Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
r ns e her, dafür e i ne kostenlose Dus c hhaube, und es w ar pro T ag 50 000 Lire billiger. Ein kle i neres Badezimmer habe i c h no c h n i e ges e hen. Es w ar so kle i n, daß keine Dus c hkabine h i neinpaßte. Man s c hloß einfach die T ür zum Schl a fz i mmer, drehte die D usche a uf und ließ das Wasser spritzen - über die T oilette, über das Waschbeck e n, über den Guardian vom Vortag und über die frische U nte r w äs c he.
Zuerst g i ng i c h z ur Ka t hedrale i m Herz e n der Stadt. Wie kann m a n um die E c ke z ur P iazza del Du o m o bieg e n, o hne daß e in e m bei ihr e m A nbli c k das Herz h ö h e r schl ä gt? Sie i st e i ne der g r oßartigen Seh e ns w ürdigkeit e n Europas.
Es w i mmelte v o n T ouristen und v o n L e uten, die versuchten, ihn e n Souv e nirs a n z udrehen. Als i c h 1972 in Florenz w ar, w ar die Stadt auch überfül l t, aber das w ar i m August, und i c h hatte es n i cht a nders e r w artet. Doch nun, a n dies e m no r m a len Werktag i m A p r il, w ar es noch viel s c hl i mmer. I c h ging z u den Uffizi e n und über die P iazza della S i gnoria und zu all den anderen Anzi e hungspunkten der A l t stadt, und überall bot sich dasselbe Bild - Massen von Mens c h e n, fast alle aus d e m Ausland, schoben sich i n F ünfer- oder Sechse r gruppen d urch die Straßen, t r aten sich g e genseit i g a uf die Füße und sah e n unen t w e gt z u e t w a s auf, das sich e t w a se c hs M e ter über d e m Erdboden befand. Wo guck e n die bloß im m er h i n?
Wenn ich mir f r üher, als kühner Jüngl i ng, den Weg d urch e i ne solche Mensch e nmenge bahn e n mußte, stellte ich mir m a nchmal vor, ich hätte e i ne S trahl e npistol e , m it der i c h j eden in Luft auflösen könnte, dess e n N a se mir ni c ht paßte -Leute, die zu langs a m g i ng e n, P ärchen i m P artnerlook, Kinder, die Junior und Chip gerufen w urden. I m Geiste schoß i c h mir den Weg frei. So ung e fähr w ar mir auch j etzt zumute.
Hunderte von Japanern bevölkerten die Straßen und P lätze - nicht nur die übli c hen Busladung e n von Japanern mittler e n A lte r s, sondern auch S t udent e n und j unge P aare und Rucksackt o urist e n. S ie w aren m i ndest e ns so z a hlreich w i e die Amerik a ner, und die Amerikaner w ar e n überall, plus Schar e n von D e uts c hen und Australiern und Sk a ndin a viern und Holl ä ndern und Briten und und und. Es ist erstaunli c h, w ie viele M e ns c hen in e i ne Stadt hin e inpassen.
Und hier e i n paar interess a nte Fakt e n für Sie: I n m e in e m G e burts j ahr 1951 transportierten alle international e n F luggesel l sch a ft e n der Welt zus a mmen sieben Milli o nen P assagiere. H e ute fli e gen so viele Mens c h e n i m Jahr alle i n nach H a w aii. Die beliebteren der europäisch e n R e iseziele v e rzeichn e n Besucherz a hl e n, die ihre eigen e n B e völke r ungz a hlen i n den S c hatten ste l len. So ü b ersteig e n die Besucherzahlen in Flor e nz die Ein w ohners c haft all j ährlich um das Vierzehnfa c he. Kann si c h denn eine S tadt ein una b häng i ges Eigenleben b e w a hren, w e nn sie de r m aßen überrannt w ird? Das k a nn sie ni c ht. G a nz einfa c h.
Es ist n a türli c h sch e inheil i g, über die T ouristen z u s c h i m p fen, w e nn man s e lbst e i ner ist, d e nno c h kann m a n si c h der T atsa c he ni c ht entzi e hen, daß der Massent o u r ismus gerade die D inge zerstört, die er be j ubelt. Und es kann nur s c hl i mmer w erden, da sich nun auch die Japaner und andere reiche Asiat e n zu e i frig e n Welt e nbummle r n en t w i c ke l n. Wenn man dann noch die M illion e n von Ost e uropäern hin z un i mmt, die endli c h re i sen könn e n, w o h i n sie w ol l en, dann w erden w ir auf die letzten dreißig Jahre w o hl bald w ie auf das goldene Re i sezeitalter z urü c kblicken.
In Florenz mach e n sich die F olgen dieser E n t w i c k l ung ni r gends so be m e r kbar w ie auf der P onte Vecchio, der von Läden gesäumt e n Brücke über den A rno. Vor z w a nz i g Jahren beherbergte die P onte Vecchio Gold- und Silbers c hmiede, und es g i ng dort selbst i m August no c h so besch a uli c h z u, daß m a n i n aller Ruhe ein e n auf d e m Brückengel ä nder sitz e nden F reund (oder in me i n e m Fall Steph e n Katz) fotografier e n konnte. H eute herrs c ht dort ein Gedränge w ie i m Laderaum der Lusitania na c h e i n e m T orpedoalar m . S c haren v o n sen e gales i s c hen E i
Weitere Kostenlose Bücher