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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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lauten Sundoc und Toba. Kennst du sie?“
    „Nein.“
    Die beiden Männer näherten sich dem Hauptgebäude. Vor einer Statue des Buddha blieben sie kurz stehen. Sie traten ein und folgten dem Korridor bis zu einer Zelle fast am Ende. Mit einer Ehrenbezeugung betrat der zweite Mann den Raum und wandte sich an den kleinen, ausgemergelten Mann, der der Vorstand des Klosters war.
    „Er ist da, Ehrenwerter.“
    „Dann bittet ihn einzutreten.“
    Er schritt zur Tür zurück, ohne auf die beiden Fremden zu achten, die auf einer Matte gegenüber der des Meisters saßen und Tee tranken.
    „Du kannst eintreten“, sagte er und zog sich zurück, während Timyin Tin den Raum betrat.
    „Ihr habt nach mir gerufen, Ehrenwerter Meister“, sagte er.
    Der Meister betrachtete ihn einige Augenblicke, bevor er sprach.
    „Diese Männer wünschen, daß Ihr sie auf einer Reise begleitet“, sagte er schließlich.
    „Ich, Ehrenwerter Meister? Aber es sind viele hier, die das Umland besser kennen als ich.“
    „Dessen bin ich mir bewußt, aber es scheint, als wollten sie mehr als nur einen Führer. Ich überlasse es ihnen, Euch den Sachverhalt zu erklären.“
    Mit diesen Worten erhob sich der Meister und verließ die Zelle, einen rasselnden und klirrenden Lederbeutel in den Händen.
    Die beiden Fremden standen auf, als Timyin Tin sie betrachtete.
    „Mein Name ist Toba“, sagte der dunkelhäutige Mann. Er hatte einen Bart, war von kräftiger Statur und etwa einen Kopf größer als Timyin Tin. „Mein Gefährte nennt sich Sundoc.“ Er stellte den ungewöhnlich großen, kupferhaarigen Mann mit der hellen Haut und den blauen Augen vor. „Sein Chinesisch des vierzehnten Jahrhunderts, wie es in diesem Distrikt gesprochen wird, ist nicht so gut wie meines, daher werde ich für uns beide sprechen. Wer sind Sie, Timyin Tin?“
    „Ich verstehe nicht“, antwortete der Mönch. „Ich bin derjenige, den Ihr vor Euch seht.“
    Toba lachte. Einen Augenblick später lachte auch Sundoc.
    „Verzeihen Sie“, sagte Toba schließlich. „Aber was waren Sie, bevor Sie hierherkamen? Wo haben Sie gelebt? Was haben Sie getan?“
    Der Mönch breitete die Arme aus.
    „Ich erinnere mich nicht.“
    „Sie arbeiten hier in den Gärten? Gefällt Ihnen das?“
    „Ja. Sehr.“
    Toba schüttelte den Kopf.
    „Wie tief sind die Mächtigen gesunken“, sagte er. „Glaubst du …?“
    Der größere Mann trat einen Schritt auf den Mönch zu. Plötzlich schoß seine Faust nach vorn.
    Timyin Tin schien sich nur unmerklich zu bewegen, aber Sundocs Faust glitt an ihm vorbei, ohne ihn zu berühren. Die Finger der linken Hand des Mönchs schienen seinen Ellbogen sanft zu führen, sein Körper drehte sich leicht. Seine andere Hand griff hinter den großen Mann.
    Sundoc flog quer durch den ganzen Raum und prallte mit dem Kopf voran gegen die Wand. Er rutschte zu Boden, wo er bewegungslos liegenblieb.
    „Ent…“ begann Toba. Aber dann lag auch er besinnungslos am Boden.
    Als das Licht in seine Augen zurückkehrte, sah Toba sich in der Zelle um. Der Mönch stand neben der Tür und betrachtete sie.
    „Warum hat er mich angegriffen?“ fragte der Mönch.
    „Es war ein Test“, keuchte Toba. „Er ist vorüber, und Sie haben ihn bestanden. Wird diese Art unbewaffneter Verteidigung hier praktiziert?“
    „Teilweise“, gestand der Mönch. „Aber ich erinnere mich noch an das meiste von … früher.“
    „Erzählen Sie mir von früher. Wo war das? Wann?“
    Der Mönch schüttelte den Kopf.
    „Ich weiß es nicht.“
    „Vielleicht ein anderes Leben?“
    „Vielleicht.“
    „Sie glauben doch hier an solche Geschichten … an frühere Leben, nicht wahr?“
    „Ja.“
    Toba erhob sich. Auch Sundoc regte sich und stöhnte.
    „Wir wollen Ihnen nichts Böses antun“, sagte Toba. „Ganz im Gegenteil. Sie müssen uns auf eine Reise begleiten. Das ist sehr wichtig. Ihr Ordensvorstand hat dem bereits zugestimmt.“
    „Wohin werden wir gehen?“
    „Die Namen der Orte wären gegenwärtig noch bedeutungslos für Sie.“
    „Und was soll ich dort tun, wo wir hingehen?“
    „Auch das würden Sie jetzt in Ihrem gegenwärtigen Zustand noch nicht verstehen. Ein anderes Selbst – eine frühere Inkarnation – hätte es verstehen können. Haben Sie sich nie Fragen gestellt, wer Sie wohl früher einmal waren?“
    „Manchmal.“
    „Wir werden Ihre Erinnerungen wieder herstellen.“
    „Wie kamen sie mir abhanden?“
    „Durch Chemikalien und neurologische Techniken, die Sie

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