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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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von Ost nach West am Himmel.
    „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet“, sagte er.
    „Was ist geschehen? Und wenn wir schon dabei sind: Wo sind wir, und wohin fahren wir?“
    „Wir befinden uns auf der Straße“, sagte sie. „Sie verbindet die Zeit – vergangene Zeit, zukünftige Zeit, Zeit, die gewesen sein könnte, und Zeit, die kommen könnte. Sie ist endlos, soviel ich weiß, und niemand kennt alle Strecken und Abbiegungen. Wenn der Mann, den du suchst, der todgeweihte Mann ist, den ich einst begleitete, dann finden wir ihn irgendwo entlang dieser Straße, denn von ihm stammt das Blut des Reisenden, das es einem Mann erlaubt, diese Route zu befahren. Aber vielleicht kommen wir zu spät. Denn damals suchte er seine eigene Vernichtung, wenn er es auch nicht bemerkte. Aber ich bemerkte es. Ich versuchte, es ihm zu erklären. Wahrscheinlich hat er mich deswegen zurückgelassen.“
    Randy starrte geradeaus, leckte sich die Lippen und schluckte. Seine Hände umklammerten das Lenkrad.
    „Aber wie soll man denn einen Mann hier finden können?“
    „Wir werden unterwegs anhalten und uns umhören.“
    Randy nickte. Wilde, unbändige Freude durchpulste ihn; sie ging von der Straße unter ihm aus. Plötzlich dachte er an Whitman. Neben ihm, auf dem Sitz, begann Leaves of Grass zu singen.

 
     
Eins
     
     
     
    Der Kandelaber flackerte, die Öllampe brannte ruhig. Gelegentlich löschte ein greller Blitz ihre Reflektionen im Fenster des Eßzimmers aus. Red saß an einem Tisch, vor ihm stand ein Steinkrug, das Essen war schon lange abgeräumt. Fleurs lag neben seiner linken Hand. Mondamay saß auf dem Kamin. Der Regen prasselte schwer auf das Dach.
    „… Und das ist im wesentlichen das, was bisher geschah“, sagte er, griff nach einer Zigarre, und zündete sie wieder an. „Und was noch auf mich zukommen kann. Noch acht Versuche. Es wäre schön, wenn ich mich einfach irgendwo hinstellen und auf sie warten könnte, schön einer nach dem anderen, sie ihre Anschläge ausführen lassen und sie dann einfach auf einer Liste abhaken könnte. Aber so einfach geht es eben nicht. Daher habe ich mir überlegt …“ Draußen wurde die Eingangstür aufgestoßen, ein Windstoß blies heftig in das Speisezimmer. Die Kerzenflammen tanzten, lange Schatten huschten an den Wänden entlang. Augenblicke später wurde die Tür wieder geschlossen. Laval ging in die Empfangshalle, Stimmen wurden laut.
    „Scheußliche Nacht! Wollen Sie ein Zimmer?“
    „Nein, nur was zu essen. Aber zuerst einen Brandy.“
    „Das Eßzimmer ist direkt hier. Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?“
    „Danke.“
    „Gehen Sie nur rein und setzen Sie sich. Das heutige Hauptgericht ist Stew.“
    „Fein.“
    Ein sorgfältig gekleideter älterer Herr mit weißem Haar und ziegelroter Haut betrat den Raum und sah sich nach allen Seiten um.
    „Oh, ich habe Sie gar nicht gesehen. Dachte schon, ich sei allein“, sagte er und durchquerte den Saal. Er streckte Red die Hand hin. „Mein Name ist Dodd, Michael Dodd.“
    Red erhob sich und schüttelte sie.
    „Ich bin Red Dorakeen. Ich werde nicht mehr lange hierbleiben, aber Sie dürfen sich gern zu mir setzen.“
    „Vielen Dank. Das werde ich.“ Er zog einen Stuhl her und setzte sich. „Sind Sie nicht ein berühmter Magier?“
    „Magier? Nein … woher kommen Sie?“
    „Cleveland. J zwanzig. Ich bin Kunsthändler. Ah!“
    Er wandte sich um und betrachtete Laval, der mit einem Tablett hereinkam, auf dem ein Glas Brandy stand. Als es vor ihm abgestellt wurde, nickte der Fremde und hob es hoch.
    „Auf Ihr Wohl, Mr. Dorakeen.“
    „Gleichfalls. Danke.“
    Red nippte an seinem Bier.
    „Und Sie behaupten also, kein Zauberer zu sein. Sie reisen inkognito, he? Ich wette, Sie haben Zaubersprüche, mit denen Sie eine ganze Armee aufhalten könnten.“
    Red kratzte sich grinsend am Ohr.
    „Für einen Kunsthändler aus dem Cleveland des zwanzigsten Jahrhunderts haben Sie recht ungewöhnliche Auffassungen.“
    „Einige von uns sind eben besser informiert als andere.“
    Dodd streckte die Hand aus und griff nach Fleurs.
    „Laß mich los, oder du wirst die Rache des Buches zu spüren bekommen“, verkündete Fleurs mit ernster Stimme.
    Das Brandyglas zersplitterte in Dodds linker Hand. Mondamay erhob sich.
    „Ich wurde gerufen“, polterte er.
    Dodds Stuhl fiel krachend um, als er vom Tisch zurücksprang. Er wich zurück, wobei er flammende Muster in die Luft zeichnete.
    Red sprang auf und umrundete den

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