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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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für diese Menge des wertvollen Krauts in England bezahlen mußte, nachdem dort wieder ein neues Budget mit höheren Tabaksteuern verabschiedet worden war. »Mein Finger! Mein Finger!« kreischte ich sofort darauf, denn ich hatte entdeckt, daß ich mir den Finger an dem Reißverschluß aufgeschlitzt hatte und großzügig Blut verspritzte. (Ich kann schon normalerweise kein Blut sehen, aber wenn mein eigenes fließt, finde ich es vollkommen gerechtfertigt, hysterisch zu werden.) Konfus und unfähig zu helfen, schaltete mein Haar auf Panik.
    Und da schaute meine Frau mich voller Erstaunen – nicht Ärger, purem Erstaunen – an und sagte: »Ich faß es nicht, daß du mit Reisen unseren Lebensunterhalt verdienst.«
    Leider ist es so. Ich erlebe immer Katastrophen, wenn ich unterwegs bin. Einmal wollte ich mir im Flugzeug einen Schnürsenkel zubinden, beugte mich genau in dem Moment nach unten, als der Fluggast vor mir seinen Sitz in Liegeposition brachte, und klemmte hilflos in Absturzposition fest. Erst als ich mich an das Bein meines Nachbarn klammerte, konnte ich mich befreien.
    Ein anderes Mal kippte ich einer liebenswürdigen kleinen Dame neben mir Limonade in den Schoß. Der Steward kam, machte sie sauber, brachte mir ein neues Getränk, und sofort schüttete ich es wieder auf die Frau. Bis zum heutigen Tage weiß ich nicht, wie ich es angestellt habe. Ich weiß nur noch, daß ich nach dem neuen Getränk langte und hilflos zusah, wie mein Arm wie ein billiges Requisit in einem Fünfziger-Jahre-Horrorfilm mit Titeln wie Untote Gliedmaßen das Getränk gewaltsam aus der Halterung riß und auf ihren Schoß goß.
    Die Dame schaute mich mit der verblüfften Miene an, die man auch von jemandem erwartet, den man wiederholt bis auf die Haut durchnäßt hat, und stieß einen Fluch aus, der mit »Ver« begann und mit »ße« endete, und dazwischen einige Silben enthielt, die ich in der Öffentlichkeit noch nie gehört hatte, jedenfalls nicht von einer Nonne.
    Das ist aber beileibe nicht mein schlimmstes Erlebnis im Flugzeug. Das schlimmste war, als ich wichtige Gedanken in ein Notizbuch schrieb (»Socken kaufen«, »Getränke gut festhalten« u. ä.), dabei, wie man das eben so macht, nachdenklich an meinem Stift lutschte und dann ein Gespräch mit einer attraktiven jungen Dame neben mir begann. Etwa zwanzig Minuten lang amüsierte ich sie mit einem hochkultivierten Bonmot nach dem anderen und begab mich dann zur Toilette. Dort entdeckte ich, daß der Stift ausgelaufen war, und mein Kinn und Mund samt Zunge, Zähnen und Zahnfleisch leuchtend wischfest marineblau waren und tagelang bleiben würden.
    Ich hoffe, Sie verstehen, wie gern ich der Mann von Welt wäre. Nur einmal in meinem Leben möchte ich von einer gepflegten Tafel aufstehen, ohne daß ich aussehe, als hätte ich ein örtlich extrem beschränktes kleineres Erdbeben erlebt; einmal möchte ich in ein Auto steigen und die Tür schließen, ohne daß ich fünfunddreißig Zentimeter Mantel draußen lasse, und einmal möchte ich helle Hosen tragen, ohne daß ich am Ende des Tages entdecken muß, daß ich abwechselnd in Kaugummi, Hustensirup, Eis und Motoröl gesessen habe. Aber es soll nicht sein.
    Wenn nun in Flugzeugen das Essen serviert wird, sagt meine Frau: »Reißt Daddy mal die Deckel von dem Essen ab, Kinder.« Oder: »Kapuzen auf! Daddy schneidet sein Fleisch.« Diese hilfreichen
    Warnungen werden mir natürlich nur zuteil, wenn ich mit der Familie reise. Wenn ich allein fliege, verzichte ich sowohl auf Essen als auch Trinken und bücke mich nicht, um mir die Schnürsenkel zuzubinden. Und niemals bringe ich einen Stift auch nur in die Nähe meines Mundes. Ich bleibe mucksmäuschenstill sitzen – manchmal sogar auf meinen Händen, damit sie nicht überraschend herausschießen und Unheil mit Flüssigkeiten anrichten. Es macht keinen Spaß, aber wenigstens sind die Wäschereirechnungen nicht mehr so hoch.
    Übrigens habe ich meine Bonusmeilen nie bekommen. Werde ich auch nie. Ich habe die Karte nicht rechtzeitig gefunden, was mich nachhaltig frustriert. Alle Leute, die ich kenne – alle! – fliegen mit ihren Bonusmeilen dauernd erste Klasse nach Bali. Ich schaffe es nie, welche anzusammeln. Ich muß einhunderttausend Meilen im Jahr fliegen, aber bisher habe ich erst zweihundertundzwölf Bonusmeilen bei dreiundzwanzig verschiedenen Linien zusammengebracht.
    Weil ich entweder vergesse danach zu fragen, wenn ich einchecke, oder wenn ich schon daran denke, die

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