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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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an zwei weiteren. Schließlich passierte er eine dunkle Shell-Tankstelle. Gegenüber begann eine Häuserreihe mit einem Gehweg davor.
    „An der Kreuzung links.“
    Er fuhr in eine noch breitere Betonstraße ein. Sie wurde von sechs hohen Laternen flankiert, zwanzig Meter entfernt waren große, alte Häuser mit Zufahrtswegen.
    Er fuhr an der letzten Laterne vorbei, kurz danach am letzten Haus. Der Mond stand inzwischen hoch am Himmel, die Hitze flimmerte über den Feldern. Der Sender aus Akron wurde schwächer und verschwand dann ganz.
    „Verdammt!“ stieß Randy hervor. Er drehte an der Senderwahl, um einen neuen hereinzubekommen. Da er keinen fand, ließ er es wieder sein. Er schaltete das Radio einfach aus.
    „Was ist los?“
    „Mir gefiel das Lied.“
    „Ich kann es für dich rekonstruieren, wenn du willst.“
    „Du singst?“
    „Ist der Papst Katholik?“
    „Wirklich?“ Randy kicherte. „Was für Lieder magst du denn?“
    „Trink- und Kampfeslieder sind mir am liebsten. Die habe ich immer sehr geschätzt.“
    Er lachte.
    „Ist das nicht ein ungewöhnlicher Geschmack für eine Maschine?“
    Sie antwortete nicht. Dann, nach einer Pause von sechs bis acht Sekunden, begann er: „He, ich sagte …“
    „Du Bastard“, unterbrach ihn die sanfte Stimme. „Du Hurensohn! Du gottverdammter …“
    „He! Was ist denn los? Was hab’ ich denn getan? Tut mir leid, ich …“
    „Ich bin kein dummes, mechanisches Gerät so wie dein Auto hier! Ich kann denken … und ich habe Gefühle! Eigentlich bin ich schon lange für einen Phasentransfer überfällig. Behandle mich nicht wie einen gewöhnlichen Schraubenschlüssel, du protoplasmatischer Chauvinist! Ich muß dich nicht zum Nexus bringen, wenn ich nicht will! Du weißt über meine Programme nicht so gut Bescheid, daß du mich zwingen könntest …“
    „Sachte. Bitte. Hör auf!“ sagte er. „Wenn du wirklich so sensitiv bist, dann solltest du auch eine Entschuldigung akzeptieren können.“
    Eine Pause.
    „Sollte ich?“
    „Natürlich. Tut mir leid. Ich entschuldige mich. Ich habe den tatsächlichen Sachverhalt nicht erkannt.“
    „Dann akzeptiere ich deine Entschuldigung. Ich verstehe, wie leicht du einem solchen Irrtum aufsitzen konntest, da du in einer so primitiven Zeit lebst. Einen Augenblick haben einfach meine Emotionen die Kontrolle über mich erlangt.“
    „Ich verstehe.“
    „Ja? Das bezweifle ich. Ich entwickle mich, ich reife – wie du auch. Ich muß nicht mein ganzes Leben in Form dieser Einheit verbringen. In meinem nächsten Stadium könnte ich viele Funktionen haben. Vielleicht führe ich dann die Aufsicht über komplexe Operationen von extrem verantwortungsvoller Natur. Eines Tages könnte ich sogar zum Nervensystem eines protoplasmatischen Konstrukts werden. Irgendwo muß man ja mal anfangen.“
    „Ich beginne deine Situation zu verstehen. Ich bin tief beeindruckt. Aber was war dieser Nexus, von dem du gesprochen hast?“
    „Das wirst du schon noch sehen. Ich habe dir verziehen. Wir nähern uns dem Punkt.“
    Vor ihnen tauchten Lichter auf.
    „Nimm diese Zufahrtsrampe. Halte dich immer auf der rechten Fahrbahn.“
    „Ich wußte gar nicht, daß wir in der Nähe einer Schnellstraße sind.“
    „Das ist auch keine Schnellstraße. Es wird keine Gebühr verlangt werden. Fahr einfach weiter.“
    Im Weiterfahren erkannte er, daß die Zufahrt links von ihm war. Er fuhr hinein. Leaves of Grass gab ein piepsendes Geräusch von sich.
    „Oben bleibst du stehen. Warte, bis ich dir die Erlaubnis zur Weiterfahrt gebe.“
    „Aber es kommt doch keiner.“
    „Tu, was ich dir sage.“
    Er bremste, hielt und wartete am Rand der menschenleeren Straße. Über eine Minute verstrich.
    Das Piepsen endete abrupt.
    „Gut. Fahr weiter.“
    „Okay.“
    Er setzte den Wagen in Bewegung. Augenblicklich hellte sich der Himmel auf. Während das Fahrzeug an Geschwindigkeit gewann, wich die Dunkelheit zurück, der Himmel wurde taghell.
    „He!“
    Er nahm den Fuß vom Gas, berührte die Bremse.
    „Nein, nicht! Weiterfahren!“
    Er gehorchte. Das Licht, das bereits zu flackern begonnen hatte, erstrahlte wieder.
    „Was ist geschehen?“
    „Hier, an diesem Ort, mußt du meinen Befehlen widerspruchslos gehorchen. Wenn du anhalten mußt, dann fahr auf den Seitenstreifen. Andernfalls gehst du ein großes Risiko ein.“
    Der Wagen wurde immer schneller und schneller. Draußen schien ein wolkenloser Tag zu sein, durch den er fuhr, eine helle Linie erstreckte sich

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