch zu Gunsten von Letty Labiche am Wohnsitz des Gouverneurs abgab. Nachdem er etliche Freunde von Cora in New Orleans abgeholt, zum Capitol in Baton Rouge gebracht und sie wieder in New Orleans abgesetzt hatte, aß er allein in einem auf der anderen Seite der Huey Long Bridge gelegenen Café am Fluss zu Abend und fuhr dann in der Dämmerung auf einer zweispurigen Straße in den Bezirk Lafourche.
    Er kam durch eine kleine Siedlung, stieß dann auf ein langes, einsames Straßenstück, das von Zuckerrohrfeldern gesäumt war. Ein weißes Auto schloss von hinten auf und überholte ihn, worauf der Mann auf dem Beifahrersitz einen Blick über die Schulter warf und ein batteriebetriebenes rotes Blinklicht aufs Dach klemmte.
    Die Polizisten sahen aus, als wären sie Drogenfahnder außer Dienst oder vielleicht auch Mitglieder eines Sondereinsatzkommandos. Sie waren stämmig und aufgekratzt, jung und unrasiert, trugen Jeans, Turnschuhe und dunkle T-Shirts, hatten dicht behaarte Arme, und ihre Handschellen waren hinten durch ihre Gürtelschlaufen geschlungen.
    Sie kamen von beiden Seiten auf die Limousine zu. Micah, der sein Fenster jetzt heruntergelassen hatte, hörte, wie der Mann, der sich der Beifahrertür näherte, den Klettverschluss an seinem Holster löste.
    »Dürfte ich bitte Ihren Führerschein sehen?«, sagte der Mann, der an Micahs Fenster trat. Er trug eine Pilotensonnenbrille und wirkte gelangweilt, schaute auf den Sonnenuntergang über den Zuckerrohrfeldern, hatte die Hand ausgestreckt und wartete darauf, dass Micah den Führerschein aus seiner Brieftasche holte.
    »Was ist los?«
    Der Mann mit der Sonnenbrille schaute auf das Foto im Führerschein, dann musterte er Micahs

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