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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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hr e m Akzent und nach den E i ns c hußlöchern in i hr e n T renchcoats zu urte i len, k a m e n viele der Wartend e n a us N e w York, w o die Menge über so unve r frorene Bursch e n he r gefa l len w äre und sie i n S tü c ke gerissen hä t te. Ich habe das e i n m a l a m S h e a Stadion erlebt. Es w ar für c hterli c h, a b er m a n konnte si c h der S c hadenfr e ude nicht e r w ehr e n. Selbst i n London hätte man die Übeltäter mit spitzer Zunge zure c h t g e w ies e n - » W ürden Sie si c h bitte hinten a nstellen; da steh'n a uch nette L e ut e « -, a ber hier regte si c h ni c ht der geringste P rotest.
    Ich brachte es nicht fert i g, m i ch an den Wart e nden vorbei z u m o ge l n. Ebens o w en i g konnte ich in dieser r e glos e n M e nschenm a sse ausharren, w ä hrend andere s i ch über alle Spie l rege l n h i nwegsetzt e n und ung e s c horen dav o nk a men. Ich ging a lso w e iter und w ar ein i ge r m aß e n erleichtert. Bei m e i n e m letzt e n Besuch i m Louvre, 1973 m it Katz, w i mmelte es dort von Mensch e n, und m an sah rein gar ni c hts. Die M o na L i sa k a m mir vor w ie e i ne Briefmarke, die ich durch Unm e ngen v o n Köpfen aus ein e m g e g e nübe r lieg e nden Gebäude betrachtete, und off e nsi c htli c h hatte si c h seit d a m a ls nichts daran geändert.
    Außerd e m interessierte mi c h eigentli c h nur ein bes ti mmtes Bild, ein be m e r k e ns w ertes G e mälde a us d e m a c htzehnten Jahrhundert, dem seit 200 Jahren a ußer mir ve r m u t lich k e in Besu c her des L o uvre Beachtung g e sch e nkt h a tte. Ich w äre bein a he s e lbst a c ht l os daran vorbeigeg a ngen, doch irgen d e t w a s an dies e m Bild erregte m e i ne Auf m e r ks a mkeit und ließ mi c h umk e hren. Es w ar ein Bildnis z w eier aristokratis c her D a m e n, beide j ung und nicht um w erf e nd attraktiv. Sie st a nden nebene i n a nder und t r ug e n a ußer ihren J u welen und ein e m vers c hmitzt e n Läch e ln nichts a m Leib. Und nun k o mm t ' s: Die eine hatte w ie z uf ä ll i g - man könnte fast mein e n ge i stesa b w e send - ihren F i nger in das Gesäß der anderen geste c kt. Und i c h kann mit ein i ger G e w i ß heit s a gen, daß e t w a s Derartiges i m Staate Io w a selbst unter d e n w o h l habend e n und w ei t gereisten B ürgern völl i g unbek a nnt w ar. Ich ma c hte mich sogl e i c h auf die S u c he na c h Katz, d e r, als w ir gerade fünfzehn M i nuten i m Louvre w aren, zu ja mme r n begonnen hatte » Hier gib t ' s j a ni c hts als Bilder und so ' ne S c heiß e « , w oraufh i n er sich schle c h t gel a unt i ns M us e ums-C a fe zu r ückz o g, um dort eine halbe Stunde auf m i c h zu warten, und ke i ne M i nute länger. Dort fand ich i hn. Se i ne L a une h a tte si c h w eiter vers c hlechtert, w eil er z w ei Francs für eine Cola h a tte zahl e n müss e n und zu a lle m Übel noch e i ne Han d voll C e nt i mes an die Klofrau losg e w orden war ( » und dann hat die m i c h die g a nze Zeit beobachte t « ).
    » V ergiß e s « , s a gte i c h. » K o mm lieber m it und sieh dir ein B ild an . «
    » Wa r u m ? «
    » E s ist ein ganz bes o nderes Bild . «
    » Wi e so ? «
    » G l a ub's mir einfach. I n einer Minute w irst du mir dankbar sein . «
    » W a s ist so besonders daran ? «
    Ich erzählte e s i hm. Er w e i gerte sich, mir z u gl a uben. E i n sol c hes Bild sei nie g e ma l t w orden, und w äre es g e malt w o r den, dann w ürde es nicht in e i n e m öff e ntli c h e n M us e um häng e n. A ber er folgte mir. Nur, ich k o nnte das Bild b e i m best e n Willen nicht w ie d erfind e n. Katz w ar überzeugt, daß ich ein graus a m e s Spiel mit i hm trieb, nur um ihm s e ine Zeit z u stehl e n und i hn um den let z ten Sch l uck se i ner Cola zu bring e n, und für den Rest des T ages w ar se i ne S ti mmung vollends verdorben.
    Katz w ar i n P aris fast unun t erbrochen gereizt. Er w ar f e st dav o n überzeugt, daß sich alles gegen ihn vers c h w oren h a tte. A l s w ir a m Morgen unser e s z w e iten T ages über die Ch a mps-E l ysees schl e nderten, l a ndete eine L a dung Voge l sch e iße auf se i n e m Kopf. Ein paar Minut e n später frag t e ich ihn, » Weißt du eig e ntli c h, daß d i r ein Vogel a uf den Kopf g e sch i ss e n hat ? «
    Inst i nktiv faßte si c h Katz a uf den Kopf, starrte e ntsetzt auf se i ne Hand - w as Exkr e mente angeht, w ar er s c hon i m m er zi e m li c h z i m perlich; einmal s a

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