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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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wenn dich andere Frauen anrufen.«
    »Sie hat meine Telefonnummer vermutlich mit der ihres Maklers verwechselt.«
    »Sie sagt, es tut ihr Leid, dass sie dich beleidigt hat. Was meint sie damit?«
    »Dieser Polizist aus New Orleans, dieser Ritter, hat die Vernehmung eines Straftäters namens Steve Andropolis auf Band mitgeschnitten. Die Aufnahme enthielt einen Haufen Lügen über meine Mutter.«
    Bootsie steckte sich einen Bissen Essen in den Mund und kaute bedächtig, während das Funkeln in ihren Augen schärfer wurde.
    »Warum sollte sie sich auf so was einlassen?«, sagte sie.
    »Frag sie.«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, sagte sie.
    Ich setzte zu einer Erwiderung an, schaute ihr dann ins Gesicht und ließ es lieber bleiben.
    Doch Connie Deshotel war eine eigensinnige und entschlossene Frau, die nicht so leicht klein beigab, wenn es darum ging, eine Sache zu bereinigen, die ihren Interessen irgendwie abträglich sein konnte.
    Am Abend darauf hielt Belmont Pughs schwarzer Chrysler, gefolgt von einem Tross politischer Schmeichler, Speichellecker und Zechbrüder, bei der Bootsrampe. Sie stiegen aus, standen auf der Straße und blickten blinzelnd zum hellen Sommerhimmel auf, während der von ihren Autos aufgewirbelte Staub über sie hinweg zog. Alle hatten sie getrunken, nur Belmont offenbar nicht. Während seine Freunde auf ein paar Bier und etwas zu essen zum Köderladen zogen, kam Belmont mit düsterer, aber gefasster Miene zwischen den Eichen hindurch, die Schattenmuster auf seinen Nadelstreifenanzug und den grauen Stetson zeichneten, die Böschung herauf, wo ich Laub zusammenrechte.
    »Warum nimmst du die Entschuldigung dieser Frau nicht an?«, fragte er.
    »Sprichst du von Connie Deshotel?«
    »Sie wollte nichts Ehrenrühriges über deine Mutter verbreiten. Sie dachte, sie tut ihre Pflicht. Halt ihr ein bisschen was zugute, mein Junge.«
    »Na schön, ich nehme ihre Entschuldigung an. Sieh zu, dass du es ihr ausrichtest, ja? Hat sie tatsächlich den Gouverneur des Staates dazu bewegen können, dass er hierher fährt und eine Nachricht von ihr überbringt?«
    Er nahm seinen Hut ab und wischte mit einem Taschentuch über das Schweißband. Sein Rücken war kerzengerade, und sein Profil zeichnete sich gestochen scharf vor dem gleißenden Licht auf dem Bayou ab. Mit seinen lang in den Nacken hängenden Haaren wirkte er irgendwie vornehm, wie ein Großbauer oder Landedelmann. Aus irgendeinem Grund erinnerte er mich an den idealistischen jungen Mann, den ich vor vielen Jahren gekannt hatte, der tagtäglich eine gute Tat vollbrachte und ein neues Fremdwort dazulernte.
    »Du bist ein harter Mann, Dave. Ich wünschte, ich hätte deine Unbeugsamkeit. Dann müsste ich mir nicht von früh bis spät den Kopf über diese Frau in der Todeszelle zermartern«, sagte er.
    Ich stellte den Rechen hin und stützte mich mit den Händen auf den Stiel. Es war kühl im Schatten, und die Zweige der Bäume wiegten sich über uns im Wind.
    »Ich kann mich noch dran erinnern, wie dir mal ein Junge zehn Dollar angeboten hat, wenn du eine Mathe-Prüfung für ihn schreibst. Du hättest das Geld gut gebrauchen können. Aber du hast ihn aus dem Zimmer gejagt«, sagte ich.
    »Die Mensa hatte übers Wochenende nicht offen. Wir zwei, du und ich, sind von Freitagmittag bis Sonntagabend mit einer Dose Wiener Würstchen, einem Glas Erdnussbutter und einer Packung Cracker ausgekommen«, sagte er.
    »Ich war Zeuge bei zwei Hinrichtungen. Ich wünschte, ich wäre nicht dabei gewesen. Wenn man einmal was damit zu schaffen hat, ist man nie mehr der Alte«, sagte ich.
    »Mein Daddy hat vor langer Zeit mal gesagt, ich würde entweder Prediger werden oder ein Säufer und Weiberheld. Ich wache morgens auf und hab keine Ahnung, wer ich bin. Halt mir keine Vorträge, mein Junge.« Er klang heiser und auf eine Art und Weise kleinlaut, die ihm gar nicht ähnlich sah.
    Ich schaute an ihm vorbei zum Bootssteg, wo seine Freunde unter der Segeltuchplane ihr Dosenbier tranken. Einer von ihnen war ein kleiner, sonnengebräunter Mann mit Schnurrbart, fliehendem Kinn, ölig glänzender Glatze und eingedrückter Hakenhase.
    »Da draußen ist Sookie Motrie«, sagte ich. »Ich habe gehört, dass er das Geld für die Video-Poker-Automaten an den Rennbahnen stellt.«
    »Das Ganze ist doch nix als ein Kuhhandel. Die Leute verlangen mehr Geld für Schulen, aber mehr Steuern wollen sie nicht zahlen. Also sag ich, nehmt die Silberlinge des Satans und verwendet sie wider ihn.

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