Streit Ist Auch Keine Loesung
letzte Idee: Ines könnte ja zunächst einmal auch eine Freundin anrufen und bei ihr Dampf ablassen. Später dann erzählt sie ihm von dem grauenvollen Tag.
Dieser Vorschlag von Markus gehört in die Rubrik, eine Entscheidung zu treffen, ein Vorgehen, das Sie aus dem letzten Kapitel bereits kennen. Ines kann diese Variante wählen, ohne Markus überhaupt um Rat zu fragen oder in irgendeiner anderen Form das Gespräch mit ihm zu suchen.
Entscheidenstatt reden
Viele Frauen klagen, mit ihren Männern sei nicht zu reden. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich immer so ist. In vielen Fällen lassen sich Männer mit einer höflichen Ansprache sicherlich für ein Gespräch gewinnen. Trotzdem – nicht in jedem Fall ist Reden überhaupt der richtige Weg, um zu einer Lösung zu kommen. Handeln, also selbstständig eine Entscheidung treffen, die die Situation verbessert, ist manchmal schlicht das bessere Vorgehen. Zumindest ist es immer auch eine zweite Möglichkeit, an die Sie denken sollten.
Und gerade wenn Ihr Partner tatsächlich eher von der schweigsamen Sorte ist und sich nicht einfach in ein Gespräch über Lösungen verwickeln lässt, eignet sich die Strategie, selbst zu entscheiden und so zu einer Verbesserung Ihrer Situation zu kommen. Sie können also auch handeln, wenn er nicht gesprächsbereit oder kompromissfähig ist, ja, Sie sollten es sogar unbedingt tun. Schon alleine durch das Wissen, dass Sie die Situation verändern können, steigt Ihre Stimmung. Das liegt an einer der unveränderbaren Grundeigenschaften unseres Seelenlebens: der Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Das ist die Überzeugung eines Menschen, selbst Einfluss auf sein Leben nehmen zu können. Die Selbstwirksamkeitsüberzeugung hat einen großen Einfluss auf unser Selbstwertgefühl. Glauben wir, dass wir etwas bewirken können, steigt unser Selbstwertgefühl.
Bewegung baut Stress ab.
Ines zum Beispiel hat noch eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten, das Problem „Erst Zeitung lesen oder erst das Gespräch?“ ganz ohne Markus’ Zutun anzugehen und auf diese Weise ihren Konflikt mit ihm zu entschärfen. Sie kann sich zum Beispiel entscheiden, an Tagen, an denen es bei ihr auf der Arbeit schlecht läuft, zunächst ins Fitnessstudio zu gehen. Oder eine Runde mit dem Fahrrad zu fahren. Bewegung baut Stress ab! Wenn sie dann nach Hause kommt, hat Markus seine Zeitung längst gelesen.
Außerdem könnte sie etwas für ihre Entspannung tun und sich gebührend verwöhnen. Kochen fällt an diesen Tagen also aus. Macht Markus es nicht, dann ist eben der Pizzadienst fällig.
Vier wichtige Gedanken
Vier wichtige Gedanken zum Gespräch über Lösungen möchte ich Ihnen gerne noch mit auf den Weg geben:
Verständnis signalisieren,
Tempo reduzieren,
zuhören und
an den nächsten Schritt denken.
1. Verständnis signalisieren
Verständnis für den Partner und seine Sicht ist der entscheidende Knackpunkt für jeden Paardialog. Der andere will zuallererst verstanden werden. Ob Sie sich seiner Sicht anschließen, ist dann gar nicht mehr die entscheidende Frage. Sie dürfen auch nach wie vor unterschiedliche Positionen haben.
„Ich habe verstanden, dass du dich nicht wohlfühlst, wenn ich …“
2. Tempo reduzieren
Verzichten Sie auf allzu schnelle Lösungen. Nehmen Sie sich Zeit.
„Ich brauche ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken.“
3. Zuhören
Achten Sie auf die Sicht des Partners. Hören Sie dem anderen gut zu. Wie sieht er die Dinge? Eine Partnerschaft – hat der Tiefenpsychologe Alfred Adlereinmal gesagt – setzt voraus, dass wir lernen, mit den Augen des anderen zu sehen und mit den Ohren des anderen zu hören. Wischen Sie also seine Sicht nicht vom Tisch – auch und gerade dann, wenn es nicht die Ihre ist.
4. An den nächsten Schritt denken
Machen Sie sich Gedanken über den nächsten Schritt. Im Grunde unseres Herzens haben wir alle die Vorstellung, dass der Partner sich bei einem Konflikt unserer Ansicht anschließen soll. Das ist nicht realistisch. Es ist, als ob Sie Ihren Partner aufforderten, einen Schritt zu machen, während er an der gegenüberliegenden Seite des Zimmers steht. Das bedeutet dann nicht, dass er die gesamte Wegstrecke bis zu Ihnen zurücklegt. Das ist einfach unmöglich. Einen Schritt zu machen bedeutet, dass er Ihnen ein wenig näher kommt. Und Sie möglicherweise auch ihm. Deshalb ist es – bei aller Unzufriedenheit Ihrerseits – in der Regel zu viel von Ihrem Partner verlangt, sich sofort in der Mitte zu
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