Strawberry Summer
gut sein.«
»Okay. Und noch mal danke. Für alles.« Sie beugte sich zu Fee, um sie zu umarmen. »Gute Nacht.«
»Nacht, mein Schatz.«
Sie schloss Fees Tür. Als sie an den Tischtennisschlägern auf der Anrichte vorbeikam, schämte sie sich nicht mehr. Die Rules mussten gute Menschen sein, wenn Fee schon so lange für sie arbeitete. Sie würden ihr den einen dummen Fehler verzeihen. Sie dachte daran, wie sie Tischtennis gespielt hatten, in perfekter Harmonie miteinander, konkurrierend, aber dennoch freundlich. Welche Familie kannte sie schon, die so etwas tat? Der einzige Riss in der Hülle war bisher ihre verrückte Tochter.
Sie kam in ihr Zimmer und machte kein Licht, während sie das Bett richtete. Sie konnte es nicht erwarten, endlich zu schlafen. Im Raum über ihr lief Musik. Etwas Bekanntes. Es war eines ihrer Lieblingslieder. Von Florence and the Machine .
Jemand anders in diesem Haus mochte sie also auch.
Kapitel 4
Am nächsten Morgen wachte Rory vom Geräusch des Rasenmähers auf. Sie stützte sich auf die Ellenbogen auf und kniff die Augen im Sonnenlicht zusammen. Sie war eingeschlafen, ohne das Fenster oder den Rollladen zu schließen. Die Vorhänge bewegten sich in der kalten Seeluft. Sie griff nach der kleinen gläsernen Uhr auf dem Nachttisch und starrte auf das Ziffernblatt. Es war halb zehn.
Sie rannte ins Badezimmer und schlüpfte auf dem Weg aus ihrem Pyjama. Sie stellte sich unter die Dusche und betätigte hektisch den Hebel. Nichts passierte. Sie versuchte es mehrmals. Schließlich sah sie den Extragriff, mit dem man das Wasser aufdrehen konnte. Der Hebel war anscheinend nur dafür da, die Temperatur einzustellen, als ob das irgendeinen Sinn machen würde. Sie stellte das Wasser auf warm und stand dann unter der Brause. Sie fühlte den Wasserstrahl auf ihre Augenlider trommeln. Zuerst hatte sie Isabel Rules Kleid ruiniert. Jetzt war sie der faule Trampel, der am zweiten Tag verschlief. Nächstes Mal würde sie nicht die Uhr als Wecker nehmen, sondern das Handy, wie jeder normale Mensch.
Zwei Minuten später hatte sie Jeans und das erste Top, das sie in die Finger bekam, angezogen. Kaum war sie aus ihrem Zimmer getreten, rannte Trixie den Gang hi nunter, um sie zu begrüßen. »Hi, meine Süße«, flüs terte Rory. »Wünsch mir Glück heute, ja?« Sie tätschelte Trixies Kopf und ließ den Hund ihre Hand abschlecken. Sie fragte sich, wie viel Aufmerksamkeit Trixie in diesem Haus bekam. Vermutlich recht wenig.
Gerade als sie die Küchentür aufstoßen wollte, hörte sie Stimmen hinter der Tür.
»Vielleicht wäre es nicht passiert, wenn man sie nicht an ihrem ersten Abend ins kalte Wasser geworfen hätte«, sagte Fee.
»Sie wurde nicht dazu gezwungen, sie hat es angeboten «, antwortete Bianca. »Aber ich hatte ja keine Ahnung, dass sie –«
Rory drückte die Tür auf. Fee und Bianca sahen beide schuldbewusst aus, wie sie da an der Marmorplatte der Kücheninsel standen. »Nun, guten Morgen«, sagte Bianca steif. »Ich nehme an, du hast gut geschlafen?«
»Es tut mir leid. Ich dachte, ich hätte den Wecker gestellt.«
»Das ist schon okay, Rory«, sagte Fee. »Ich habe dir einen Smoothie gemacht, falls du Hunger hast.« Fee öffnete den Kühlschrank und nahm ein hohes Glas heraus, das mit etwas gefüllt war, das aussah wie ein Erdbeershake. »Erdbeer-Banane-Blaubeere«, sagte sie und nahm die Frischhaltefolie vom Glas. »Dazu ein bisschen Leinsamenöl und ein paar gemahlene Mandeln.«
»Danke.« Rory nahm das Glas und sah sich um. Gestern Abend waren alle Küchenflächen und die Kücheninsel mit Essen, Gewürzen und Geschirr bedeckt gewesen. Jetzt war jede Oberfläche frei und glänzte. Und noch etwas fehlte. »Wo ist Eduardo?«
»Eduardo wurde entlassen«, antwortete Bianca kühl. »Unser neuer Küchenchef stößt heute Abend zu uns.«
»Oh.« Sie dachte daran, wie Eduardo ganz hektisch durch die Küche gewirbelt war. Hatte er etwa Angst gehabt? Sie wollte fragen, warum Eduardo gefeuert worden war, aber sie ahnte, dass ihr das nicht zustand. Sie nahm einen Schluck von dem Smoothie. Ein Teil von ihr wollte sich wieder für gestern Abend entschuldigen, aber dann erinnerte sie sich daran, was Fee gesagt hatte. Sie solle sich ja nicht bei Bianca einschleimen. Es war also besser, so zu tun, als wäre nichts passiert. »Also, was kann ich heute tun?«
»Du wirst einige Dinge auf dem Markt besorgen«, kündigte Bianca an und ging zu dem Laptop, den sie auf einem Tisch am Ende der
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