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Straub, Peter

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Titel: Straub, Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fremde Frau
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ihr, weil ich sie nicht einfach hinauswerfen wollte, wissen Sie. Vieles von dem, was sie sagte, schien mir keinen Sinn zu ergeben, aber sie schien so glücklich zu sein! Junge, wenn ich den ganzen Tag von einer Tür zur anderen gezogen wäre, dann hätte ich bestimmt nicht so glücklich ausgesehen. «
    Die Frau sah ihn argwöhnisch an. Ich vermute, ich ebe n falls. »Also sind Sie ein Zeuge? « fragte sie.
    »Himmel, nein. Die Hälfte dessen; was sie sagte, kam mir völlig unsinnig vor. Nein, wir haben uns nur eine halbe oder dreiviertel Stunde lang unterhalten. Was mich berührte war, als sie sagte: › Wissen Sie, wenn man etwas gefunden hat, das einen glücklich macht, dann möchte man anderen Menschen davon erzählen. ‹ Das verstand ich. Das sah ich ein. Dann sah ich mich um und stellt e f est, dass es dunkel wurde, über den Hügeln schwand das Licht. Ich las danach ein wenig in der B i bel, aber ich ließ mein Denken nicht davon beeinflussen. « Er rollte sich auf den Bauch und stützte den Kopf auf die Hände.
    »Versuchen Sie es noch einmal mit dem Auto «, sagte er. »Vielleicht springt es jetzt an. «
    Die Frau beugte sich über das Lenkrad, und ich konnte wi e der das vertraute Heulen von vorhin hören. Der Mann im roten T-Shirt trank wieder einen Schluck aus der Weinflasche und kam grinsend auf uns zu. Wir standen auf.
    Er fragte auf Französisch , ob er uns helfen könnte. Er hatte gehört, wie unser Motor ausgegangen war. Hörte sich an, als hätten wir Probleme mit der Batterie. Ob wir uns anschieben lassen wollten? Er war gekommen, um uns das abzubieten. Merci. Merci.
    Wieder wurde die Stille von schrillen Hupen zerrissen. Männer, die in Unterhaltungen verstrickt waren, schritten an der Schlange entlang, stiegen in ihre Autos, schlugen Türen zu. Auch wir stiegen ein.
    In dem stickigen Auto drehte ich mich um und sah zum Fenster hinaus. Der Mann im roten T-Shirt hinter uns winkte und ließ den Motor an. Das blaue Auto vor uns fuhr Zentim e ter vorwärts, dann Meter. Das Auto des Mannes in Rot stieß mit einem sanften Aufprall gegen unseres. Hinter ihm erstrec k te sich die Autoschlange auf der Straße so weit das Auge reichte.
    »Löse die Handbremse «, sagte ich. »Wir lassen uns von ihm bis zur Brücke schieben. Wenn wir hinunterrollen, musst du schnell die Kupplung kommen lassen. Aber sieh zu, dass der Gang eingelegt ist. «
    »Ich schaffe es schon «, sagte die Frau. »Ich fahre. «
    Magruder gab auf dem Rücksitz ein weiteres seiner glückl i chen Geräusche von sich.
    »War das nicht großartig von ihm, uns das anzubieten?
    Herrgott, die Welt ist famos. Können Sie sich vorstellen, dass so etwas in den Vereinigten Staaten geschieht? « Seine Stimme hatte einen professionell unwirklichen Tonfall, und ich kam zu dem Ergebnis, dass ich Magruders inneren Frieden ziemlich schnell satt haben würde.
    Der Mann im roten T-Shirt hatte uns bis zur Kuppe der Brücke geschoben. Einen Augenblick verharrten wir in einer schwerelosen Schwebe, dann begann unser Auto nach unten zu rollen. »Gut so «, sagte die Frau. »Es führt sogar eine Se i tenstraße ab. Ich fahre dort entlang. Wir müssen aus diesem Schlamassel verschwinden. « Sie ließ ruckartig die Kupplung kommen.
    Das Auto sprang sofort an und bäumte sich im ersten Gang auf. Sie schaltete hoch und ließ den Motor aufheulen, damit er nicht wieder ausging. Ich drehte mich einen Augenblick um und winkte dem Mann im roten T-Shirt zu. Durch die Hec k scheibe sah ich, wie er grinsend einen Arm hob. Auch die Frau winkte und lächelte in den Rückspiegel. Wir bogen am Fuß der Brücke von der Hauptstraße auf eine ungeteerte Nebe n straße ab.
    »Warte, hier ist ein Schild «, sagte ich. »Langsam. « Wir krochen darauf zu: Arles 2 km. Sie beschleunigte mit quie t schenden Reifen.
    »An mehr ist mir nicht gelegen «, sagte Magruder. »Zurüc k gewinnen. Den Zauber zurückgewinnen. «
     
    Wir kamen von Nordwesten in die Stadt, nachdem wir der staubigen, einsamen Straße gefolgt waren, die am Fuß der Brücke abzweigte. Die gelben Häuser am Straßenrand wurden immer zahlreicher, schließlich standen sie dicht beieinander: die Vororte. Wir fuhren an einem struppigen gelben Köter vorbei, der unserem Auto nachjagte und die Reifen ankläffte. Kurz danach wurde die Straße asphaltiert, und auch die Häuser wurden größer; Cafes, Markisen, Bewohner. Wir waren in der Stadt.
    Die Straßen waren schmaler, die Gebäude älter. »Halten wir hier und suchen ein

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