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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Klingt das deiner Meinung nach wie Jack the Ripper?«
    Ich starrte Bootsie benommen an und sah vor meinem inneren Auge den schwarzen Raubvogel, der zusammengeduckt inmitten des blühenden Baumes saß.
    Ich wählte die 911 und sagte in der städtischen Notrufzentrale Bescheid, dann war ich aus der Tür und im Pick-up, raste rückwärts die Auffahrt hinunter und wirbelte eine Staubwolke auf, als ich mit schwänzelndem Heck auf die Straße stieß. Der Staub, der unter den funkelnden Glühbirnen über dem Bootssteg vorbeitrieb, schimmerte hell wie pudriger Kalkstaub im Mondlicht.
    Ich fuhr unter den Eichen, die die Straße überspannten, die East Main Street entlang und hielt vor der Stadtbibliothek. Die Außenstrahler waren an und tauchten die Bäume auf dem Rasen in weiße Licht- und Schattenmuster, die sich im Wind bewegten, und neben dem Parkplatz sah ich eine Wand aus grünem Bambusrohr und die steinerne Grotte, in der eine Statue der Mutter Gottes stand.
    Ein Streifenwagen der Stadtpolizei parkte unter einem Baum bei der Grotte, und ein übergewichtiger rothaariger Cop, der seine Mütze schief in die Stirn gezogen hatte, lehnte am Kotflügel und rauchte eine Zigarette. Er war ehemals Unteroffizier bei der Marineinfanterie gewesen und trug den Spitznamen Top, obwohl er als Koch gedient und es nicht zum Zugführer gebracht hatte.
    »Ich bin schon drin gewesen, Dave. Deine Tochter ist oben, mit einem Haufen anderer Kids. Mir ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen«, sagte er.
    »Hast du einen großen Kerl gesehen, breitschultrig, dunkle Haare, blasse Haut, trägt möglicherweise eine Brille mit schwarzem Gestell?«
    »Wie alt?«
    »Schwer zu sagen. Er sieht nicht immer gleich aus.«
    Er nahm die Zigarette aus dem Mund und schmiss sie, ohne sie auszudrücken, in ein Blumenbeet.
    »Das hat mir grade noch gefehlt. Jetzt darf ich auch noch den Mann mit der Maske jagen«, sagte er.
    Wir betraten das Gebäude, gingen durch einen großen Lesesaal und stiegen die Treppe hinauf. Ich sah Alafair und fünf, sechs andere Jugendliche aus der Highschool um einen runden Tisch in einem Nebenraum sitzen. Ich blieb unmittelbar vor der Tür stehen, bis sie mich bemerkte. Sie blickte ständig von mir zu ihrem Literaturlehrer, einem schwarzen Schriftsteller, der einen Lehrstuhl an der University of Southern Louisiana in Lafayette hatte und freiwillig in der Bibliothek Dienst tat. Alafair stand auf und kam mit funkelnden Augen zur Tür.
    » Dave ...«, sagte sie, presste es förmlich heraus.
    »Der Junge, der Keramiken bemalt? Ist der heute Abend hier?«, sagte ich.
    Sie kniff die Augen zu, als hätte sie Schmerzen, und öffnete sie wieder. »Ich wusste, dass es darum geht.«
    »Alf, dieser Typ macht dir was vor. Er ist ein Auftragskiller. Er ist der Kerl, der bei der Schießerei am Atchafalaya geflüchtet ist.«
    »Nein, du irrst dich. Er heißt Jack O’Roarke. Er ist kein Krimineller. Er malt wunderbare Sachen. Er hat mir Fotos von den Sachen gezeigt, die er gemacht hat.«
    »Das ist der Typ. O’Roarke war der Name seines Vaters. Wo ist er?«
    Hinter ihrem Kopf drehte sich ein Ventilator; feucht und dunkel schimmerten ihre Augen durch die Haarsträhnen, die um ihr Gesicht wehten.
    »Das muss eine Verwechslung sein. Er ist Künstler. Er ist ein ganz reizender Mensch. Jack würde niemandem was zu Leide tun«, sagte sie.
    »Alf, komm mit«, sagte ich, legte ihr die Hand auf den Unterarm und griff zu, fester, als ich beabsichtigt hatte.
    »Nein, ich gehe nirgendwo mit hin. Du blamierst mich.«
    Ich sah, wie sich die Adern an ihrem Unterarm wie blaue Schnüre unter der Haut abzeichneten, ließ sie los und bemerkte, dass meine Hand zitterte.
    »Tut mir Leid«, sagte ich.
    »Alle schauen zu uns her. Nun geh schon«, sagte sie leise, als wollte sie, dass ihre Worte unter uns blieben.
    »Er ist hier, nicht wahr?«
    »Das werde ich dir nie verzeihen.«
    »Alafair, ich bin Polizist. Wegen diesem Mann wäre ich beinahe getötet worden.«
    Wieder kniff sie die Augen zusammen, und ich sah, wie die Tränen unter den Lidern hervorquollen, auf ihren Wimpern glitzerten. Dann warf sie unwillkürlich einen Blick an mir vorbei.
    »Auf der Toilette?«, sagte ich.
    Doch sie gab keine Antwort.
    Ich wartete, bis sich niemand vor der Tür der Männertoilette aufhielt, zog dann meinen .45er aus dem Holster, das ich unter der Jacke am Gürtel klemmen hatte, drückte ihn an den Oberschenkel und ging hinein.
    Weder auf dem Pissoir noch am Waschbecken war jemand zu

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