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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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heruntergeklappte Hutkrempen ins Licht ragten. Die Hotels, neben deren Eingängen fleckige Müllsäcke lehnten, hatten Außentreppen, die Kneipen waren trostlose, düstere Schuppen, in denen Südwein glasweise ausgeschenkt wurde und wo sich jemand, der es wirklich drauf anlegen wollte, mit einem beiläufigen Blick auf die Biker, die ihre Queues einkreideten, den denkbar heftigsten Abgang seines Lebens verschaffen konnte.
    Vor allem aber stellte diese Straße eine Art Freistatt dar, die nicht ihresgleichen hatte – etwa so wie ein Gefängnis eine Zuflucht darstellen kann, jedenfalls für einen Rückfalltäter, für den die Sicherheitsverwahrung keine Strafe ist, sondern das Ziel. Die Mulattinnen und die schwarzen Mädchen in Maggie Glicks Bar wiesen niemanden ab. Hier wurde jeder eingelassen, egal, wie schlecht er sich benahm, ob er hässlich, ungepflegt oder verkrüppelt war. Die Weihnachtsdekoration samt Kränzen und mit Gold- und Silberfolie umwickelten Glöckchen blieb das ganze Jahr über hängen. In Maggie Glicks Laden war jeden Tag Neujahrsmorgen, eiskalt, ohne einen Sonnenstrahl, und ob die rote Neonuhr die Vormittags- oder Nachmittagsstunden anzeigte, konnte man sich selber aussuchen, denn hier war die Zukunft ebenso bedeutungslos und ohne Schrecken wie die Vergangenheit.
    Maggies Vater war ein aus Litauen stammender Hausierer gewesen, der mit seinen Schnürsenkeln von Tür zu Tür zog, ihre Mutter Wäscherin in einem Bordell in Algiers. Der Ansatz von Maggies gold-braunen Brüsten war mit Rosen tätowiert, ihre Haare schimmerten ebenso schwarz und glänzend wie die Satinbluse, die sie zu hautengen Jeans und roten Stöckelschuhen trug. Sie war hager und kantig, und wie fast alle Prostituierten, die lange im Gewerbe sind, wirkte sie reserviert, in sich gekehrt, gelangweilt von allen anderen Menschen und dem, was sie machte, und sonderbar unsinnlich, vor allem im Umgang mit Freiern.
    Maggie saß am anderen Ende der Bar und hatte eine Tasse Tee auf einer Serviette vor sich stehen. Sie warf einen Blick auf mich, dann auf Helen, verzog keine Miene, dann griff sie zu ihrer Tasse und blies den Tee an.
    »Sie brauchen mir Ihre Marke nicht zu zeigen. Ich weiß, wer Sie sind«, sagte sie.
    »Ich dachte, Sie wären in St. Gabriel«, sagte ich.
    »Einer von den Polizisten, die geflogen oder selber im Knast gelandet sind, war der Drogenfahnder, der mir in meiner Wohnung Speed untergeschoben hat. Er ist in Seagoville, ich bin draußen. Jeder ist glücklich und zufrieden damit, wie es jetzt von Rechts wegen läuft.«
    »Es geht das Gerücht, dass Sie den Auftrag für den Mord an Zipper Clum entgegengenommen haben. Seit wann vermitteln Sie Killer?«, sagte ich.
    »Hat Ihnen das Johnny Remeta erzählt?«
    »Woher wissen Sie was von Johnny Remeta?«, fragte Helen.
    »Weil ich gelesen hab, dass er bei euch im Knast is. Weil jeder da draußen weiß, dass er Zipper Clum erledigt hat. Weil er mal hier gewesen is. Der Junge hat sexuell ’ne schwere Macke weg. Aber wer will bei so was schon in die Einzelheiten gehn.«
    »Sehr nett von Ihnen«, sagte Helen, stellte sich an die Ecke der Bar und drückte den Ellbogen flach auf die Holzplatte. »Stimmt mit unserer Ausdrucksweise irgendwas nicht, oder wollen Sie uns nicht verstehen? Hier geht es um Beihilfe zu einem Auftragsmord. Derzeit sitzt schon eine Frau in der Todeszelle. Wollen Sie ihr dort Gesellschaft leisten?«
    Maggie griff wieder zu ihrer Tasse und trank einen Schluck. Sie blickte auf den Barkeeper, der eine Rolle Quarter aufschlug und die Vierteldollarmünzen in die Kassenschublade kippte, sah zu, wie ein Mann seinen Schuldschein auslöste, einen Dollar nach dem anderen auf dem Tresen abzählte. Eine junge Schwarze, die neben einem Weißen in einem Anzug saß, griff unauffällig zu ihrer Tasche und ging aus der Tür. Maggie Glick schaute auf die Uhr an der Wand.
    »Die Frau in dem Café gegenüber vom French Market sagt, Sie wären als kleines Mädchen in die gleiche Kirche gegangen wie sie«, sagte ich.
    Maggie Glick warf mir einen scharfen Blick von der Seite zu, hatte den Mund leicht geöffnet.
    »Sie sind keine Mörderin, Maggie«, sagte ich. »Aber jemand hat Sie dazu benutzt, einen Hit zu vermitteln. Ich glaube, dass derjenige, der dahinter steckt, in den Mord an meiner Mutter verwickelt ist.«
    Sie ließ mich nicht aus den Augen, musterte mich mit finsterem Blick und runzelte zum ersten Mal die Stirn.
    »Ihrer Mutter?«, sagte sie.
    »Zwei Polizisten haben sie

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