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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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ich bis über beide Ohren i n Italien verliebt. Nach d e m E ssen s c hl e nderte ich m i t den Händen i n den Hos e nt a schen über die scheinbar e ndlose U ferpr o m enade und sah z u, w ie die Na c ht here i nbrach. Ich g i ng bis z ur Vi l la Geno an einer A usbu c h t ung des Se e s und w a nderte a m geg e nüberliegend e n Ufer z urü c k. A l s i c h e ndli c h z um Hotel zu r ückk e hrte, w ar ke i n Mens c h m e hr auf den S traßen. Glück l ich und z ufried e n s a nk ich i ns Bett.
    T ags darauf besi c ht i gte i c h die z w e i H a uptkirch e n der S tadt. Die Basilika S a n Fidele, m it deren Bau 914 begonnen w urde, ist z w ar die w e sen t lich ältere, doch größer und w ei t aus großartiger i st die 500 Jahre j üngere, g e w ölbt geb a ute K a thedrale. Se i t A a c h e n hatte i c h außerhalb der großen Städte keine so herrliche Kirche mehr ges e hen. Inn e n w ar sie so dunkel, daß es eine Weile dauerte, bis s i ch m e i ne Augen a n das Z w ieli c ht g e wöhnt hatt e n. Dur c h e i n Buntglasf e nster f l utete das Licht der Morg e nsonne, um s o glei c h v o n den h o hen, dunklen G e w ölben ges c h l u c kt zu w erden. Die Kir c he w ar nicht nur überrasch e nd groß für i hre G e m e i nde, sondern au c h v e rsch w e nderisch a usgesta t tet mit fe i n e n Gobelins, a l ten G e mälden und ein i gen eindru c ksvollen P last i k e n, darunter e i ne Chris t usf i gur, von der es heißt, sie w e ine. Eine ges c h l agene S t unde saß ich in einer stillen Ecke, ließ das Innere der Kirche auf mich w i r k e n und sah z u, w ie die Gläubigen ihre Kerz e n a nzündeten. Es w ar e i ne sehr bes c hau li che Stunde. Dana c h hielt i c h die Zeit für gek o mm e n, mich z um Bahnh o f zu begeben, um Itali e n den Rü c k e n zu k e hren und in die Sch w e iz w eiter z ureis e n.
    Durch steil a ufrag e nde Berge w a nd si c h der Zug na c h Norden. Bei Chi a sso überquerten w ir die Staatsgrenze. Die unscheinbare Grenzstadt an der Südspit z e eines na c h Itali e n h i ne i nragenden Zipf e ls der Sc h w eiz w ar 1979 d e r Schauplatz e i nes a ufs e henerregenden Betruges. D a mals gelang es fünf Männern, der klein e n Bankfiliale der Credit Su i sse in Ch i asso fast e ine M illia r de Dollar abzuzapfen, bevor irg e nd je mand in der Züricher Zentra l e davon Wind bek a m .
    Die S c h w eiz und Italien s i nd entl a ng der südli c h e n A lp e n i nein a nder verzahnt w ie die F inger g e fal t eter Hände, so daß ich die m e iste Zeit der Fahrt nach Brig d a m it verbrachte, über die Grenze von ein e m L a nd ins a ndere zu fahr e n. D er Zug quälte si c h in i mmer luft i gere Höhen, erst nach Lug a no, dann na c h Locarno.
    In Locarno mußte i c h ums t eigen. Da mir bis z ur Ankunft des nächst e n Zuges e i ne volle S t unde blieb, zog ich los, um m i ch in der Stadt u m z us e h e n und um e i n San d w i c h zu ess e n. Locarno e ntpuppte sich a l s hübsch e s, sonn i ges S t ädtchen, mit einer U ferpr o m enade, die noch s c höner w ar als die in Co m o. O b w o hl die L e ute hier I t alien i sch sprachen, gab es doch e i n i ge untrügli c he Anzeich e n dafü r , daß ich mi c h i n der S c h w eiz b e fand: die Zebrastre i f e n, die l e uch t end roten P arkbänke, die auss a hen, a l s hätte man sie erst a m Morg e n g e str i chen, und die g e ha r kten Wege i n d e m klein e n P ark a m See, auf denen a u c h ni c ht e i n Blatt heru m l a g. Überall f e gt e n Str a ßenk e hrer mit al t modis c h e n Besen das Laub von d e n Straßen, und ich hatte das sichere Gefühl, daß s o fort j emand in U nifo r m h i nter e i n e m Baum hervortreten w ürde, sollte ich hier unauffäll i g m e in K a ugummipapier fall e n lassen.
    San d w i c hes essen sie in Locarno sche i nbar nicht. A l s i ch na c h lang e m S u c hen e ndlich e i ne Bäckerei gefunden ha t te, sch i en deren Angebot ausschließlich aus k l ebrig e m Gebä c k z u best e h e n. In e i ner Ecke e ntdeckte i c h e t w a s, das ich für e i n e n Berg v o n W urs t brötchen hielt. H ungr i g w ie i c h w ar, kaufte i c h drei und verließ d e n Laden. Wie sich j edoch herausstellte, w ar e n die nicht gerade billig e n Dinger mit Feig e nmus bestri c hen - e i n N a hrungsmittel, das nur Großmütter ess e n w ürden, und das auch nur, w enn sie i hre Z a hnprothese ni c ht f i nden könn e n. D a s Z e ug s c h m e c kte w ie in H ust e ns a ft e ing e legte T eeblätter. Nachdem ich z w

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