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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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seinem Gewerbe war der schlimmste Feind des Menschen ein funktionierendes Gewissen. Er schenkte sich einen weiteren Kognak ein und nahm die ziellose Wanderung durch die Wohnung wieder auf. Als er an einem Spiegel vorbeiging, bemerkte Moldy, daß er eine Gürtelschlaufe an der Rückseite seiner Hose überschlagen hatte. Außerdem hatte er die Manschette seines linken Hemdärmels falsch geknöpft. Mein Gott, was war er durcheinander!
    Daran war nur dieser Scheidungsrichter schuld. Der Richter, der nicht überredet werden konnte, einem Kongreßabgeordneten zu helfen und einen billigen Scheidungsfall neu zu regeln. Der Richter, dem man keinen Gefallen zu tun brauchte, weil er sich bereits auf bestem Weg zu einem Posten beim Bundesverfassungsgericht befand.
    Jerry Killian war getötet worden, weil der Richter nicht nachgeben wollte. Moldowsky hatte keine andere Lösung gesehen. Indem der Erpresser eliminiert worden war, war David Dilbeck von einer drohenden Gefahr befreit worden. Es war simpel und logisch – aber war es wirklich notwendig gewesen? Moldowsky haderte mit sich selbst, weil er sich darüber den Kopf zerbrach. Zum gegebenen Zeitpunkt war die Killian-Entscheidung absolut einleuchtend gewesen. Wer hätte denn voraussehen können, daß der Richter so schnell das Zeitliche segnen würde?
    Moldy war ein Mensch, der etwas für grausame Ironien übrig hatte. Normalerweise hätte er sich über die schäbigen Begleitumstände, unter denen der frömmelnde kleine Scheißkerl sein Leben ausgehaucht hatte, köstlich amüsiert – immerhin war sein Hirn zwischen lauter nackten Brüsten explodiert. Die Fernsehteams, die wie Heuschrecken in die Flesh Farm eingefallen waren, hatten nur wenig der Phantasie überlassen.
    Das einzige, was sich jedoch in Moldowskys Bewußtsein regte, war das fremdartige bohrende Gefühl des Zweifels. Vielleicht habe ich zu überstürzt gehandelt. Wenn ich Killian irgendwie gestoppt hätte, ihn ein paar Wochen lang hingehalten hätte, dann hätte der Richter unser beider Probleme durch seinen Tod selbst gelöst. Grant gegen Grant wäre automatisch wiederaufgenommen worden, und Killian hätte David Dilbeck in Ruhe gelassen.
    Nun gut, dachte Moldy, was geschehen ist, ist geschehen. Die drei jamaikanischen Zuckerrohrarbeiter sind in ihre Heimat zurückgekehrt, Im nächsten Monat würde es zu einem schrecklichen Verkehrsunfall mit einem Lastwagen in der Nähe von Montego Bay kommen. Es würde keine Überlebenden geben. Und die Flugbücher der Gulfstream II der Rojos würden einen Trip nach Aspen verzeichnen und nicht nach Missoula. Wenn es hart auf hart ginge, würde die FAA diese Version mit entsprechenden Tonbandmitschnitten vom Sprechfunkverkehr mit dem Tower stützen. Die Tochter eines hohen Verwaltungsbeamten der Luftfahrtbehörde verdankte ihren Job schließlich Malcolm J. Moldowsky …
    Das Telefon summte zweimal, und Moldy nahm den Hörer ab. Er stand vor dem Panoramafenster und blickte hinaus auf den Atlantik. Unter einem bewölkten Himmel war das Wasser grau und schaumgekrönt und überhaupt nicht verlockend. Gleich hinter dem Horizont, in Nassau, befand sich der Mann am anderen Ende der Telefonleitung. Es war ein Bankier, der seine Ausbildung in London absolviert hatte, dessen Sprache jedoch noch immer den beruhigenden Singsang der Insel enthielt. Er teilte Moldowsky mit, daß die telegrafische Überweisung ausgeführt worden sei.
    »Was sollen wir mit dem Betrag tun?«
    »Tun Sie damit, was Sie wollen«, sagte Moldowsky.
    »Wir könnten ihn auf einem Treuhandkonto deponieren«, schlug der Bankier vor.
    »Zum Teufel, von mir aus können Sie alles behalten. Kaufen Sie sich eine neue Hatteras-Yacht.«
    Der Bankier kicherte nervös. »Mr. Mordecai hat doch bestimmt irgendwelche Anweisungen hinterlassen.«
    »Das hat er eben nicht getan.«
    »Aber, Sir, der Kontostand beträgt über achtzigtausend Dollar. Bestimmt erwartet er, daß das Geld solide angelegt wird.« Der Bankier hielt inne. »Oder gibt es da ein Problem, von dem ich wissen sollte?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ein Treuhandkonto ist ganz in Ordnung, Mr. Cartwright.«
    »Es sei denn, er möchte direkt an das Geld heran.«
    »Nein«, sagte Moldy, »genau das wird er ganz sicher nicht wollen.«
    Er bedankte sich bei Cartwright und legte auf. Gleich danach summte das Telefon erneut. Es war der Pförtner in der Eingangshalle – Erb Crandall sei auf dem Weg nach oben. Moldowsky stellte ein weiteres Glas bereit für den Fall, daß der

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