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Straub, Peter

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Titel: Straub, Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fremde Frau
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ihnen näherte.
    »Alles fertig? « fragte ich.
    »Alles klar, Kumpel «, sagte einer der Männer. »Sie müssen nur noch hineingehen. Das machen wir alle irgendwann ei n mal. « Die Männer um ihn herum lachten.
    »Nur zu, läuten Sie. Jetzt ist es zu spät für einen Rückzi e her. «
    »Viel Spaß! « rief ein anderer Mann. Ich ging zur Haustür und klingelte , wobei ich ihnen zuwinkte . Ich konnte ihr L a chen hören, als sie in den Lastwagen einstiegen. Als ich den Klingelknopf drückte, hupte der Fahrer mehrmals, ta ta ta tut tut und fuhr davon, während er mir etwas zurief, das ich nicht verstehen konnte. Die Tür öffnete sich mit einer Explosion von Farben und Geräuschen.
    »Owen! Dein Anzug ist fabelhaft! Komm herein, aus der Hitze, mein Lieber, ich war gerade im Garten und habe die Männer überwacht, die die Zelte aufgestellt haben, und es ist einfach mörderisch dort draußen. Ich bete seit Wochen, dass es nicht regnet, und daher haben wir auch einen herrlichen Tag. «
    Während sie plapperte, nahm Maxine meinen Arm und führte mich ins Haus. Kühle Luft umhüllte mich.
    »Eine Klimaanlage ist ein Segen, nicht? Ich weiß gar nicht, was wir ohne sie tun würden – wahrscheinlich dunkelbraun werden und uns an den Kanten aufrollen. Ich hoffe, du und Morgan habt auch eine in eurer Wohnung. « Sie versetzte mir einen leichten Stoß.
    Aus dem nächstgelegenen Zimmer konnte ich Stimmen h ö ren. Hörte sich an wie eine Party.
    »Inzwischen sind fast alle da. Ich dachte schon, diese Mä n ner würden nie gehen. Aber ich bin so froh, dass du früh g e nug gekommen bist, unsere Gäste zu begrüßen. Joanie und Fred sind die einzigen, die noch nicht hier sind, aber wir e r warten sie jeden Augenblick. Sie sind vor fünf Minuten zu einer kleinen Spazierfahrt aufgebrochen. « Nach einer Seku n de: »Du wirst dich freuen, Joanie wieder zu sehen . Als du sie das letzte Mal zu Hause gesehen hast, war sie noch ein Kind, nicht? «
    »Nun, sie muss etwa zwölf gewesen sein «, sagte ich. »Aber sie war fast so groß wie Morgan. « Nicht gerade ein Kind, dachte ich: ein schwarzhaariges, selbstbewusstes , dreistes Mädchen in Blue Jeans, mit kleinen Brüsten, seltsam schüc h tern und dabei intensiv beunruhigend.
    Wie um die Anzeichen von Zorn abzuschütteln, die Maxine gezeigt hatte, als sie von ihrer jüngsten Tochter sprach, hielt Maxine mich eine Armeslänge von sich entfernt, ihre Hände auf meinen Schultern. Sie lächelte strahlend.
    »Du bist ein Traum, mein Schatz. Alle Frauen werden ne i disch auf Morgan sein. Und warte nur, bis du sie siehst! Sie ist heute erstaunlich. Sie hat eine Stunde beim Friseur verbracht, und sie ist bezaubernd. Natürlich kannst du sie jetzt nicht s e hen, jammerschade, aber du kannst es mir glauben. Eine wu n derschöne Braut. « Sie ließ ihre Hände auf meinen Schultern liegen und lächelte brillanter denn je, wobei sie ihre makell o sen Zähne entblößte. »Und nun gib mir einen Kuss , Schwi e gersohn! «
    Unsere Köpfe stießen zusammen. Unter ihrem Parfüm konnte ich einen Hauch Gin wahrnehmen. Einen Augenblick leckte Maxines Zunge über meine Lippen. Ich zog verblüfft den Kopf zurück. »Huch «, sagte sie.
    »Jetzt wollen wir dich den Gästen zeigen. « Sie ließ die Hände von meinen Schultern sinken. »Wo ist mein Drink? Ach, ist auch egal, ich werde uns beiden einen neuen holen. «
    Wir betraten eines der großen, kühlen Zimmer im Erdg e schoß des Hauses. Er war voll von Männern in mittleren Ja h ren, die meisten davon waren dick und hatten rote Gesichter, und ihre Frauen hatten Sommerkleider von der Farbe von Dschungelvögeln an. An einem Ende des Zimmers befand sich eine große Traube, dort wo die Bar aufgebaut worden war, und dorthin führte mich Maxine.
    »Das sind Mr. und Mrs. Fisch, Harold und Edna, das ist Owen, Robert und Bizzy Gladstone, der Mann der Stunde, Dr. Stern, er hat sich um Joanie gekümmert, unser künftiger Schwiegersohn, Mrs. Fleisch, Mr. Niedermayer, Ronnie Upp, Sandy Bosch, dies ist Owen, Owen, Sandy Bosch. «
    Das alles sprudelte sie mit großer Hast hervor, während sie mich zur Bar führte. Ihre Gesichter, die aufrichtige oder vorg e täuschte Herzlichkeit ausdrückten, murmelten etwas vor me i nem, wenn ihre Namen genannt wurden; jeder nahm meine Hand und gratulierte mir. Alle Anwesenden in der behelfsm ä ßigen Bar hatten diese subtile Aura der Selbstsicherheit und soliden Gönnerhaftigkeit, die in amerikanischen Kleinstädten mit Reichtum

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