Streit Ist Auch Keine Loesung
die Beharrlichkeit. Was also tun Sie? Sie sagen genau einmal im Jahr, dass Sie sich wünschen würden, zusammen mit ihm Schnorcheln zu gehen. Ob Sie das vor, nach oder während des Urlaubs tun, das bleibt Ihnen überlassen. Und im nächsten Jahr machen Sie es wieder so. Sie äußern Ihren Wunsch ein einziges Mal – dann ist Ruhe. Im dritten Jahr folgt eine kleine Änderung des Programms. Denn in diesem Jahr fahren Sie mit Ihrem Partner dorthin, wo er schon lange einmal mit Ihnen hinfahren wollte – in die Berge nämlich – und dort bemühen Sie sich ernsthaft und ohne jeden Anfall von schlechter Laune („Ach nein, nicht schon wieder wandern“) oder Kritik („Ich kann diese blöden Berge schon nicht mehr sehen!“), am Bergwandern Gefallen zu finden, dem Lieblingssport Ihres Partners. Im vierten und fünften Jahr machen Sie es wiederum so, wie schon zu Anfang. Sie äußern eine Bitte pro Jahr – mehr nicht. Und im sechsten, sie ahnen es, sind wieder die Berge dran.
Wenn Sie auf diese Weise beharrlich und höflich sind, dann stehen Ihre Chancen ausgesprochen gut, dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin eines Tages feststellt, dass Schnorcheln im Grunde eine ausgesprochen angenehme Urlaubsaktivität ist – die er im Übrigen schon immer einmal ausprobieren wollte –, und sich entschließt, mit Ihnen zusammen zu tauchen.
Da haben Sie es sich jetzt aber ganz schön leicht gemacht, könnten Sie nun erwidern. Wegen etwas so Unwichtigem wie dem gemeinsamen Schnorcheln im angenehm warmen Wasser der Karibik streitet sich doch wohl kaum je ein Paar, mögen Sie diesem Beispiel entgegenhalten. Ich teile Ihre Auffassung nicht. Wegen so etwas Unwichtigem streiten sich Paare sogar besonders gerne und besonders intensiv. Paare neigen nämlich dazu, sich eher über weniger wichtige Dinge auseinanderzusetzen als über die wirklich entscheidenden. Sie meiden Konflikte, die in der Rangliste auf Platz eins oder zwei stehen – oder stehen müssten – und streiten sich stattdessen über weniger Bedeutendes. Sie streiten also lieber über die berühmte offene Zahnpastatube – und nicht darüber, dass sie in den letzten Wochen viel zu wenig Zeit füreinander hatten. Sie streiten über herumliegende Jacken, Taschen oder Unterhosen – und nicht über die seltener werdende Sexualität. Und sie streiten über das gemeinsame Schnorcheln – statt über die ungerechte Verteilung der Hausarbeit.
Ich bin also ganz im Gegenteil der Ansicht, dass Paare gerade über eher unwichtige Punkte besonders beharrlich und besonders gerne streiten. Im Übrigen aber haben Sie natürlich recht: Mit meinem Beispiel habe ich es mir in der Tat leicht gemacht. Beiden Beteiligten ist eine Veränderung des bestehenden Zustandes möglicherweise nicht allzu wichtig.
Wie erreiche ich, dass er sich mehr an der Hausarbeitbeteiligt?
Wie also lässt sich das Geheimrezept auf einen wirklich wichtigen Punkt auf Ihrer Liste anwenden? Einen Punkt, der es in die Endauswahl gebracht hat, unter die ersten drei? Nehmen wir also einmal an, Sie sind unzufrieden mit der Beteiligung Ihres Partners an der Hausarbeit. Ein ganz heißes Eisen in heutigen Partnerschaften! Emanzipation hin, Gleichberechtigung her – die Realität in bundesdeutschen Haushalten ist nach wie vor trostlos. Frauen erledigen immer noch einen Großteil der Hausarbeit, während Männer schon mit vor Stolz geschwellter Brust durch die Wohnung laufen und sich für wahre Helden der Arbeit halten, wenn sie einmal in der Woche den Abwasch gemacht haben. Einmal in der Woche! Man stelle sich das nur vor!
Die heutige Arbeitsteilung belastet Partnerschaften.
Diese Zurückhaltung der Männer, wenn es um die Hausarbeit geht, frustriert viele Frauen. Sie ist fürs Putzen zuständig und für die Wäsche sowieso – er nutzt seine Freizeit zum Tennisspielen oder Zeitungslesen. Diese Arbeitsteilung belastet heutige Partnerschaften ganz enorm. In zwei bis drei Generationen werden Männer mit großer Selbstverständlichkeit die Wäsche aufhängen, die Windeln wechseln und das Abendessen kochen. Bis dahin aber müssen sich Frauen notgedrungen darüber klar sein, dass eine befriedigende Beziehung nur zu erreichen ist, wenn sie nicht seiner Teilnahmslosigkeit in Sachen Haushalt nachgeben und den Dreck anstandslos wegmachen.
Für den Fall, dass der Haushalt und die Aufteilung der Hausarbeit nicht auf Ihrer Liste der Veränderungswünsche stehen sollte, so würde ich Sie – wenn Sie eine Frau sind – bitten, sich noch
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