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Straub, Peter

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Titel: Straub, Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fremde Frau
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kommt. Als wir den weißgedeckten Tisch mit den Flaschen und Eiskübeln darauf erreichten, wandte die o f fensichtlich aufgeregte Maxine sich wieder an mich.
    »Nimm dir einen Martini, Owen, ja, während ich versuche, Papa zu finden. Er ist so aufgeregt! Man könnte meinen, dass er heiratet! « Sie verschwand in der Meng e a m anderen Ende des Tisches, wo sie einen Augenblick aufgeregt plapperte, dann ging sie aus dem Zimmer.
    »Trinken Sie einen Schluck, mein Junge, das kann nicht schaden. « Sandy Bosch stand dicht neben mir. Er sah blühend und auf derbe Weise humorvoll aus, wie ein Mann, der in e i ner Komödie von Ealing den Hochzeitsgast spielt.
    »Danke, das mache ich «, sagte ich und gab dem Barkeeper meine Bestellung. »Schön, dass Sie zu diesem Abenteuer g e kommen sind. «
    Sandy beugte sich in der Taille nach vorn und lachte. Sein Gesicht lief purpurrot an, und er hustete in ein Taschentuch. »Schön von mir zu kommen, sagt er! Das ist gut, Junge, das ist gut! Ich will Ihnen etwas sagen: Es ist mir ein Vergnügen, hier zu sein, ein wirkliches, aufrichtiges Vergnügen. Ich kenne Ihre Braut schon jahrelang. Ich hielt sie immer für ein prachtvolles Mädchen. Intelligent. Joanie ist nicht zu verachten, ich kann Ihnen sagen, Sie können sich glücklich schätzen. Ein feines Mädchen, das Sie auf Trab halten wird. « Er legte die Hände auf den Tisch und beugte sich darüber, um nach dem Barke e per Ausschau zu halten. »Barmann! Noch einmal dasselbe für meinen jungen Freund hier und mich. «
    Dann wandte er sich wieder an mich. »Ich will Ihnen noch etwas sagen. Ihre Eltern halten große Stücke von Ihnen. Sie finden, Sie sind genau derjenige, den sie braucht. Ein Mann mit Köpfchen, das haben sie mir immer wieder gesagt. «
    »Sie haben den falschen vor sich «, sagte ich. »Ich heirate Morgan. Joanie ist schon verheiratet. «
    Sandys blühendes Gesicht welkte. »Bei Gott «, sagte er. »Umso besser. Prächtiges Mädchen, diese Morgan. Gut in der Schule. Nettes, stilles Mädchen. Gut aussehend . « Er kippte in seinen Drink. Als er wieder daraus hervorkam, schlug er mir auf die Schulter. »Wir sehen un s n och «, sagte er. »Sie werden doch nicht …?« Gleichzeitig nickte er. Er verschwand in de r selben Traube, in der auch Maxine verschwunden war. Ich konnte sein breites rotes Gesicht dicht neben dem einer Frau sehen. Wahrscheinlich erzählte er ihr, was für ein angenehmer Gesprächspartner ich war.
    Morgans Vater schien aus dem Nichts neben mir aufzuta u chen, als wäre er lautlos unter dem Tisch hervorgekrochen. »Hallo, Owen «, sagte er. »Ich habe gerade gesehen, wie Sie mit Sandy Bosch gesprochen haben. Ich glaube, er hat schon etwas mehr als sein Pensum für diesen Nachmittag. « Er drehte sich um mich herum und sah zu Sandy, Furchen bildeten sich auf seiner Stirn. »Ein trauriger Fall «, sagte er. »Ein alter Schulkamerad von mir, und ein alter Freund von uns, aber in letzter Zeit ist er vollkommen durcheinander. Sei nicht zu streng mit ihm. « Dann – überraschend: »Aber auch nicht zu nachsichtig. «
    Er deutete mit dem Daumen zum Fenster. »Herrlicher Tag, nicht? Die Männer, die das Zelt aufgebaut haben, sind gerade gegangen, also ist nun alles bereit. Die Blumen sind vor einer Stunde gekommen. Kann ich dir einen Drink holen? Hast du Joanie schon gesehen? «
    »Nein, danke «, sagte ich. »Ich habe noch einen. Maxine sagte, Joanie sei noch nicht wieder zurück. «
    Die Furchen auf Papas Stirn erschienen wieder. Er strich mit der Hand über die untere Gesichtshälfte. »Immer noch weg? Mein Gott, ich weiß nicht, was ich mit diesem Mädchen machen soll. Ich bin aber sicher, dass sie gleich wieder zurück sein wird, denn sie und Fred brannten darauf, mit dir zu r e den. « Er sah zur Tür. »Ich bin sicher, dass sie kommen wird. Morgan ist oben und macht sich fertig. Sie sieht reizend aus. Maxine umschwirrt sie schon den ganzen Vormittag und macht sie zurecht, damit sie wie die Bienenkönigin aussieht. «
    »Das ist unfair, Papa. « Maxine war zu uns gekommen, als sie mich mit ihrem Mann sprechen sah, und sie hatte seine letzten Worte gehört. Sie schien mit einer eigentümlichen M i schung aus Spannung und Humor zu vibrieren. »Jede Braut verdient es, an ihrem Hochzeitstag so gut wie möglich ausz u sehen, und ich wollte, dass Morgan ganz besonders gut au s sieht. Weißt du, sie macht so wenig aus ihrem Haar. Dir muss ich das nicht sagen, Owen, denn du kennst sie schon seit Ja h ren,

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