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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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i nter B a uge r üst e n und w ar i nn e n so dunkel, daß es eine Weile dauerte, bis ich se i ne Ausmaße e r faßt h a tte. Se i ne höhl e nart i ge F i nstern i s w ar wunderbar. Und nicht ein T ourist w ar h i er zu s e hen, na c h Flor e nz e i ne w a hre Wohltat. Nur E i nh ei mis c he strömten e i n und aus. Sie st el lten e i ne Kerze zu den Hunderten v o n brennend e n Kerzen und b eteten e i n schnelles » Ave Mari a « , um d ann z um E ss e n na c h Hause z u g e hen. Mir g e fiel das. H e ut z utage ist es sch o n zi e mli c h ung e w ö hnlich, daß eine so großartige Kirche noch für ihr e n ursprüngli c h e n Z w eck genutzt w ird.
    Über den Do m platz schl e nd e rte ich zur Galleria Vi t torio E m anuele und verbrachte dort eine ve r gnügli c he S tunde. Mit a uf d e m Rü c k e n vers c hränkten Händen b ummelte ich von e i n e m Sch a ufenster zum nächst e n und blickte g e leg e n t lich besorgt zu d e n T auben h i nauf, die sich hier e i ng e sch li chen hatt e n, um von Dachsparren z u D a chsparren zu fla t tern und auf die Leute unter ihnen z u sche i ßen. Die vierstöckige E i nk a ufspassage w urde i m b o m bast i sch e n Stil der sechz i ger Jahre d e s neunz e hnt e n Jahrhunderts erbaut. Mit i hren hübs c h g e fli e st e n S tock w erken, d e m g e w ö lbten Dach a us ein e m Gitte r w erk a us Glas und S t ahl und der K uppel, die si c h a n der Kreuzung der beiden überdachten Wandelgänge fast fünfz i g Meter hoch über einen Rundbau e r hebt, ist die Galleria viellei c ht bis heute das schönste E i nk a ufsz e ntrum der Welt. Ihre Erhabenhe i t und die w ide r hallende S tille und s e lbst die Fo r m erinnern a n e i ne K ath e dral e , gepaart m it der w elt l ich e n P racht einer Bahnhofshalle des neunzehnt e n Jahrhunderts. So soll t e ein Eink a ufszen t rum auss e hen.
    Da m e in Körper nach se i ner na c hmitt ä gli c h e n Dos i s Koffe i n verlangte, n a hm i c h an ein e m T is c h vor ein e m der drei oder vier eleganten C a fes der P assage P latz. Es w ar e i nes di e ser t y p i sch e uropäisch e n C a fes mit siebzig T ischen und nur ein e m völ l ig übe r lastet e n Kel l ner, der sich nach Kräft e n b e mühte, gl e ichzeit i g Bestellung e n auf z unehm e n, zu servi e ren, T ische abzuräumen und zu kassieren, und all e s mit der l iebens w ürdig e n, stets he i teren Mi e ne, die m a n von je m and e m e r w artet, der eine so i nteressante und lukra t ive T ätigkeit ausübt. In e i n e m sol c h e n Lokal bek o mmt ni e mand e i ne z w eite Ch a nce. Ich starrte so vor mich h i n, den Kopf i n die Hände gestüt z t, und träumte von Ornella Muti, als ich am R a nde me i nes B e w ußts e ins den Kellner w ah r n a h m , der einen se i ner selten e n Besu c he i n mein e r Gegend ma c hte und soeben se i n » P rego ? « an mi c h geri c htet h a tte.
    Ich bli c kte a uf. » Oh, e i nen Espres - « , s a gte i c h, doch da w ar er s c hon w ieder versc h w unden, und m i r w urde klar, daß ich ihm nie w ieder so nahe se i n w ürde, a usgen o mmen, i c h w ürde s e ine S c h w ester heirat e n. Seufzend erhob ich m i c h, z w ä ngte m i c h an den übrig e n T ischen vorbei und gr i nste e n t schuldigend, w enn i c h z um w iederhol t en Male die Urs a che dafür w ar, daß L e ute i hren K a ffee verschüt t eten oder ihre Nas e n in i hre Sahnetort e n ste c kten. Vol l k o mm e n une r holt st a nd ich kurz darauf w i eder auf der Straße.
    Auf der Suche na c h ein e m anderen Cafe fo l gte ich dem Corso Vittorio E m a nu e le II, e i ne b r eite, v o n G e sch ä ft e n -aber le i der nicht von C a f e s - g e s ä u m te Fu ß g ä nge r straße. Für ein e n M o m e nt dachte ich, ich hätte das Zei t liche ges e gn e t und w äre vers e h e ntlich i m Yuppieh i mmel gelandet. Anders als i n der Galleria Vittorio E m anuele, die i mmerh i n ein paar Buchläden und ein, z w e i Kuns t galerien b e herbergte, gab es i n dieser Straße ni c ht e i n G e schäft, das seine Kunden mit geis t iger N a hrung versorgte, sondern ausschließli c h Bout i quen, die teuren Zierat für das äußere Ersche i nungsbild verk a uft e n - Schuhe, Handtas c h e n, Ju w elen, Designe r kl a m o t ten, die w ie Sä c ke am Körper hingen, aber ein Ve r m ög e n kostet e n. Doch i n der Via Montenapoleone, der exk l us i vsten Eink a ufsmeile Ita l iens, roch es erst so richtig na c h Geld. In dieser anonym w irk e nden S e itenstr a ße reihte

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