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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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umgebracht. Zipper Clum wollte sie verpfeifen. Sie sind eine kluge Frau. Alles Weitere können Sie sich selber ausrechnen«, sagte ich.
    Sie wandte den Blick ab und schaute geradeaus in das Dämmerlicht. Der rote Schein der Neonröhren an der Wanduhr spiegelte sich am Ansatz ihrer Brüste. Sie versuchte sich keinerlei Gemütsregung anmerken zu lassen, aber ich sah, dass sie leicht schluckte, als hätte sie einen trockenen Popcornkrümel im Hals stecken. Ihre Brust hob sich kurz, doch im nächsten Moment wirkte ihre Miene wie versteinert, und die roten Streifen auf ihren Wangen verblassten. Sie setzte die Tasse wieder an und hielt sie mit beiden Händen, sodass sie ihren Mund teilweise verdeckte und ihre nächsten Worte in einem unverständlichen Flüstern untergingen.
    »Was?«, sagte ich.
    »Raus mit euch. Und kommen Sie mir nicht mit der Kirche, in die ich gegangen bin. Was wissen Sie denn schon davon, wie andere Leute aufgewachsen sind? Sie sind früher besoffen hier reingekommen, aber daran können Sie sich nicht mehr erinnern. Meinen Sie etwa, Sie dürfen mich jetzt als Fußabtreter benutzen?«, sagte sie.
    Sie drehte den Sitz des Barhockers herum und ging nach hinten zum Notausgang, wirkte leicht wacklig, als sie mit ihren langen Beinen davonstöckelte.
    Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich meinte ein feuchtes Funkeln in ihrem Augenwinkel gesehen zu haben.
    An diesem Abend gingen Bootsie und ich in New Iberia ins Kino, kauften uns auf dem Heimweg Eis und aßen es an dem Redwood-Tisch unter dem Mimosenbaum im Garten. Wolken huschten am Mond vorbei, und der Wind strich durch das grüne Zuckerrohr auf dem Feld meines Nachbarn.
    »Du siehst müde aus«, sagte sie.
    »Ich blicke bei dieser Sache einfach nicht durch«, sagte ich.
    »Geht’s um deine Mutter?«
    »Wie man’s auch dreht und wendet, auf irgendeine Weise läuft es immer wieder auf Prostitution hinaus: Zipper Clum, Little Face Dautrieve, diese Maggie Glick, die Geschichte, die Andropolis über meine Mutter erzählt hat, über den Schwindel, den sie und Mack angeblich durchgezogen haben –«
    »Das ist die Welt, in der sie leben, Dave – Prostitution, Drogen, Diebstahl und Betrug, das gehört alles dazu.« Sie sah meine Miene und drückte mir die Hand. »Damit meine ich nicht deine Mutter.«
    »Nein, es ist kein Zufall. Jim Gable –« Ich zögerte, als ich den Namen aussprach, schaute ihr dann in die Augen und fuhr fort: »Gable und dieser Ritter treiben sich mit Nutten herum. Die Eltern von Passion und Letty Labiche waren Zuhälter. Connie Deshotel hat sich fast in die Hose gemacht, als sie dachte, Passion hätte sie wieder erkannt. Irgendwie hängt das alles zusammen. Ich weiß bloß nicht, wie.«
    »Deine Mutter war keine Prostituierte. Lass dir das von niemandem weismachen.«
    »Du bist meine Beste, Boots.«
    Sie nahm die Teller und wollte sie hineinbringen, stellte sie dann wieder hin und trat hinter mich. Ihre Finger tasteten über meine Haare und den Nacken, dann beugte sie sich über mich, ließ die Hand über meine Brust gleiten, schmiegte sich an mich, sodass ich ihren Bauch und die Schenkel an meinem Rücken spürte, und legte den Mund an mein Ohr.
    Später lag sie an mich gekuschelt im Bett und strich mit den Fingerspitzen über die Schrapnellnarben an meiner Hüfte, die aussahen, als steckte ein Schwung Pfeilspitzen aufrecht unter der Haut. Sie wandte sich ab und schaute auf die wogenden Zweige der Eichen und der Pekanbäume vor dem Fenster und die Schattenmuster, die der Mond in den Garten warf.
    »Wir sind eine wunderbare Familie«, sagte sie.
    »Das sind wir«, erwiderte ich.
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Ich ging in die Küche und nahm ab.
    Ein Assistenzarzt vom Iberia General Hospital war dran. »Ein Krankenwagen hat gerade einen Mann namens Cletus Purcel gebracht. Eine Schusswaffe ist aus seiner Kleidung gefallen«, sagte er.
    »Er ist Privatdetektiv. Er besitzt einen Waffenschein. Was ist mit ihm passiert?«
    »Vielleicht sollten Sie lieber herkommen.«
    Clete hatte viele Feinde. Abgesehen vom Mob, der einen ganz besonderen Groll gegen ihn hegte, waren seine ehemaligen Kollegen von der Polizei in New Orleans die schlimmsten.
    Er war übers Wochenende nach Cocodrie gefahren, an die Terrebonne Bay, wo er nach wie vor eine Hütte gemietet hatte, bei der sein kleines Boot lag. Am Samstagmorgen steuerte er nach Süden, in den Golf hinaus, bis die Küste nur noch ein schmaler grüner Streifen am Horizont war,

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