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Streit Ist Auch Keine Loesung

Streit Ist Auch Keine Loesung

Titel: Streit Ist Auch Keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Thiel
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Kampfansage:
„Ich schaffe es einfach nicht mehr, deine Hemden zu bügeln. Meinst du, wir sollen sie in die Reinigung geben, oder willst du es selbst machen?“
    Eine Entscheidung zu treffen – das bedeutet, den Partner zunächst nicht in die Überlegungen mit einzubeziehen. Das hat Vorteile, denn Sie sind auf diese Weise nicht auf sein Entgegenkommen angewiesen. Sie müssen auch kein Problemgespräch mit ihm führen. Sie überlegen sich eine Lösung, die Sie ganz ohne Gespräch und Kompromisssuche selbst realisieren können. Sie entscheiden sich zum Beispiel, bestimmte Dinge in Zukunft nicht mehr zu erledigen, für die Sie in der Vergangenheit zuständig waren.
    Entscheiden Sie auch grundlegende Dinge.
    Sie können auch beschließen, einen Teil der anfallenden Arbeit von einer Putzfrau machen zu lassen. Welchen Weg Sie auch wählen – es ist Ihre Entscheidung. Sie können vorher mit Freundinnen darüber reden, wenn Sie mögen. Häufig klärt sich ja in einem Gespräch leichter, was Sie ändern wollen. Mit Ihrem Partner aber müssen Sie erst sprechen, wenn Sie bereits wissen, was Ihr Ziel ist – wenn Sie eine Entscheidung getroffen haben.
    Jeder von uns hat das Recht, eine Entscheidung zu treffen – auch wenn er in einer Partnerschaft lebt. Das gilt nicht nur für Kleinigkeiten wie den Kauf eines neuen Wandspiegels – der alte war schon recht ramponiert – oder einen Opernbesuch mit der besten Freundin – in die Oper geht er ohnehin nicht gerne. Auch bei grundlegenden Fragen kann eine Entscheidung zu treffen genau die passende Vorgehensweise sein. Ines zum Beispiel war anfänglich unzufrieden mit der Wohnung, die sie und Markus bezogen hatten. Es war ein spießiges Haus mit lauter älteren Herrschaften. Wehe, da stand schon einmal für eine halbe Stunde der Müllbeutel vor der Tür. Gleich klingelte ein Nachbar und verwies auf die „Stolpergefahr“. Oder als sie den Ährenkranz zum Erntedankfest an der Tür befestigte: Unverzüglich kam da ein Anruf der Hausverwaltung, einige Mieter hätten sich darüber beschwert. Das unbefugte Anbringen von Gegenständen an den Haustüren sei untersagt, erklärte der Mitarbeiter der Hausverwaltung in unerbittlichem Ton. Und so ging es von Woche zu Woche. „Wie in einer Gruft“, sagte Ines oft – und wurde von Monat zu Monat unzufriedener. Sie wusste, hier würde sie nicht glücklich werden. Ihr war aber auch klar, dass Markus Veränderungen hasste. Er ist eben ein bequemer Mensch. Mit Markus eine Diskussion über mögliche neue Wohnungen anzufangen, über infrage kommende Stadtteile und die Vor- und Nachteile eines Umzugs – nein, das war wirklich keine gute Idee. Noch in zehn Jahren würde Ines in ihrem piefigen Haus sitzen.
    Ines wählte einen anderen Weg. Sie suchte auf eigene Faust nach passenden Wohnungen oder Häusern. Sie besprach mit zwei Freundinnen die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten, überlegte, was Markus zu einem Umzug bewegen könnte. Sie hatte auch bald eine gute Idee: Wahrscheinlich wäre er für einen Umzug leichter zu gewinnen, wenn die neue Wohnung näher an seiner Arbeitsstelle läge.
    Ines schaute sich über Wochen immer wieder neue Objekte an, zunächst einige Wohnungen und dann mehr und mehr auch Häuser. Ein Haus mit Garten, fand sie, wäre doch viel schöner. Einfach war das nicht mit all den Besichtigungen, denn Ines wollte „ihr“ Umzugsprojekt ja wirklich bis zum Schluss vor Markus geheim halten. Die eine oder andere Freundin musste für angebliche Treffen zum Kaffeetrinken herhalten, damit Ines die Zeit fand, sich in Ruhe umzuschauen. Es war eine hektische Zeit für Ines. Doch der Einsatz lohnte sich. Am Ende fand sie ein schönes Haus in einer Siedlung mit vielen jüngeren Paaren. Und die Siedlung lag viel näher an Markus’ Arbeitsplatz als die alte Wohnung. Erst ganz am Schluss erfuhr auch Markus von dem ganzen Plan.
    Nein, keine Sorge – natürlich hat Ines nicht die Möbelpacker bestellt, ohne vorher mit Markus zu reden. Sie nahm ihn einfach mit in ihr Traumhaus. Markus sah es sich an, sah die Kinder in den Nachbargärten spielen, bewunderte den Garten und die schöne Terrasse. Wie oft hatten beide schon davon gesprochen, dass sie sich irgendwann auch Kinder wünschten. Markus sah sich alles mit strahlenden Augen an. Und dann sagte er nur ein Wort: „Super!“ Kaum zu fassen: Markus war begeistert von dem Plan, den Ines ganz ohne viel Gerede in die Wege geleitet hatte. Eine Entscheidung zu treffen war also genau

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