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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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trieb dann mit der Tide und ging in der Dünung auf Meerforellen, trank eine Dose Bier nach der anderen und ließ sich den ganzen Tag mit bloßem Oberkörper von der Sonne braten, bis er am ganzen Leib glänzte wie ein geölter Schinken.
    Als er bei Sonnenuntergang Kurs auf die Küste nahm, lag das zerstoßene Eis in seiner Kühlbox voller Forellen, in der Bilge schwammen seine leeren Bierdosen, und die Fliegenden Fische, die aus den Wellenkämmen schössen, die Regentropfen, die auf die Dünung schlugen, waren der krönende Abschluss eines großartigen Tages.
    Er kurbelte das Boot auf den Trailer und zog sein Tropenhemd an, aber auf der von der Sonne verbrannten und mit trockenem Salz verkrusteten Haut fühlte es sich steif und unangenehm an, und er war davon überzeugt, dass dagegen nur ein ellenlanger Chili-Dog und dazu ein Sechserpack Dixie half.
    Der 911 Club war ein aus Bimssteinblöcken und Sperrholz errichteter Bau, der in einer sandigen Senke am Straßenrand stand. Er gehörte einem ehemaligen Deputy-Sheriff aus dem Bezirk Jefferson, der angeblich jeden an seiner Bar willkommen hieß, aber der Großteil seiner Gäste, vor allem am Wochenende, bestand aus Polizisten, männlichen wie weiblichen, oder solchen, die es ihnen gleichtun wollten.
    Etliche Sportjäger und Trapper hatten sich an der Bar und auf dem Parkplatz versammelt, als Clete die Straße entlang kam. Die Trapper trugen olivgrüne T-Shirts, Hundemarken, Tarnfarbenhosen, die sie in ihre Kampfstiefel gesteckt hatten, und sprießende Spitzbärte. Wie selbstverständlich zerdrückten sie ihre Aluminiumdosen in der Hand, nachdem sie sie ausgetrunken hatten, zündeten sich ihre Zigaretten mit Bic-Feuerzeugen an, sogen genüsslich wie Feuer speiende Drachen die Flamme ein und fassten sich zwischen die Beine, wenn sie lachten.
    Clete scherte sich nicht um die Trapper. Aber er sah mindestens vier Männer und Frauen, Weiße wie Schwarze, die er aus dem Second und Third District in New Orleans kannte. Sie überquerten den Parkplatz und gingen durch die mit Fliegendraht bespannte Doppeltür hinein. Sie hatten offene Bierdosen in der Hand und lachten, als wären sie auf einer Party.
    Fahr einfach ein Stück weiter, dachte Clete.
    Er machte es. Etwa hundert Meter. Aber wenn er sich im 911 Club kein Bier und etwas zu essen besorgte, musste er zwei Meilen weiter fahren.
    Doch Vorsicht walten zu lassen oder aus Angst vor Leuten, mit denen man mal zusammengearbeitet hatte, zwei Meilen weiter zu fahren, waren zwei Paar verschiedene Stiefel.
    Er machte kehrt und steuerte seinen Cadillac samt Bootsanhänger auf den mit Austernschalen bestreuten Parkplatz des 911 Clubs.
    Don Ritter war an der Bar und schälte ein hart gekochtes Ei, während er den Männern rundum eine Geschichte erzählte.
    »Die Kit Carsons waren Vietcong, die zu uns übergelaufen sind«, sagte er. »Da war so ein kleiner Stummelzwerg, ›Bottles‹ haben wir ihn genannt, weil seine Brillengläser aussahen, als wären sie aus Flaschen gemacht, der hat ständig gesagt: ›Boss, Sie mich zurücklassen, Vietcong wird es mir machen sehr schwer.‹
    Also hab ich ihm gesagt: ›Ich würde dir ja gern helfen, Kleiner, aber allzu viel hast du uns noch nicht geboten. Machen wir uns nichts vor. Dein Dorf hält zum Vietcong. Das sind deine Verwandten, stimmt’s? Womöglich gibt es allerhand Leute, die an deiner Zuverlässigkeit zweifeln.‹
    Sagt er: ›Zeit werden knapp, Boss. Amerikaner gehen heim. Bottles stecken tief in Scheiße.‹ Sag ich: ›Ich wünschte, ich könnte dir helfen. Aber du weißt doch, wie es ist. Du musst uns schon irgendwas bringen, was wir vorweisen können.‹«
    Ritter hatte die Ellbogen auf die Bar gestützt, während er kleine Schalenreste von seinem Ei zupfte, und blickte grinsend auf seine Hände.
    »Und was hat er euch gebracht?«, sagte einer der Umstehenden.
    »Das glaubt ihr nicht. Er und sein Schwager haben einen Huey von den südvietnamesischen Streitkräften geklaut und ihn mit diesen Zweihundert-Liter-Fässern voller Benzin beladen. Sie haben Splittergranaten oben auf die Fässer gepappt, sind über ihr eigenes Dorf geflogen und haben es niedergebrannt. Danach kommt er zu mir und sagt: ›Dorf weg, Boss. Das gut genug?‹«
    Ritter fing an zu lachen. Er lachte so heftig, dass ihm die Tränen über die Wangen liefen und ihn ein trockener Husten schüttelte. Er hielt sich eine Papierserviette vor den Mund, dann fing er wieder an zu lachen und zu husten.
    Die Cops und die

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