Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Gesicht.
»Sehen Sie, was da über Ihrem Bild steht? ›Setzen Sie sich nicht betrunken ans Steuer … Werfen Sie in Louisiana keinen Müll weg‹«, sagte er. »Das steht in jedem Führerschein in Louisiana. Wir versuchen die Säufer von der Straße fern zu halten und achten darauf, dass die Straßen sauber bleiben. Sie haben da hinten eine Bierdose aus dem Fenster geworfen.«
»Nein, hab ich nicht.«
»Steigen Sie bitte aus dem Wagen.«
»Ihr seid aus New Orleans. Ihr habt hier keinerlei Befugnis«, sagte Micah.
»Gehen Sie bitte auf die andere Seite des Wagens, dann besprechen wir das mit Ihnen.«
Sie drückten ihn auf das Dach, traten ihm die Knöchel auseinander, fuhren mit den Händen an seinen Beinen auf und ab und drehten seine Hosentaschen um, sodass sein Kleingeld und die Brieftasche auf den Schotter fielen.
Ein Auto fuhr mit eingeschalteten Scheinwerfern vorbei. Die beiden Polizisten blickten ihm hinterher, bis es zwischen den Zuckerrohrfeldern verschwunden war. Dann hieb der eine mit einem Schlagstock von hinten gegen Micahs Oberschenkel, sodass sein Bein einknickte, als wären die Sehnen durchtrennt worden. Er sank auf ein Knie und suchte mit den Fingern an der Seite der Limousine Halt.
Der zweite Hieb, der ihn quer über die Schulter traf, war weniger wirkungsvoll, doch der dritte, mit beiden Händen geführt, erwischte ihn am Steißbein, sodass ihm der Schmerz scharf und rot glühend in die Eingeweide fuhr. Micah wälzte sich zuckend und zusammengekrümmt im Staub und versuchte seinen Schließmuskel zu beherrschen.
Der Cop, der seinen Führerschein genommen hatte, ließ ihn wie eine Spielkarte in sein Gesicht fallen, dann trat er ihm in die Nieren.
»Du bist in New Mexico vorbestraft, Micah. Geh wieder dorthin. Lass dich nicht noch mal von uns erwischen«, sagte er.
»Ich hab nichts getan«, erwiderte er.
Der Cop mit dem Schlagstock beugte sich über ihn und schob ihm die abgerundete hölzerne Spitze in den Mund, drückte fest zu, bis Micah japste und an seinem eigenen Blut würgte.
»Was war das? Sag es noch mal«, sagte der Cop und beugte sich besorgt über Micahs verunstaltetes Gesicht.
Clete rief mich am darauf folgenden Nachmittag an und bat mich um ein Treffen im Armand’s an der Main Street. Drinnen war es kühl und dunkel, und Clete saß an der alten, verspiegelten Bar, hatte ein Julep-Glas in der Hand und ließ sich von dem elektrischen Ventilator ins Gesicht blasen.
Doch er wirkte alles andere als kühl oder gelöst. Das Tropenhemd klebte feucht an seiner Haut, sein Gesicht war hochrot, als hätte er Fieber. Er hatte den einen Fuß auf der Querstrebe des Barhockers stehen und zuckte fortwährend mit dem Knie.
»Was ist los, Clete?«
»Ich weiß es nicht. Ich hätte dich wahrscheinlich gar nicht anrufen sollen. Vielleicht hätte ich einfach den Aktienkurs von Jack Daniel’s um drei, vier Punkte hochjagen sollen.«
»Ich habe einen Anruf von Cora Gable erhalten. Zwei Polizisten aus New Orleans haben ihren Chauffeur verprügelt. Sie sagt, sie haben ihn derart eingeschüchtert, dass er nicht mal Anzeige erstatten will.«
»Will ihn Jim Gable loswerden?«
»Der Chauffeur hatte Belmont Pugh gerade ein Gnadengesuch für Letty Labiche übergeben.«
»Was hat Gable denn mit Letty Labiche zu schaffen?«
»Ich weiß es nicht. Willst du mir verraten, weshalb du mich herzitiert hast?«
Die Beziehung hatte ganz beiläufig angefangen. Clete war abends zu ihr gegangen und hatte sie hinter dem Haus angetroffen, in jeder Hand einen Wassereimer, die sie vom Hahn zu ihrem Garten schleppte.
»Wo ist der Schlauch?«, fragte er.
»Der Junge, der das Gras stutzt, ist mit dem Rasenmäher drüber gefahren«, erwiderte sie.
Gemeinsam schleppten sie das Wasser, das über ihre Kleidung schwappte, und gossen es zwischen die in langen Reihen angepflanzten Wassermelonen und Erdbeeren, während der Himmel hinter ihnen blutrot glühte. Ihr Gesicht war von der Arbeit erhitzt, ihr Kleid wehte lose um den Leib, als sie sich in dem Beet vornüber bückte. Er ging zum Haus zurück, zapfte ein Glas Wasser für sie und brachte es ihr in den Garten.
Sie betrachtete über den Rand des Glases hinweg sein Gesicht, während sie trank. Ihre Haut war staubig, der mit Schweiß bedeckte Ansatz ihrer Brüste schimmerte golden im schwindenden Licht. Sie raffte ihre Haare aus dem Nacken und schob sie auf den Kopf.
Mit den Fingerspitzen berührte er die Rundung ihrer Oberarme.
»Du bist eine kräftige Frau«, sagte
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