Strawberry Summer
die Familie ihr unhöfliches Verhalten gewohnt.
Rory lief durch die Halle, bis sie eine geschlossene Tür erreichte, unter der Licht durchschien. Vorsichtig klopfte sie an. »Fee?«, sagte sie. »Kann ich reinkommen? Ich bin es, Rory.«
Die Tür öffnete sich. Fee stand in einem langen Crew Shirt, auf dem in geschwungenen Buchstaben Georgica Club gedruckt war, und Pyjamahosen vor ihr. »Hallo, Schatz«, sagte sie. »Ich dachte mir schon, dass du vorbeikommen würdest. Ich mache grad mein Kreuzworträtsel. Komm rein.«
Rory sah sich in dem vollgestopften Raum um. Er war gerade mal groß genug für ein Doppelbett, einen Nachttisch und eine kleine Kommode mit einem Mini-Flatscreen. Es gab keinen begehbaren Kleiderschrank, keine weich gepolsterten Stühle. Keine Fenster, die vom Fußboden bis zur Decke reichten.
»Dieser Raum ist so klein«, sagte sie. »Entschuldigung. Ich meinte, verglichen mit meinem. Ich sollte hier sein.«
»Ich mag es klein«, murmelte Fee. »Und keiner kommt hier rein, was noch besser ist.« Sie setzte sich zurück aufs Bett und nahm ihr Kreuzworträtsel auf. »Ein Wort mit acht Buchstaben für ›Klasse‹«, sagte sie und sah konzentriert auf das Rätsel. »Fängt mit einem P an.«
Rory dachte nach. »Prestige?«
»Pre-stige«, sagte Fee und schrieb die Buchstaben aus. »Gut. Sehr gut. Du bist ein sehr kluges Mädchen.«
»Ja, nur dass ich keine Soße servieren kann«, sagte Rory.
»Jetzt fühl dich nicht schlecht deswegen«, sagte Fee und legte die Zeitung weg. »Du hast dein Bestes gegeben. Und sie hätten dich nie in diese Lage bringen sollen.«
»Mrs Rule denkt bestimmt, ich sei dumm«, sagte Rory. »Und Isabel …«
»Hat ein Problem mit ihrer Einstellung in der Größe Nebraskas«, unterbrach Fee sie.
»Ich denke nur, es könnte ein Fehler gewesen sein«, sagte Rory, auf der Bettkante sitzend.
»Weil Isabel Rule mal wieder einen Ausraster hatte? Nein. Den ganzen Sommer mit deiner Mutter und ihrem neuesten Boy Toy verbringen – das wäre ein Fehler gewesen.«
»Ich hab nur eigentlich keine Erfahrung für das hier«, sagte Rory. »Ich dachte, ich hätte sie. Aber es ist so verwirrend.«
»Was meinst du?«
»Na ja, die Rules. Sie waren so freundlich. Ich habe mich wie ein Gast gefühlt. Du weißt schon, wegen dem Zimmer und weil sie so nett zu mir waren, als ich sie getroffen habe.« Rory hob Fees Stift auf, nahm den Deckel ab und steckte ihn wieder auf. »Und dann plötzlich bediene ich sie beim Abendessen und mache es nicht gut. Es war komisch. Ich glaube, ich hatte nicht erwartet, dass sie so nett sind. Das ist alles.«
Fee öffnete eine Schublade ihres Nachttisches und nahm eine Tüte heraus. »Nun, sie sind keine Ungeheuer, das ist sicher«, sagte sie und bot Rory M&M s an. Sie nahm eins aus der Tüte. »Aber ich vergessen nie, dass ich die Haushälterin bin. Nicht für einen Moment.«
»Richtig«, sagte Rory, obwohl sie sich nicht sicher war, was Fee damit sagen wollte.
»Vergiss heute Abend. Und versuch dich zu entspannen. Geh in die Stadt, lerne Leute kennen. Und, um Himmels willen, mach dir keine Sorgen wegen Isabel. Sie hat Probleme.«
»Was für Probleme?«
»Sie hat nie irgendwo reingepasst«, sagte Fee und nahm selbst ein M&M. »All die anderen Kinder, da gab es nie irgendwelche Probleme. Aber Isabel – sie hat schon immer gern ihre Grenzen getestet. Und dann letzten Sommer, da hat sie fast dieses Haus abgebrannt.«
Rory ließ den Stift fallen. »Im Ernst?«
Fee nickte düster. »Sie kam stockbesoffen von einer Party heim und ist dann im Filmraum mit einer angezündeten Zigarette in der Hand eingeschlafen. Der Teppich fing Feuer, dann die Vorhänge, und fast wäre der ganze Nordflügel runtergebrannt. Wäre nicht ihr Bruder Connor in die Küche gegangen, um etwas zu essen …«
»Oh Gott.«
»Da haben sie beschlossen, sie auf eine Schule in Kalifornien zu schicken. Sie kam das ganze Jahr nicht heim. Nicht mal an Weihnachten. Nicht bis vor ein paar Wochen. Es ist also ein bisschen unruhig hier gewesen, seit sie zurück ist. Ich glaube, der Familie wäre es am liebsten gewesen, dass sie Isabel auch den ganzen Sommer in der Schule hätte lassen können.«
Rory zupfte an dem Seilarmband an ihrem rechten Handgelenkt herum.
»Aber mach dir keine Sorgen«, sagte Fee und legte eine Hand auf Rorys. »Du wirst das hier schon machen.«
Fee klang wieder nicht so ganz überzeugend, aber Rory sagte nichts.
»Wann soll ich morgen aufstehen?«
»Acht Uhr sollte
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