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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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kam von tief unten, triefend vor Niedertracht, und das jungenhafte Gesicht, das ich vor meinem inneren Auge hatte, verging mit einem Mal.
    Er sprach langsam und bedacht, als ob er jedes einzelne Wort aus einem Pappkarton hervorholte. »Sie sind also doch kein schlauer Mann, Mr. Robicheaux. Aber ich stehe in Ihrer Schuld. Deshalb sind Sie ... ein glücklicher Mann. Eine Warnung, Sir. Machen Sie mich nicht irre im Kopf«, sagte er.
    Ein kurzer Kiekser kam aus seinem Hals, dann ein Schwall Luft, als ob ein feuchtes Streichholz entfacht worden wäre.

19
    A nderthalb Wochen vergingen, ohne dass ich etwas von Johnny Remeta, Axel Jennings, Micah, dem Chauffeur, oder Jim und Cora Gable hörte, und allmählich hatte ich das Gefühl, dass sie vielleicht einfach aus meinem Leben verschwinden würden.
    Aber mit dieser Einstellung benahm ich mich nicht minder dumm als jemand, der sich an einem lauen Tag einen breiten, flachen Strom hinabtreiben lässt und das immer lauter anschwellende Tosen des Wasserfalls hinter der nächsten Biegung nicht wahrnehmen will.
    »Du solltest mit dem Rachenputzer ein bisschen zurückhaltender sein, Liebling«, sagte Cherry Butera zu ihm.
    Axel Jennings saß in Unterhemd, Tarnhose und Hausschlappen an den bloßen Füßen am Küchentisch und hatte eine Flasche Tequila und eine Untertasse voller Limonenscheiben vor sich stehen. Er goss sich einen Stamper ein, kippte ihn weg, leckte das Salz zwischen Daumen und Zeigefinger auf und saugte an einem Limonenstück. Seine Schultern waren so dunkel wie Mahagoni, hart und knotig, die Haut straff und warm, geschmeidig und voller Sommersprossen. Er war kein gut aussehender Mann, nicht im herkömmlichen Sinn, aber er hatte eine wunderbare Haut, die sie gern anfasste, und sie mochte das Gefühl, wenn er sich mit aller Kraft und Härte in sie drängte, sobald sie mit gespreizten Fingern um seine Schultern griff und sie hinab zu seinem Kreuz gleiten ließ.
    Ihre Kolleginnen sagten, sie könnte was Besseres kriegen. Sie sagten, Axel wäre seit jeher gewalttätig gewesen. Die mussten gerade reden. Ihre Freunde verprügelten sie, ließen sie mit faulen Schecks hängen und schnorrten an der Bar Getränke, und für gewöhnlich hatten sie nebenbei noch eine andere. Er hatte diese Typen im dienstlichen Auftrag umgebracht; dafür wurden Cops bezahlt. Außerdem redete er nicht darüber, und die Leute, denen er was getan hatte, hatten es verdient. Niemand machte sie an oder behandelte sie unhöflich, wenn sie mit Axel zusammen war.
    Aber seit Jimmy Burgoyne draußen am Atchafalaya umgekommen war, ging es eindeutig bergab. Axel brütete ständig vor sich hin, als wäre er dafür verantwortlich, dass Jimmy umgebracht worden war. Jetzt war noch was Schlimmeres dazu gekommen, und auch dazu fiel ihr nichts ein.
    »Trinken schadet nichts«, sagte er. »Ein wahrer Mann weiß von vornherein, wie viel er sich genehmigen will. Danach steckt er den Korken wieder auf die Flasche. Er hat die Sache im Griff. Das hat mein Vater immer gesagt.«
    Er hatte die Verbände abgenommen und in Boxershorts hinten im Garten gelegen, sich einen nassen Waschlappen über die Augen gebreitet und eine halbe Stunde lang an seinem Funktelefon mit einem anderen Cop gesprochen. Als er wieder hereingekommen war, hatte er sämtliche Züge laufen lassen und sich einen Drink eingegossen, ohne die Verbände wieder anzulegen. Das Summen der Modelleisenbahnen hallte durch das Haus, als liefe irgendwo eine riesige Nähmaschine.
    »Vielleicht sollte ich lieber nach Hause gehen. Ich meine, damit du dich ausruhen kannst«, sagte sie.
    »Komm her«, sagte er.
    Er streckte die Hand aus, wartete darauf, dass sie sie ergriff und sich auf seinen Schoß setzte. Sie fasste um seine Finger, blieb aber stehen und starrte stur geradeaus, damit sie sich sein Gesicht nicht aus der Nähe anschauen musste.
    »Der Doktor sagt, du musst dich schonen«, sagte sie.
    »Macht dir das hier zu schaffen, Cherry?«, sagte er und deutete mit erhobenem Finger auf sein Gesicht.
    »Nein, Baby«, sagte sie.
    Er ließ ihre Hand los und beobachtete zwei gescheckte junge Katzen draußen vor dem Fenster. Sie jagten einander durch die Blumenbeete, dass ihr Fell wie ein buntes Flickenmuster zwischen den Elefantenohren aufleuchtete.
    »Warum hast du mich hängen lassen?«, sagte er, den Blick nach wie vor aus dem Fenster gewandt.
    »Dich hängen lassen?«
    »In der Gasse. Als der Typ gesagt hat, du sollst abzischen, hast du ganz schnell die Kurve

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