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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Ansicht zu bestellen (ohne Kaufverpflichtung), die National Rifle Association, das heißt, die organisierte Waffenlobby bei ihrer Kampagne »Bewaffnet die Krabbelkinder« zu unterstützen – also, unter den Dutzenden unerwünschter Werbebroschüren und Supersonderangebotszetteln mit dämlichen kleinen Aufklebern, auf denen mein Name und meine Adresse schon gedruckt standen, lag einsam und zerrissen ein Brief, den ich einundvierzig Tage zuvor an einen Freund in Kalifornien geschickt hatte, und zwar an seinen Arbeitsplatz. Nun war das Schreiben mit dem Vermerk zurückgekommen »Adresse unvollständig – Bitte überprüfen und noch einmal versuchen« oder Worten ähnlichen Inhalts.
    Bei diesem Anblick entfuhr mir doch ein kleiner Verzweiflungsseufzer, und zwar nicht nur, weil ich der US-Post soeben erst meine Seele für einen Donut verkauft hatte, sondern weil ich zufällig kurz davor im Smithsonian einen Artikel über Wortspiele gelesen hatte, in dem der Autor behauptete, daß ein übermütiger Scherzkeks einmal einen Brief losgeschickt hatte, der mit schelmischer Vieldeutigkeit an
    HILL
    JOHN
    MASS adressiert und auch angekommen war, nachdem die Postbehörden herausgefutzelt hatten, daß man es als »John« under »Hill« and over »Massachusetts« lesen mußte, was im Adressenklartext hieß: John Underhill, Andover, Massachusetts. Capito?
    Die Geschichte ist hübsch, und ich würde sie wirklich gern glauben, doch das Schicksal meines Briefes, der nun nach einem einundvierzigtägigen Abenteuertrip in den Westen wieder bei mir gelandet war, schien doch zur Vorsicht zu gemahnen, was die Post und ihre Spürnasenqualitäten betraf.
    Das Problem bestand offenbar darin, daß ich als Adresse meines Freundes nur »c/o Black Oak Books, Berkeley, California« daraufgeschrieben hatte, also weder Straßennamen noch -nummer, weil ich
    beide nicht wußte. Ich sehe ja ein, daß das keine vollständige Adresse ist, aber sie ist doch sehr viel ausführlicher als »Hill John Mass«, und der Buchladen Black Oak Books ist obendrein eine Institution in Berkeley. Jeder, der die Stadt einigermaßen kennt – und in meiner Weltentrücktheit und Naivität hatte ich das von den dortigen Postbehörden angenommen –, kennt auch den Black-Oak-Buchladen. Nur die Post nicht. (Im übrigen weiß der Himmel, was mein Brief beinahe sechs Wochen in Kalifornien machte. Wenigstens kam er mit einer hübschen Bräune zurück.)
    Um diese Klagemär aber mit einem herzerwärmenden Ausblick abzuschließen, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, daß mir, kurz bevor ich aus England wegzog, die Königliche Post einen Brief an »Bill Bryson, Schriftsteller, Yorkshire Dales« achtundvierzig Stunden, nachdem er in London aufgegeben worden war, zustellte. Eine beeindruckende detektivische Leistung! (Macht nichts, daß der Absender ein bißchen plemplem war.)
    Da steh ich nun, hin- und hergerissen zwischen meiner Zuneigung zu einer Post, die mir nichts zu essen gibt, aber eine besondere Herausforderung bewältigt, und einer, die mir zwar Klebeband schenkt und mich rasch bedient, mir aber nicht behilflich ist, wenn ich einen Straßennamen vergessen habe. Daraus lernen wir natürlich, daß man bei einem Umzug von einem Land in ein anderes akzeptieren muß, daß manche Dinge besser und manche schlechter sind und nichts daran zu ändern ist. Das ist vielleicht nicht die tiefgründigste Einsicht, aber ich habe einen Donut umsonst bekommen und bin, na ja, alles in allem zufrieden.
    Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muß nach Vermont und meine Post bei einem Mr. Bubba abholen.

    Wie man auch zu Hause seinen Spaß haben kann

    Meine Frau findet alles am Leben in den Vereinigten Staaten wunderbar. Sie ist entzückt, wenn man ihr ihre Lebensmitteleinkäufe in Tüten einpackt, sie liebt Gratiseiswasser und Streichholzbriefchen in Restaurants, und ein Pizzalieferservice ins Haus ist für sie der Gipfel der Zivilisation. Bisher hatte ich noch nicht den Mut, ihr zu sagen, daß die Kellnerinnen hier alle Leute nötigen, »einen schönen Tag zu haben«.
    Ich persönlich mag Amerika zwar auch und bin für seine vielen Annehmlichkeiten dankbar, aber nicht ganz so sklavisch und unkritisch. Gut, beim Einkaufen werden einem die Lebensmittel eingepackt. Natürlich ist das eine nette Geste, doch was hat man anderes davon, als daß man zuschauen kann, wie einem die Lebensmittel eingepackt werden? Es verschafft einem ja mitnichten wertvolle zusätzliche Freizeit. Ich will kein

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