Streng vertraulich
es wirklich Anton war.«
Angie räusperte sich. »Woher habt ihr die Aufnahme?«
Oscar antwortete: »Anton trug ein Mikro. Zwischen den Beinen. Er wußte, daß er alles auf Band hatte, er mußte nur noch Socias Namen sagen, aber sein Hirn verweigerte sich, und er vergaß es. Das kommt durch den Schmerz.« Er sah Devin an, dann wieder mich. »Mr. Kenzie, ich habe keine Lust, das hier zu einer Sache von guten und schlechten Bullen zu machen, aber Devin ist ein Freund von Ihnen, ich nicht. Aber Anton habe ich sehr gern gehabt. Deshalb will ich wissen, was Sie über den Scheiß wissen, der hier gerade passiert, und zwar sofort. Wenn Sie eine Möglichkeit sehen, mir das zu sagen, ohne Ihre Klienten zu verraten, ist das in Ordnung. Sehen Sie keine Möglichkeit, müssen Sie es mir trotzdem sagen. Wir haben nämlich keine Lust mehr, Leichen von der Straße zu kratzen.«
Ich glaubte ihm. »Stellen Sie mir Ihre Fragen.«
Devin begann: »Worüber hast du gestern mit Socia gesprochen?«
»Er glaubt, daß ich etwas besitze, was ihn belastet, was Jenna Angeline mir gegeben hat. Mein Leben gegen den Beweis. Ich habe ihm gesagt, wenn ich sterbe, stirbt er auch.«
»Herzliche Grüße von Bubba Rogowski«, bemerkte Oscar.
Ich hob leicht die Augenbrauen und nickte dann.
Devin fragte: »Was für Beweise hast du gegen Socia?« »Nichts…«
»Scheiße«, unterbrach Oscar.
»Verdammte Scheiße. Was ich in der Hand habe, reicht höchstens, um Socia wegen Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung zu verurteilen.«
Angie ergänzte: »Jenna Angeline hat uns erzählt, daß es Sachen gibt, zu denen nur sie Zugang hat, aber sie starb, bevor sie uns sagen konnte, wo die sind.«
»Man sagt, Jenna habe dir etwas gegeben, bevor Curtis Moore sie erledigt hat«, erwähnte Oscar.
Ich sah Angie an, und sie nickte. Daraufhin griff ich in meine Hosentasche und zog eine Kopie des Fotos heraus. Ich reichte sie Devin. »Das hat sie mir gegeben.«
Devin betrachtete sie, musterte Paulson gründlich und warf die Kopie dann Oscar zu. »Wo ist der Rest?«
»Mehr gibt es nicht.«
Oscar sah auf das Blatt, dann zu Devin. Er nickte und wandte sich dann an mich. »Du legst dich hier mit den falschen Leuten an«, warnte er. »Wir werfen dich mit deinem Knackarsch in den Knast.«
»Mehr hab’ ich nicht.«
Er schlug mit seiner Bärenpranke auf den Tisch. »Wo ist das Original? Wo sind die anderen?«
»Ich weiß nicht, wo die anderen sind, das Original habe ich«, antwortete ich. »Und das gebe ich nicht her. Werft mich in den Knast. Zusammen in eine Zelle mit ein paar Saints. Egal. Macht mir nichts. Weil meine Chancen, am Leben zu bleiben, weitaus größer sind, wenn ich eingelocht bin und das Foto sicher versteckt ist, als wenn ich draußen ohne das Foto über die Straße laufe.«
»Meinst du, wir könnten dich nicht schützen?« fragte Devin.
»Nee, Jungs, das könnt ihr nicht. Ich habe nichts gegen Socia in der Hand, er glaubt es bloß. Und solange er das glaubt, atme ich noch. Sobald er merkt, daß ich nur bluffe, rächt er sich für Curtis Moore, und ich ende wie Anton.« Ich dachte an den Jungen, und mir wurde schlecht.
Oscar bemerkte: »Im Moment hat Socia zu viele Probleme, um sich um dich zu kümmern.«
»Soll mich das beruhigen? Ich kann mich also noch eine Woche oder so meines Lebens erfreuen, bis er seine Probleme aus dem Weg geschafft hat und sich an mich erinnert? Ganz bestimmt nicht. Wollt ihr wissen, was ich davon halte, oder wollt ihr euch ewig bei dieser Sache im Kreis drehen?«
Sie blickten sich an und kommunizierten auf eine Weise, die nur sie verstanden. Devin meinte: »In Ordnung. Dann erzähl uns mal, wie du die Sache siehst.«
»Was zwischen Socia und Roland los ist - nicht die geringste Ahnung. Ehrlich.« Ich nahm die Fotokopie vom Tisch und hielt sie hoch, damit die anderen sie sehen konnten. Ich fuhr fort: »Aber ich weiß, daß im Senat heute morgen eine Gesetzesvorlage gegen Straßenterrorismus zur Abstimmung stehen sollte.«
»Und?«
»Und nichts. Heute sollte der Tag sein, und plötzlich tun alle so, als gäbe es kein Problem mehr.«
Devin sah sich das Bild an und hob eine Augenbraue. Er nahm den Telefonhörer vor sich hoch, tippte auf ein paar Tasten und wartete. »Stell mich durch zu Commander Willis, State House Police.« Die Augen noch immer auf dem Foto, trommelte er mit den Fingern auf den Tisch. Er beugte sich vor, nahm mir das Bild aus der Hand, legte es vor sich hin und studierte es wieder gründlich. Wir anderen hatten nichts
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