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Straub, Peter

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Titel: Straub, Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fremde Frau
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der Passanten, die die Straße en t langkamen, um dem dicken Paar auszuweichen, und stand schließlich wieder vor ihnen auf dem Trottoir. Ich begann zu laufen.
    Als ich an der Ecke anlangte, hatte die Ampel gerade umg e schaltet, und ein großer Lastwagen kam aus der Rue Jean Ja u res, so dass ich den nächsten Block nicht mehr sehen konnte. Meuble Riviere, in riesigen Lettern auf die Seite des Lastw a gens gemalt, kroch vorbei. Hinter dem Lastwagen folgte eine ganze Schlange kleinerer Autos, die vorbei wollten. Ich legte die Hand auf die Haube eines blauen Renault, und der Fahrer bremste verblüfft. Bevor er Zeit zum Nachdenken hatte, lief ich vor seinem Auto vorüber, sprang behende durch die zweite Autoreihe und stand schon wieder auf der anderen Seite des Gehwegs. Ich konnte die dünne Hupe des Renaults hinter me i nem Rücken aufheulen hören. Das Paar stand nicht mehr vor dem Geschäft. Auf der langen Strecke bis zum Boulevard Clemenceau konnte ich nichts Gelbes mehr sehen. Das Paar war entweder weit genu g g egangen, so dass sie hinter den a n deren Passanten verborgen waren, oder sie waren in eine der Nebenstraßen abgebogen, die ins Stadtzentrum führten.
    Ich zögerte einen Augenblick. Wenn ich weiter nach dem Paar in Gelb suchen wollte, dann musste ich mich entscheiden, in welche Richtung ich gehen wollte, entweder weiter den Boulevard entlang, oder in eine der Nebenstraßen; in beiden Fällen würde ich länger vom Cafe entfernt sein, als ich u r sprünglich gedacht hatte. Die Frau und Magruder hatten ihre erste Überraschung wegen meines Verschwindens wahrschei n lich überwunden und warteten auf meine Rückkehr – ich hielt es für wahrscheinlich, dass die Frau Magruder erklären würde, was ich mit › Geister ‹ gemeint hatte, und dass sie darauf wart e ten, das Ergebnis meiner Suche nach dem Paar zu hören. Unter diesen Umständen war es auch wahrscheinlich, dass Magruder die Frau ziemlich schnell langweilen würde. Aber wenn ich jetzt zurückkehrte, dann konnte ich ihnen nichts erzählen, d a von abgesehen, dass ich nicht imstande gewesen war, ein b e sonders auffälliges Paar in mittleren Jahren zu finden, das langsamer als ein durchschnittlicher Einkaufsbummler gega n gen war. Ich fing wieder an zu laufen. Trauben von Touristen: Ich lief noch schneller, an einem Mann in himmelblauen ku r zen Hosen vorbei, dann mit großer Geschwindigkeit um die Ecke der Avenue de President Wilson herum. Ich traf meine Entscheidung in dem Augenblick, als ich sie ausführte .
    Die Avenue war dicht gedrängt mit Fußgängern. Nachdem ich beinahe mit einem großen, professorenhaften Mann z u sammengestoßen war, bei dem es sich um einen britischen Touristen gehandelt haben musste , machte ich etwas langs a mer. Als ich › Pardon ‹ sagte, drehte er den Kopf, um mich vo r beisprinten zu sehen, und verbeugte sich ironisch. Wieder ha t te ich das Gefühl, dass i n meiner Erinnerung etwas wachger u fen wurde, aber ich konnte es nicht greifen und dachte nicht weiter darüber nach. Als ich mich von dem Mann abgewendet hatte, ließ ich den Blick über das wogende Meer von Köpfen vor mir schweifen. Ich sah vier Blondinen, bei denen es sich um die fragliche Frau handeln konnte. Ich begann wieder zu laufen und versuchte, alle vier Köpfe im Auge zu behalten.
    Als ich nur noch Meter von dem ersten Kopf entfernt war, teilte sich die Menge. Unter dem Haarschopf sah ich einen weiten Sweater und Jeans. Es war ein Junge. Ich lief wieder schneller und spürte einen stechenden Schmerz in der Seite. Die drei anderen blonden Köpfe hatten bereits den nächsten Block erreicht, ich hastete weiter durch die Menge und achtete nicht auf das Stechen. Ein Mann mit einer Hasenscharte und einem riesigen rosa Gewächs, beinahe faustgroß, am Hals, griff nach meinem Ellbogen und hätte mich beinahe auf die Straße gezogen. Ich schlug mit der Hand nach seinem Arm und winkte ungeduldig. Er rief etwas Gedämpftes und Unve r ständliches hinter mir her.
    Ich sah nach vorn und erblickte eine der drei Blondinen in dem Meer von Köpfen vor mir, dicht neben ihr ging ein schwarzer Haarschopf, und ich ließ sie unbehelligt in eine a l lee abbiegen. Die beiden anderen blonden Köpfe waren sehr dicht beisammen und etwa fünfzehn Meter vor mir in einem Gewimmel von Touristen im nächsten Block, aber ich konnte nicht erkennen, von wem sie begleitet wurden: ich sah mehrere braune, kahle Köpfe, die Charles La Rochelle sein konnten. Ich stieß einen Mann

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