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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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trocknet nie. U nd au c h dort gibt es ke i ne S i tzplätze. Hätten sie a m H a ng e i ne A rt Am p h i theater a ngel e gt, könnt e n die L e ute a uf den S t uf e n sitzen. Setzt man sich aber hier a uf d e n Boden, muß m a n befürchten, glei c h den A bh a ng h i nunter z uru t s c hen.
    Ich habe ni c hts geg e n arch i tekton i s c he Neuheit e n - die gläserne P y r a mide a m Louvre und di e se Gebäude mit d e n riesig e n Löchern i n der Mitte in La D e f e nse gef al len mir sehr gut -, i c h habe j edoch den Eindruck, daß A rch i tekt e n und S tadtplaner und alle anderen Veran t w ortlich e n i m Bereich Städtebau vergess e n haben, für w e n die Städte da sind. Sie sind für die Mensch e n da. Das m a g z w ar g a nz selbs t verständli c h kl i ng e n, denno c h bauen w ir seit e i n e m halb e n Jahrhundert Städte, die all e m Erdenkli c hen di e nen, nur ni c ht den Mens c h e n: den Autos, d e n G e w erbebetrieben, den I m m obi l ienspekulant e n, den Leut e n m i t d e m viel e n Geld und den kühn e n T räu m e n, die si c h w e ige r n, eine Stadt v o m Erdboden aus z u betrachten und nicht versteh e n w oll e n, daß Städte Orte sind, in den e n die Mens c h e n leb e n und arbeiten müssen. Warum muß i ch dur c h einen f e u c ht e n T unnel l a ufen und mi c h mit z w e i T reppen abplagen, um über e i ne vie l befahr e ne S t raße zu k o mmen? Warum ha b en Autos mir g e genüber Vorrang? Wie können w ir glei c hzeit i g so re i ch und so dumm se i n? Zu viel Geld und zu w e n i g Ve r stand, das ist der Flu c h, der auf unser e m Jahrhundert lastet. U nd das Po m pidou s c heint mir eine A rt plast i kg e w ordene V e rherrlichung all dess e n z u se i n.
    Einmal ging ich z ur P lace de la Re p ublique und aß i n e in e m Bistro n a m e ns Le T he r m o metre voll w e hmü t iger Erinn e rung e n zu A bend. Meine Frau und i c h hatt e n unsere Flitte r w o c hen i m Hotel Moderne geg e nüber verbracht (in z w is c hen leider, leider ein Holid a y Inn) und allabendlich i m T he r m o m etre gegess e n, denn w ir w aren so gut w ie pleite, und das Bistro w ar bi l lig. Ich hatte me i ne ges a mt e n Ersparnisse, i mme r hin £ 18, in e i nen Anzug für die Hochz e it inv e stiert - e i n stattli c hes G e w a nd m it Reve r s, die den Heckflossen e i nes Coupe de Ville v o n 1957 nach e m p funden w ar e n, und so w eit a usgeste l lten Hosen, daß m a n be i m L a uf e n ni c ht die Be w e gung m e iner Beine seh e n konnte - und mußte mir von mein e m S c h w i e gervater £ 12 T aschengeld le i hen, d a mit, wie ich betonte, se i ne T ochter w ä hrend der ersten Woche ihrer Ehe n i cht H unger leiden müsse.
    Ich hatte d a m i t gerechnet, daß im T he r m o metre viele g l ück l iche Erinne r ung e n zu r ückk ä men, d och m ir fiel nichts w e i ter ein, als daß dort da m a l s die gr i mmigste K lofrau von P aris gearbeitet ha t . Sie sah aus w ie e in r ussis c her R i ng e r - ein m ä nnlicher r ussis c her Ringer - und saß h i nter e i n e m T isch, a uf d e m e i ne rosa Sch a le voll e r Münzen stand. Während man p i nke l t e , verrenkte sie si c h f a st den Hals, um beobachten zu könn e n, ob m a n au c h j a nicht auf die Flies e n tröpfelte oder hei m l ich e i nes dieser k l einen gelben K l ü m p c hen a us d e m B e cken e inste c kte. Es i st sch o n sch w er g e nug zu p i nkeln, w enn m a n e i n Augenpaar auf si c h gerich t et fühlt, aber w enn man o bendrein befürchten muß, i m nächst e n Augenbli c k mit ein e m Gen i cks c hl a g niedergestre c kt z u w erden, w e il m a n si c h z u viel Zeit läßt, dann läuft gar nich t s m e hr. Me i n Ur i n e rstarrte. Selbst mit D o m e stos hätte i c h me i ne Harn w e ge ni c ht w ieder frei bek o mmen. A lso blieb mir ni c hts anderes übrig, a ls unverricht et er Dinge an d e n T isch zu r ü c kzuk e hren und i m Hotel die h a lbe Nacht damit z u verbring e n, den Niagarafällen Konkurrenz z u m a c h e n. Erfr e ut stellte i c h nun f e st, daß die Klofr a u nicht mehr da w ar. Auf der Herrentoilette gab es übe r h a upt ke i ne Klofrau m e hr - und a uch n i cht e i nes dieser K lümpch e n, nebenbei be m e r kt.
    Es hat z w ei, drei T age g e dauert, bis es mir auffiel, aber d ie Ein w ohner von P aris sind i m L a ufe der letzten z w a n z ig Jahre umg ä nglich g e w orden. Sie f a llen e i n e m ni c ht gerade um den Hals vor lauter Dankbarkeit, daß w ir für sie den Krieg g

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