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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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machen Sie, wozu Sie Lust haben.« Der Schweiß stand ihr im Gesicht, und ihre Augen waren weit aufgerissen.
    Sie stürmte die Treppe hinauf. Als sie wieder herunterkam, hatte sie ihr Gesicht gewaschen, die Haare hoch gesteckt und ein gelbes Kleid angezogen. Schwer atmend, wie jemand, der einen Autounfall überstanden hat und sich dazu zwingen muss, gelassen zu bleiben, putzte sie Ablauf und Spüle.
    »Ich habe mir den Bericht über den Einbruch in Ihr Haus vorgenommen. Der Eindringling hat nichts als einen Karton mit alten Fotos mitgenommen?«, sagte ich.
    »Das ist alles, was ich bislang vermisse. Mir wär gar nicht aufgefallen, dass sie weg sind, wenn nicht ein paar Schuhe vom Regal gefallen wären«, sagte sie.
    »Sie haben zu Connie Deshotel gesagt, dass Sie sie auf einem alten Foto gesehen hätten. Wäre es möglich, dass Connie Deshotel aus irgendeinem Grund nicht möchte, dass Sie ein Foto von ihr haben?«
    »Vermutlich waren es Kids. Wen kümmert’s? Wieso verschwenden Sie mit so was überhaupt Ihre Zeit? Mit meiner Schwester hat das doch nicht das Geringste zu tun.«
    »War in dem Karton, der gestohlen wurde, ein Bild von Connie?«
    »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal. Hören Sie auf, mich damit zu behelligen.« Sie rieb Butter auf die Stelle, an der sie sich mit den gekochten Tomaten verbrüht hatte.
    »Warum haben Sie sich über den Fleck auf Ihrem Kleid so aufgeregt, Passion?«
    Sie schaute aus dem Fenster in den Garten, zur Scheune und den Pekanbäumen drunten am Bayou, aber ich sah, wie ihr Mundwinkel zuckte.
    »Kümmern Sie sich lieber um Ihre Angelegenheiten, Dave. Ich bin an manchen Tagen nicht besonders gut zu haben. Schon komisch, wie ein Polizist jemand zusetzen kann, wenn er einen in die Finger kriegt, was?«, sagte sie.
    Am Montagmorgen fuhren Helen und ich mit einem zivilen Dienstwagen nach New Orleans, parkten hinter dem alten Münzamt am Fluss und gingen über den Freiluftmarkt an der Decatur Street. Der Pavillon war voller Menschen, auf einem Innenhof ein Stück weiter oben an der Straße spielte eine Dixielandband, und ein Eisverkäufer stand mit seinem von einem Sonnenschirm überspannten Karren auf dem Bürgersteig. Wir überquerten die Decatur und gingen zu dem Café, in dem Johnny Remeta die Nummer seines Postfachs hinterlegt hatte.
    Es war kein Lokal für den gewöhnlichen Touristen, vor allem nicht für jemanden, der Herz- und Kreislaufbeschwerden hatte. Die Türen waren mit Fliegendraht bespannt, statt einer Klimaanlage liefen elektrische Ventilatoren, die Einrichtung sah aus wie mit Nagellack bemalt, und die Küche hatte Würstchen und Schinken im Angebot, Maiskolben, die vor Butter glänzten, gebratene Schweinekoteletts, in Schinkenspeck gesottenen Kohl, Kartoffeln, die im Fett schwammen, und Unmengen von Rühreiern, die in wabbligen Haufen auf einem Grill lagen, der vermutlich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr geputzt worden war.
    »Kommt Maggie Glick hierher?«, fragte ich die Schwarze, die hinter dem Tresen saß und sich mit einer Illustrierten befächelte.
    »Wer will das wissen, Schätzchen?«, sagte sie.
    Ich klappte meine Plakette auf.
    »Sie frühstückt am Wochenende hier«, sagte die Frau.
    »Können Sie sich an jemanden erinnern, der vor einer Weile eine Nachricht für sie hinterlassen hat, in einem Briefumschlag, auf dem die Initialen M.G. standen?«, sagte ich.
    »Kann schon sein. Weiß ich nicht mehr.«
    »Dann wird’s meiner Meinung nach Zeit, dass Sie Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen«, sagte Helen.
    Die Schwarze wedelte sich unverwandt mit der Illustrierten vor dem Gesicht herum. Ihre von grauen Strähnen durchzogenen Haare hoben und senkten sich im warmen Luftstrom, den sie mit dem Heft erzeugte. Sie schaute uns nicht an, als sie wieder das Wort ergriff.
    »Schaun Sie, Maggie kommt am Wochenende zum Frühstücken hierher, weil’s ihr dort, wo sie wohnt, nicht gefällt, geschweige denn die Arbeit, die sie macht. Als kleines Mädchen is sie drüben in Algiers in die gleiche Kirche gegangen wie ich. Ich kann mich noch genau an das kleine Mädchen erinnern. Jedes Mal, wenn Maggie hier reinkommt, erinner ich mich wieder an das kleine Mädchen, jawohl. Reicht Ihnen das, Ma’am?«
    Wir fuhren über den Fluss nach Algiers und parkten an einer schmalen Straße, gesäumt von alten Häusern, die wie schief stehende Zähne wirkten. Die Fundamente waren eingesunken, die oberen Stockwerke hingen über den Bürgersteig, sodass die Dachtraufen wie

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