Streiflichter aus Amerika
Fluggesellschaft vergißt, sie einzugeben oder mir der Angestellte vom Bodenpersonal mitteilt, ich könne sie nicht beanspruchen. Als ich im Januar aus beruflichen Gründen nach Australien mußte – wofür ich ungefähr eine Trillion Bonusmeilen hätte bekommen müssen – und meine Karte präsentierte, schüttelte die Bodenstewardeß den Kopf und sagte, ich hätte kein Anrecht darauf.
»Warum nicht?«
»Das Ticket ist auf den Namen B. Bryson und die Karte auf W. Bryson ausgestellt.«
Ich erklärte ihr die enge, traditionsreiche Beziehung zwischen Bill und William, aber sie wollte nichts davon hören.
Folglich kriegte ich meine Bonusmeilen nicht und fliege vorläufig auch nicht erster Klasse nach Bali. Aber vielleicht ist das besser so. Ohne zu essen würde ich es bis dahin eh nie schaffen.
Einen schönen Tag!
Ich glaube, in letzter Zeit bin ich mit meinen amerikanischen Landsleuten ein wenig zu hart ins Gericht gegangen. Ich habe sie beschuldigt, in ihrer Werbung zu lügen, nicht zu wissen, ob sie die Strumpfhosen unter oder über dem Schlüpfer tragen, und selbst dann einen Scherz nicht zu begreifen, wenn man sie mit der Nase hineinstupst. Es ist ja auch alles nicht falsch, aber trotzdem ein bißchen streng.
Also habe ich mir gedacht, es sei nun an der Zeit, einmal ein paar nette Dinge über mein liebes altes Land zu erzählen. Ich habe auch einen guten Grund, denn heute jährt sich der Tag unseres Umzugs in die Staaten zum drittenmal.
Und da ist mir aufgefallen, daß ich auf diesen Seiten nie erklärt habe, warum wir diesen folgenschweren Schritt unternommen haben, Sie sich aber vielleicht fragen, warum. Ich auch.
Will sagen, daß ich mich ehrlich gestanden, nicht erinnern kann, wie oder wann wir beschlossen, das Land zu wechseln. Ich kann Ihnen nur berichten, daß wir in einem Dorf in den Yorkshire Dales wohnten, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten, und obwohl es wunderschön war und ich die Pub-Unterhaltungen mit meinen rauhen, aber herzlichen Gesprächspartnern genoß, die kernigen Yorkshire-Dialekt sprachen und die ich nur verstand, wenn es hieß »Für mich noch ein Tetley, wenn du zum Tresen gehst«, gestaltete sich das Leben in diesem isolierten Fleckchen doch zunehmend unpraktisch, als die Kinder größer wurden und meine Arbeit mich immer weiter in die Ferne führte.
Also beschlossen wir, irgendwohin zu ziehen, wo ein paar mehr Häuser standen und es ein bißchen städtischer zuging. Dieser simple Gedanke – und ab hier wird es ein wenig verschwommen – entwikkelte sich zu dem Plan, sich eine Zeitlang in den Vereinigten Staaten niederzulassen.
Dann ging offenbar alles sehr schnell. Leute kamen und kauften das Haus, ich unterschrieb eine Menge Papiere, ein Trupp Umzugsmänner erschien und holte unser Zeug ab. Ich kann nicht so tun, als hätte ich nicht gewußt, was da ablief, aber ich erinnere mich ganz genau, daß ich heute vor drei Jahren in einem fremden Haus in New Hampshire aufwachte, aus dem Fenster schaute und dachte: »Was um Himmels willen mache ich hier?«
Ich wollte wirklich nicht hier sein. Bitte verstehen Sie, ich hatte nichts gegen die USA. Es ist ein absolut herrliches Land. Aber der Umzug fühlte sich wie ein Schritt rückwärts an – unangenehm, als wenn man als gestandener Mann wieder zu seinen Eltern zieht. Sie können ja noch so nett sein, aber man möchte doch nicht mehr bei ihnen wohnen. Das eigene Leben ist weitergegangen. So empfand ich gegenüber dem Land.
Als ich noch meiner wachsenden Bestürzung Herr werden mußte, kam meine Frau von einer Erkundungstour in der Nachbarschaft zurück. »Es ist wunderbar«, gurrte sie. »Die Leute sind freundlich, das Wetter ist prachtvoll, und man kann überall herumlaufen, ohne daß man auf Kuhfladen aufpassen muß.«
»Und mehr möchte man ja auch gar nicht von einem Land«, bemerkte ich ein wenig zickig.
»Genau«, sagte sie im Brustton der Überzeugung.
Sie war hingerissen und ist es bis zum heutigen Tage, und das verstehe ich ja auch. Eine Menge an Amerika ist überaus reizvoll. All die offensichtlichen Dinge, die stets genannt werden –wie leicht und bequem das Leben hier sein kann, wie freundlich die Menschen sind, wie erstaunlich üppig die Portionen, wie berauschend die Vorstellung, daß fast allen Lüsten und Launen sofort und unkompliziert Rechnung getragen wird.
Doch ich war ja mit all dem aufgewachsen, und es hatte folglich nicht den gleichen Reiz des Neuen und Wunderbaren für mich. Ich war zum Beispiel
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