Straub, Peter
parle pas Francais. « Er lächelte, weil er o f fensichtlich mit seinem Satz zufrieden war.
Ich schäumte vor Ungeduld. »Englisch? Sprechen Sie En g lisch? «
»Pardon? «
»Deutsch? « bellte ich.
»Ja, Deutsch. Ich bin ja Deutscher. « Er nickte erfreut mit dem Kopf.
Ich versuchte verzweifelt, mich an mein Schuldeutsch zu e r innern. Mir fiel das Wort für Gelb nicht ein.
»Haben Sie einen Mann und seine Frau hier gesehen? Jetzt nun? Ich muss sie finden. «
Der Junge machte sich an der Einstellung seiner Kamera zu schaffen. Er schien nachzudenken. »Hier? «
»Ja! « brüllte ich. »Der Mann hat ein …« Mein Deutsch setzte aus. »Yellow! Yellow! « sagte ich und hielt den Saum meiner Jacke hoch.
»Gelb? «
»Ja, ja, gelb gelb «, schrie ich.
Er lächelte noch breiter als vorher. »Ach ja, ich habe ihn gesehen. « Er klopfte mir auf die Schulter.
»Wo? « fragte ich.
»Hier. Sie waren hier rechts! « Er grinste und freute sich, dass er so hilfreich sein konnte.
»Aber wo? Wohin sind sie gegangen? « sagte ich auf En g lisch und gestikulierte wild, ließ den Blick über den Platz schweifen und hielt wie ein Späher die Hand über die Augen. »Wohin? «
»Da rüber. « Er deutete auf eine solide Mauer.
Ich sah wieder den Jungen an, der mich breit anlächelte und den Arm immer noch in Richtung der kahlen Kirchenfassade ausgestreckt hielt.
»Sehen Sie? « fragte er. Und dann sah ich es.
Am Ende der Kirche war ein schmaler Durchgang zwischen ihr und dem nächsten Gebäude. Er war nicht breiter als achtzig oder neunzig Zentimeter, und die Schatten von der anderen Seite des Platzes hatten ihn vor meinen Blicken verborgen.
»Danke! « rief ich dem Jungen zu und rannte zu dem Schlitz in der soliden Mauer. Ich spähte hinein. Der Durchgang war vielleicht dreißig Meter lang und stockdunkel. Auf der anderen Seite konnte ich undeutlich einen Ausschnitt des Feldes e r kennen, der zum Theatre Antique führte. Von dem Paar war keine Spur zu sehen, kein bisschen Gelb.
Ich sah zu dem Jungen. Er muss die Schatten des Zweifels auf meinem Gesicht gesehen haben, denn er deutete mit der Hand herüber und grinste noch einmal. »Ja, ja «, rief er. »Dort hinein! « Ich atmete ein. Ich füllte meine Lungen mit Luft, als würde ich unter Wasser schwimmen, dann trat ich in den Durchgang. Er war so eng, dass ich seitlich gehen musste , und ich musste hüpfen, um überhaupt schnell vorwärtszukommen. In den Fugen zwischen den Platten wuchs Gras, was dem B o den eine weiche, nachgiebige Beschaffenheit verlieh. Der Durchgang schien endlos zu sein. Als ich die Gasse entlang zur Rue Jean Jaures gelaufen war, hatte ich gesehen, wie die Straße vor mir allmählich breiter zu werden schien, aber mit dem Gesicht einer dunklen Wand zugewandt, sah ich lediglich eine raue Fläche wie ein Schild vor mir. Am Rand des Schilds fiel ein wenig Licht von der jenseits des Gangs liegenden Wi e se ein. Als ich den Durchgang halb passiert hatte, nahm das Licht immer mehr zu, und es wurde heller, je weiter ich ging. Als die Wand vor mir ganz hell zu sein schien, drehte ich den Kopf zur Seite und sah, dass ich nur noch wenige Meter vom Ende des Durchgangs entfernt war.
Als ich den Durchgang hinter mir hatte, fiel ich praktisch in das sonnige Feld hinaus. Ich spürte, wie Gesicht und Körper Wärme abstrahlten, als deren Ursprung, deren logisches Ze n trum ich lediglich den Krampf in meinem Inneren ansehen konnte. Ich wischte mir das Gesicht ab. Schmutz kratzte mir über die Stirn. Ganz links von dem Feld sah ich das Paar, das gerade auf dem Gehweg erschien. Der Anblick der gelben Ja c ke vermittelte mir ein irrationales, anregendes Triumphgefühl, als wäre ich ein Jäger, der das Wild erblickt hat. Ihr Verhalten, das von Tieren unter der Mündung eines Gewehres, spornte mich weiter an: La Rochelle packte seine Frau wieder am El l bogen und zwang sie, mit ihm zu kommen. Beide ginge n g e beugt, als wären sie außer Puste. Luft und Energie strömten in meinen Körper. Ich wusste , ich würde sie erwischen.
Als ich durch das hohe Gras des Feldes lief, waren sie am Ende der Straße, die am Theater vorbei führte. Nur wenige Touristen waren zwischen mir und den La Rochelles , und ich sah, wie sie die Stufen am Ende der Straße hinaufhasteten und durch das Eisentor gingen, das zu der schläfrigen Frau mit den Katzen führte. Hinter dem Tor beginnt die Straße steil anz u steigen, und die Stufen folgen der Straße ein paar Meter, bevor sie auf
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