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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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n w a nderern bevölkert e n die Brü c ke und verk a uften bil l ig e n S c hmu c k oder nachg e m a c hte Louis- V uitton- T aschen, die vor ihn e n auf einer Decke oder einem S tü c k s c h w arz e m S a m t a usgebreitet lag e n. Und ein Heer von T ouristen dräng t e sich an ihn e n vorbei, so daß es eine halbe Stunde dauerte, bis ich d i e Brücke endlich überquert hatte - zum ersten und letzt e n M a l i n dieser Woche, denn von nun a n n a hm i c h die P onte di Santa Trinita, die nächste Brücke f l ußa b w är t s, ein U m w eg, der sich a l s w e sen t lich w e n i ger besch w erli c h e r w ies.
    Die Stadtväter von Florenz könnten e i ne M e nge t un, um d e n Andrang zu lindern. Sie k ö nnten beispie l s w eise veranlass e n, daß d ie Muse e n l ä nger als nur ein pa a r Stund e n a m T ag geöffn e t s i nd, d a m it nicht alle glei c hzeit i g hine i nströ m e n. Ich g i ng zu d e n U ff i zien, w o ich vierz i g M i nut e n S c hl a nge st e hen mußte, um a nschli e ßend m i t Hunderten v o n Mensch e n du r ch die Räume z u s c hlu r f e n und m ir vor j e d e m G e mälde fast den Ha l s auszur e nken. M e hrere Räume w ar e n abgesperrt und dunkel. U nd auch hier könnte man die Massen verteil e n, ind e m m a n ihn e n mehr Räume z ur Verfügung stellt und mehr K uns t w erke ze i gt. I m Jahre 1900 w ar e n in den Uffi z ien noch 2395 Ge m älde zu s e h e n. Heute s i nd es gerade 500. Die übrigen Bilder lagern hinter Schloß und Riegel und w erden so gut w ie nie ausgeste l lt.
    Dennoch w ird der Besucher in den U ffizi e n für all die Un a nn e hmli c hke i ten en t schä d igt. Wah r sche i nli c h gibt e s dort m ehr vollk o mmene G e mälde z u s e hen als i n j ed e m a nderen Museum a uf dies e m P lanet e n - ni c ht nur T i ntorettos und Botticellis, sondern auch übe r w ä l tig e nde Werke v o n Künstle r n, die mir völl i g unbek a nnt w ar e n, w ie G e ntile da Fabn a no und S i m o ne Mart i ni. Es i st m ir e i n Rätsel, w arum sie nicht zu e b ensol c h e m Ruhm gel a ngt sind w ie die beiden erstgen a nnt e n Meister. A ber in hundert Jahren k a nn das ganz anders a uss e h e n. A lte Meister k o mm e n und g e h e n. Wußt e n Sie z um Beispiel, daß P iero della Fr a ncesca vor ein e m Jah r hundert noch so gut w ie unbek a nnt w ar? K a nn m a n denn se i ne P orträts d e s Herzogs von Urb i no betrachten, ohne i n i hn e n a uf den ers t en Blick Meiste r w erke z u e r kennen? Doch Rusk i n h a t ihn i n all se i nen Schr i ften nur einmal beiläuf i g e r w ä hnt, und bei Walter P a ter taucht sein N a me überh a upt ni c ht a uf. Selbst das Ev a ng e lium der K uns t w elt des neunzehnt e n Jahrhunder t s, Heinrich Wölffl i ns Die k l assische Kunst, en t hält ke i nen H in w ei s auf se i ne E xist e nz. Erst 1951 w urde die Öffent l ichkeit d urch e i ne Studie von K e nneth Cla r k w i eder auf ihn a ufme r ks a m. Dasselbe g a lt für Car a vaggio und Bottic e lli, deren Werke fast z w ei Jah r hund e rte ihres Dase i ns a uf irg e n d w el c hen Dachböden g e fristet haben. So fand man i n e i n e m Lage r raum der Uff i zien 1916 zufäll i g Carav a ggi o s » Bacchu s « .
    Vier T age w a nderte i c h dur c h Flor e nz und versuchte, die Stadt zu lieben, aber es gelang mir nur selten. Der berühmte Blick von den Boboli-Gärten über die Dächer der Stadt w ar herrlich, ebenso die lang e n Spazierg ä nge an d e n Ufern des A r no, denno c h e mpfand i c h Florenz vor allen D i ng e n a ls entt ä us c h e nd. Auch w e nn ich die T ouristenschar e n a ußer acht ließ, konnte ich mi c h des E indru c ks nicht e r w e hren, daß viel e s h i er ve r w ahrl o ster w ar, a l s e s m e i ner so schön e n und historis c h e n und von Besuche r n w ie mir so großzügig subv e nti o nierten Stadt s e in durfte. Überall häufte si c h der Müll. Ständ i g w urde m a n von be t telnden Z i geunern belästigt. Und auf j edem G e hste i g ma c ht e n si c h s e n e gales i s c he Straßenverkäufer m i t ihren Sonn e nbrillen und L o uis- V uitt o n- T asch e n b reit. Und obendrein parkten Autos halb auf den eng e n Bürge r ste i gen, so daß man i mmer w ieder a uf die S traße aus w ei c h e n mußte. M a n konnte einfach ni c ht friedlich d urch Florenz s c hl e ndern, d e nn st ä ndig ga l t es, irg e nd w e lch e n Hinde r nissen a us z u w ei c h e n. A ll e s w i rkte verstaubt und s c hmuddel i g. D ie T rattorias w aren überfüllt

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