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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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er.
    „Billiger Stoff“, sagte er. „Schon gut. Ich hol’ mein Gepäck und verschwinde. Das mit Ihrem Dach tut mir leid.“
    Er holte sein Bündel, seine Jacke und das Gewehr aus dem Zimmer.
    „Möchtest du mit uns kommen, Mondy?“ fragte er und starrte hinaus in den Regen. „Ich bin hergekommen, um dich zu besuchen. Ich würde mich gern mit dir unterhalten.“
    „Wenn du willst.“
    Red schlug den Kragen hoch.
    „Okay. Gehen wir.“
    Er riß die Tür auf und rannte los. Augenblicke später saßen sie im Wagen. Fleurs in ihrem Fach, Mondamay auf dem Beifahrersitz.
    „Irgendwelche Bomben?“ fragte Red.
    „Alles klar.“
    Er ließ den Motor an, schaltete die Scheibenwischer ein, dann das Licht.
    „Warum machst du alles manuell? Ich könnte doch fahren.“
    Er fuhr aus dem Parkplatz auf die Straße.
    „Ich will etwas zu tun haben. Wie, glaubst du, konnte der Bursche uns wiederfinden?“
    „Keine Ahnung.“
    „Nun … ich kenne ein stilles, kleines Motel bei J zwölf, etwas abseits vom Hauptstrang, kurz vor der byzantinischen Abzweigung. Spricht etwas dagegen?“
    „Nein.“
    Red trat das Gaspedal durch. Der Himmel wurde perlgrau. Der Regen hörte auf. Er schaltete Scheinwerfer und Scheibenwischer wieder aus.

 
     
Zwei
     
     
     
    Sundocs Fluggleiter setzte ihn auf dem Dach des Laboratoriumsblocks ab. Er betrat einen Fahrstuhl und fuhr zum sechsten Stockwerk hinab. Dort wurde er von Chefarzt Cargado empfangen, der ihn in sein Büro brachte und den Wandschirm aktivierte. Sundoc setzte sich in einen komfortablen Sessel und legte die Füße auf ein niederes Tischchen. Er trug Sandalen, kurze Hosen und eine dunkle Toskanerbluse. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und betrachtete den Mann auf dem Bildschirm.
    „Gut. Erzählen Sie mir von ihm“, sagte er.
    „Ich habe alle Akten hier.“
    „Ich will die verdammten Akten nicht. Ich möchte, daß Sie mir alles über ihn erzählen.“
    „Natürlich“, sagte Cargado und nahm auf dem Tisch Platz. „Sein Name ist Archie Shellman – der höchstdekorierte Soldat des Dritten Weltkrieges und ein Meister in der Kunst des Tötens. Wir haben ihn vor etwa eineinhalb Js aufgegabelt. Er war Infantrist in einer speziellen Kommandoeinheit. Verlor ein Bein. Gehirnerschütterung. Schwerwiegende psychische Verhaltensstörungen …“
    „Welcher Art?“
    „In erster Linie Depressionen, gefolgt von extremer Ablehnung der Prothese. Dann Paranoia. Schließlich manische Charakteristika. Wurde eingehenden Behandlungen unterzogen. Extreme Entwicklung des Oberkörpers, wahrscheinlich zur Kompensierung von …“
    „Das sehe ich. Was dann?“
    „Schließlich tötete er einige Zivilisten. Er hat fast eine ganze Stadt ausgerottet. Gab Irrsinn vor. Institutionalisiert. Manisch-depressive Stadien werden durch Drogentherapie kontrolliert. Trotzdem noch paranoid. Immer noch …“
    „Nicht schlecht. Besser als die anderen, die Sie mir bisher gezeigt haben. Also haben Sie ihn befreit und ihm zur Befriedigung seiner Neigung geholfen?“
    Cargado nickte.
    „Mehr Prothesen, als er sich wünschen konnte. Er bestand darauf, alle seine Gliedmaßen ersetzt zu bekommen, nachdem wir ihm versichert hatten, sie jederzeit wieder original restaurieren zu können, sollte er unglücklich sein. Aber er war glücklich.“
    Er berührte einen Knopf, worauf die Gestalt auf dem Bildschirm sich bewegte. Dunkle Augen, starker Kiefer, buschige Brauen, etwas bleich … Der Mann war lediglich in kurze Hosen gekleidet. Seine Bewegungen waren außerordentlich gewandt, als er sich einem Berg von Gewichten näherte. Er beschleunigte sein Tempo, bis er eine unglaubliche Geschwindigkeit hatte.
    „Sehr interessant“, sagte Sundoc bewundernd. „Irgendwelche Besonderheiten?“
    Cargado drehte an den Kontrollen. Das Bild der Turnhalle verschwand und wurde von einem anderen ersetzt.
    Shellman stand still. Nach einigen Augenblicken bemerkte Sundoc, wie die Haut des Mannes dunkler wurde. Nach zwei Minuten war sie fast schwarz.
    „Chamäleoneffekt“, sagte Cargado. „Nützlich bei einem Nachtangriff.“
    „Schwarze Schuhcreme würde auch genügen. Was kann er noch?“
    Das Bild veränderte sich wieder. Dieses Mal sah man eine Nahaufnahme von Shellmans Händen.
    Abrupt formte er sie zu Krallen. Es folgte eine kurze, pumpende Bewegung, dann sprangen sie auf. Metallene Fingernägel wurden ausgefahren. Sie waren mehrere Zentimeter lang.
    „Ausfahrbare Klauen. Ausgesprochen kräftig. Er könnte einen Mann

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