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Straub, Peter

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Titel: Straub, Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fremde Frau
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‹ eine sehr z u treffende Beschreibung des Zustands, in dem ich den Vormi t tag verbracht hatte. »Ich glaube, ich kann nichts essen. Mein Magen fühlt sich an, als wäre er voll Säure. Als hätte ich aus einem Spucknapf getrunken. «
    Sie setzte sich neben mich aufs Bett. Ich wühlte mich tiefer in die Laken. Sie ging zu einem Sessel am Fenster.
    »Möchtest du den ganzen Tag hier bleiben ? « Ihre Stimme war immer noch leise. Ich breitete die Arme aus: Wer weiß? »Tut es immer noch so weh? «
    »So sehr, dass ich nichts essen kann «, sagt e ich. »Könntest du mir eine Fl asche Scotch bringen lassen? Der Drink, den ich heute Morgen in dem Cafe zu mir nahm, hat ein wenig geho l fen. In gewisser Weise wurde ich gelöster, wenn das einen Sinn ergibt. «
    Sie rief an. Nachdem sie das getan hatte, ging sie ins Bad und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. »Es könnte etwas mit der Hitze zu tun haben, nicht? Es ist schrecklich heiß hier. «
    »Nein, es liegt nicht an der Hitze. An dir. Es ist jämmerlich, dass ich so bin. Ich habe mich immer für stark gehalten. Ich bin in einer riesigen Hülle herumspaziert. «
    Sie kam aus dem Bad. Ihr Gesicht hatte den Perlmuttglanz frisch gewaschener Haut. Um ihren Mund herum konnte ich die winzigen, süßen Linien sehen, die ich erst in Arles bemerkt hatte.
    »Was würdest du tun, wenn wir verheiratet wären? «
    »Und du mit jemand anderem geschlafen hättest? « Sie nic k te und zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich würde dich verlassen. « Ich hatte das nicht sagen wo l len, es kam wie ein Reflex aus meinem Mund. Es schockierte mich. Ich wurde mir bewusst , dass ich kein Recht hatte, das zu sagen, dass es sich aus meinem Mund wie heuchlerischer U n sinn anhörte. Ich sagte: »Das ist unsinnig, nicht? Ich denke, ich würde dich nicht verlassen. « Ich sah sie wieder an; sie schien erschüttert von dem, was ich gesagt hatte. »Ich denke, ich würde darüber reden und sehen, ob ich etwas für uns tun könnte. Ich wäre sehr verletzt. «
    »Was würdest du tun, wenn deine Frau mit einem anderen Mann schlafen würde? Sie ist sehr attraktiv. «
    Einen Augenblick verspürte ich nackte Panik. »Morgan ist sehr treu «, sagte ich schließlich. »Es ist undenkbar, dass sie das tun würde. Aber wenn sie es tun und mir erzählen würde, dann würde ich wahrscheinlich warten, bis es vorbei ist. Ich würde darunter leiden, aber ich würde wissen, dass es vorüber geht. « Mir wurde der tiefere Sinn dessen klar, was ich gesagt hatte, und mein Magen verkrampfte sich noch etwas mehr. »Das ist das Problem «, sagte ich. »Die Ehe macht alles anders. Ein Mann und eine Frau entscheiden sich nicht jeden Tag neu füreinander. Es sind zwei einzelne Individuen, die zusamme n leben, die sich im Lauf der Jahre in Millionen Kleinigkeiten aneinander anpassen. Sie raufen sich zusammen. Sie bilden eine Einheit, die Belastungen ertragen kann. Aber mit dir … mit dir war das etwas ganz anderes. Was soll ich für einen Vergleich nehmen? Als würde ich dich in mir tragen, wie ein Geheimnis. Ich bin ein Idiot, aber ich finde, du gehörst mir, nur mir. «
    »Das stimmt immer noch «, sagte sie.
    Es klopfte an der Tür. Die Frau stand auf und ließ den kle i nen Pagen eintreten, der die Flasche Scotch brachte. Ich gab ihm zwei Franc Trinkgeld von dem Stapel auf dem Nachttisch. Nachdem er gegangen war, schenkte ich mir von dem Whi s key in ein Glas. Er schien das Brennen in meinem Magen zu lindern. Hunger hatte ich immer noch nicht. »Bitte leg dich zu mir «, sagte ich. »Geh nicht gleich wieder weg. «
    »Immer «, sagte sie. Sie machte ihren Reißverschluss auf. Das Kleid sank um ihre Taille, und sie schob es über die Ru n dung ihrer Hüften und trat heraus. Dann die Strümpfe, ein ha f tendes Netz. Nur mit dem Slip bekleidet, kam sie zum Bett. In dem Zimmer wurde es dunkler, als eine Wolke an der Sonne vorbeizog. In dem plötzlichen Dunkel schien die Frau selbst dunkler zu sein, fast wie eine Negerin.
    Ich knöpfte das Hemd auf und warf es auf einen Sessel. Dann machte ich den Gürtel auf, schlüpfte aus der Hose und warf auch sie auf den Sessel. Sie verfehlte ihn aber und landete als formloses Bündel auf meinen Sch uh en. Als ich den Rücken hob und die Unterhose auszog, kniete die Frau über mir. Ich küsste ihre Brüste: die eine, die andere. Die Nippel waren von braunrosa Farbe auf der weißen Haut und steil aufgerichtet. Sie senkte den Kopf, ließ die Brüste auf meine Brust sinken und

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