Streiflichter aus Amerika
US-amerikanischen Außenhandels und dauerte ohnehin nur zweiundzwanzig Sekunden. Doch weil auch zwei Sekunden lang gezeigt wurde, wie Heerscharen von Menschen vor einem pagodenähnlichen Gebäude herradelten, sollte er zählen, finde ich.
Später unterzog ich die Hauptnachrichten bei CNN einer ähnlichen Prüfung. Sie dauerten eine Stunde, boten also noch mehr Werbespots für Schmerztabletten, Mentholbalsam und Salben aller Art (irgend jemand sollte die Zuschauer ins Krankenhaus verfrachten!), hatten aber sage und schreibe zweiundzwanzig Nachrichtenschnipsel hineingequetscht, von denen alle zweiundzwanzig die Vereinigten Staaten betrafen. Und diese Sendung nennt sich Die Welt heute!
Weil den Leuten hier so selten nicht-US-amerikanische Dinge präsentiert werden, werden sie oft regelrecht unduldsam gegenüber allem, das sie nicht sofort erkennen. Vor mir liegt die New York Times -Rezension eines Buches des britischen Journalisten Stephen Fay über Nick Leeson und den Zusammenbruch der Barings-Bank. Und die Rezensentin moniert zutiefst verärgert, daß das Buch »vor unnötig verwirrenden britischen Ausdrücken strotzt«. Nun stellen Sie sich das mal vor – das Buch eines britischen Autors über den britischen Angestellten einer britischen Bank enthält einige britische Ausdrükke. Ey, das ist doch kraß unfair! Demnächst sollen wir auch noch wissen, wie der britische Premierminister heißt.
Ich finde es betrüblich. Als ich in meiner Jugend britische Bücher gelesen oder britische Filme gesehen habe, gefiel mir ja nicht zuletzt so gut, daß ich oft keine Ahnung hatte, was ablief, und mich ständig fragen mußte, was die Gentlemen meinten, wenn sie sagten: »Donnerwetter, da hat Bomber Harris die Krauts naß gemacht. Mit den frommen Wünschen, die die Tüftler in der Hunnenabteilung vor vierzehn Tagen beim High-Tea ausgeheckt haben, haben wir sie eiskalt ins Abseits gebombt, was?« Ich grübelte auch gern darüber nach, was wohl Marmite war (und wäre nie im Leben darauf gekommen, daß es eßbares Schmieröl ist, das die Engländer als gesunde Hefepaste verzehren). An derlei Rätselraten haben US-Amerikaner heute keinen Spaß mehr.
Kürzlich habe ich mir in unserem hiesigen Kino den Englischen Patienten angesehen. Da wandte sich eine Frau hinter mir bei jedem Satz, den Juliette Binoche von sich gab, an ihren Partner und fragte mit lauter, schmerzlich näselnder Stimme: »Was hat sie gesagt?« Ich mußte meine Jacke über die Frau werfen und sie zum Schweigen bringen, so sehr störte es mich.
In derselben Woche las ich die Besprechung eines Jackie-Chan-Films, in der der Autor, auch er voller Groll, mäkelte, daß er nichts von dem verstanden habe, was Chan gesagt hatte. (Heißer Tip für den Rezensenten: Der Reiz von Jackie-Chan-Filmen liegt nicht in der Qualität der Dialoge). Ähnliche, zumindest punktuelle Klagen kenne ich über fast jeden Film, der aus der nicht amerikanisches Englisch sprechenden Welt zu uns kommt.
Ich könnte ewig fortfahren, aber leider wird der Platz knapp, und ich merke schon, daß Sie es gar nicht abwarten können, Ihr Radio anzuschalten und sich die Ergebnisse der belgischen Nachwahlen anzuhören. Ich werde in der Zwischenzeit die britischen Angelegenheiten, so intensiv es mir von hier aus möglich ist, verfolgen. Aber um eines bitte ich Sie: Wenn Mrs. Thatcher endlich aus dem Amt scheidet, geben Sie mir sofort Bescheid.
Die Becherhalterrevolution
Angeblich ist folgende Geschichte wahr.
Ein Mann ruft bei seiner Computerinfonummer an, beschwert sich, daß der Becherhalter an seinem PC abgebrochen ist, und will wissen, wie er ihn reparieren lassen kann.
»Becherhalter?« fragte der Mensch von der Computerhotline. »Verzeihung, mein Herr, aber ich verstehe Sie nicht recht. Haben Sie den Becherhalter bei einer Computerausstellung gekauft oder als Werbegeschenk bekommen?«
»Nein, der gehört zur Standardausrüstung an meinem Gerät.«
»Aber unsere Computer haben keine Becherhalter.«
»Tut mir leid, mein Freund, aber das seh ich anders«, sagt der Mann ein wenig echauffiert. »Meiner steht ja jetzt vor mir, und wenn ich unten am Gehäuse auf einen Knopf drücke, gleitet er heraus.«
Was war passiert? Der Mann hatte die CD-Schublade in seinem Computer dazu benutzt, den Kaffeebecher abzustellen!
Soviel zur Einstimmung auf unser Thema der Woche: Becherhalter. Ich weiß nicht, ob es bei Ihnen schon Becherhalter gibt. Wenn nicht, glauben Sie, bald sind sie da. Becherhalter erobern
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