Strawberry Summer
geschwungene Chaiselongue in der Mitte des Raumes und betrachtete sich im Spiegel. Vielleicht hatte sie es etwas übertrieben da unten mit dem Mädchen. Vielleicht hatte sie sich wie ein Idiot verhalten.
Nach ein paar Minuten setzte sie sich kerzengerade auf, als sie Schritte vor ihrem Zimmer hörte. »Isabel?« Ihre Mutter erschien im Türrahmen, die blauen Augen stürmisch. »Was zum Himmel stimmt nur nicht mit dir?«
»Ich dachte, das war ziemlich offensichtlich«, antwortete Isabel. »Sie hat mein Kleid ruiniert.«
»Dann entschuldigst du dich höflich und gehst in die Küche«, sagte Lucy. »Du benimmst dich nicht so vor den Gästen. Und du wirst nicht ein Mitglied des Personals an schreien. Das ist meine Aufgabe, nicht deine.«
Ihre Mutter atmete tief ein und hielt sich an ihrem Seidencardigan fest. »Und ich warte immer noch darauf, dass du den Vorfall heute erklärst. Einfach im Wasser rumspringen, wenn kein Lebensretter, niemand, da ist.«
»Ich hatte Lust zu schwimmen.«
»Mrs Dancy hat mir erzählt, du hättest ausgesehen wie eine ertrunkene Ratte.«
»Weil ich auch fast ertrunken wäre.«
Ihre Mutter neigte den Kopf und mehrere blonde Strähnen fielen aus ihrer Hochsteckfrisur auf ihre Schulter.
»Mach das nicht, Isabel«, sagte sie. »Spiel nicht den Märtyrer. Diesen Sommer wird es anders sein. Verstehst du das? Kein Die-ganze-Nacht-Ausbleiben, kein Ausleihen des Autos, keine Lügen. Deinem Vater reicht es, falls dir das überhaupt irgendwas bedeutet.«
»Tut es nicht«, sagte Isabel.
»Sag das nicht.«
»Er spricht nicht mal mit mir«, sagte Isabel. »Warum sollte es mich kümmern, was er denkt? Und das hier geht so was von nicht um mich. Sie ist diejenige, die Mist gebaut hat. Der Himmel weiß, warum du sie aufgenommen hast.«
»Du wirst nett zu dem Mädchen sein, hast du verstanden?«, sagte ihre Mutter. »Es hat nicht annähernd die Möglichkeiten, die du hast. Ich versuche, etwas Gutes zu tun, indem ich es den Sommer hier verbringen lasse.«
»Du hast nur Angst, dass Fee doch kündigen und dich verlassen wird«, murmelte Isabel.
Ihre Mutter war still. »Gute Nacht, Isabel«, sagte sie schließlich und ging hinaus.
Isabel blieb auf dem Sofa sitzen. Der Sommer hatte kaum angefangen und schon wollte sie hier raus. Sie schloss ihre Augen. Das Gefühl einer Welle schüttelte sie. Sofort sah sie ihn wieder. Das tropfende Haar. Diese Augen. Dieses Grinsen.
Er war hier. Irgendwo. Und vielleicht dachte er auch an sie.
Sie ging in ihr Schlafzimmer und zu der iPod-Docking-Station auf ihrem Nachttischchen. Sie wählte die Playlist, die sie in der Schule gemacht hatte, kurz bevor sie nach Hause gekommen war, und legte sich auf ihr Bett. Sie wollte noch ein bisschen von ihm träumen.
Es wurde immer dunkler, und Rory lag zusammengerollt auf ihrem Bett, unfähig, sich zu rühren oder das Licht anzuschalten. Sie würde sich bald bewegen müssen und entscheiden, was sie tun würde.
Die meiste Zeit ihres Lebens war sie immer vorsichtig gewesen. Vor einem Test stand sie eine Stunde früher auf, um zu lernen. Sie wartete, bis Dinge im Angebot waren. Sie sparte genug Geld von ihrem Lohn, um sicherzu gehen, dass die Stromrechnung bezahlt wurde. Es war logisch, dass es zu einem Desaster kam, wenn sie ausgerechnet ein einziges Mal nicht vorsichtig war und nicht aufpasste. Ihre Mutter hatte recht gehabt. Hierherzukommen war ein Fehler gewesen. Und es hatte nur acht Stunden gedauert, das herauszufinden.
Als sie sich endlich aufsetzte und aus dem Fenster sah, war es schon dunkel. Schatten fielen auf den Teppich. Sie hob den Hörer vom Telefon auf dem Nachttisch und starrte all die Knöpfe für die verschiedenen Räume an – Bibliothek, Poolhaus, das Schlafzimmer der Rules. Sie legte den Hörer wieder auf. Fee hatte gesagt, dass ihr Zimmer unten beim Tischtennisraum sei. Es würde einfacher sein hinzugehen.
Sie trat in die Halle hinaus. Das Haus war still. Die Einzige, die sie entdecken konnte, war Trixie, die ihren Kopf hob und Rory mit überraschend dunklen seelenvollen Augen ansah. Sie ging die hintere Treppe hinunter, jede Stufe knarzte, und schaltete den Dimmer an. Das Licht über der Tischtennisplatte ging an. Die Schläger lagen immer noch auf der Anrichte in merkwürdigen Winkeln zueinander. Allein bei ihrem Anblick schämte sie sich so sehr. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, was die Rules jetzt von ihr hielten. Aber Isabels Reaktion war definitiv grob gewesen. Dennoch schien es, als sei
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