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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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zum Herzen eines Politikers waren exorbitante Wahlkampfspenden. Auf diese Weise wurde Dilbeck von der mächtigen Zuckerlobby in Versuchung geführt. Andere Industriezweige fanden ihn genauso empfänglich für ihre Aufmerksamkeiten. Zwei Jahrzehnte lang machte er seinen Weg als gutgeschmierter Lakai. Er überstand mehrere ernste Angriffe der Republikaner und zahlreiche unschöne Zeitungsmeldungen und schaffte es immer, wiedergewählt zu werden. Diejenigen, die Dilbecks Seele besaßen, verhielten sich still, denn sie waren mit seinen Gefälligkeiten zufrieden. Infolgedessen drohte ihm niemals ein Skandal.
    Bis jetzt.
     
    »Hallo, Malcolm.« Wie immer schrumpfte der Kongreßabgeordnete in Moldowskys Gegenwart. Erb Crandall konnte herumkommandiert werden, aber Moldy war etwas anderes, denn der Mann war über das vertraglich Vereinbarte hinaus zu nichts verpflichtet.
    »Wo ist das Cowboykostüm, Davey?«
    »Dann hat Erb es Ihnen also erzählt.« Dilbeck hatte die Stiefel und den Cowboyhut gegen einen kastanienbraunen Jogginganzug eingetauscht, stand lässig im Herrenzimmer und trank einen Eistee.
    »Erb macht sich Sorgen«, sagte Moldowsky. »Offen gesagt ich auch.«
    Wie immer war Moldy äußerst elegant gekleidet: Er trug einen wunderbaren taubengrauen italienischen Anzug mit indigofarbener Krawatte, und das Eau de Cologne dieses Abends war besonders bemerkenswert.
    »David«, sagte er, während er auf und ab ging, »ich habe da etwas von Vaseline gehört,«
    »Ich versuche, das in den Griff...«
    »Und von Wäscheflusen. Stimmt das?« Moldys vor Ekel verzerrtes Gesicht ließ erwarten, daß er jeden Moment auf den Teppich spucken würde.
    »Malcolm, ich wünschte, ich könnte das erklären. Seltsame Mächte rühren sich in mir, tierische Gelüste... und es geht einfach nur darum, sie in der Gewalt zu haben.«
    »Setzen Sie sich«, bellte Moldy. Da er nicht größer als ein Jockey war, haßte er es, zu jemandem emporzuschauen, den er beschimpfte. »Setzen Sie sich, verdammt noch mal!«
    Dilbeck gehorchte. Moldowsky ging langsam durch das Zimmer und blieb von Zeit zu Zeit stehen, um finster die Fotografien und die in Plastik eingeschweißten Zeitungsausschnitte zu betrachten, die an der Wand hingen. Ohne Dilbeck anzusehen, sagte er: »Erb hat einen Damenschuh in Ihrem Schreibtisch gefunden. Woher kommt er?«
    »Chris hat ihn für mich gekauft.«
    »Von dieser Stripteasetante?«
    »Ja, Malcolm.« Dilbeck trank einen Schluck Tee. »Diese kleinen Dinge – sie helfen mir durchzuhalten. Es ist völlig harmlos.«
    Moldy verspürte einen Anflug von Verzweiflung. Verrücktheit war etwas, das er nicht manipulieren, beseitigen, verdrehen oder verbergen konnte. Und David Dilbeck war schlicht und einfach irre.
    »Was hat Erb mit dem Schuh getan?« wollte der Kongreßabgeordnete wissen. »Er hat ihn doch nicht weggeworfen, oder?«
    Unglaublich, dachte Moldowsky. Er ist genauso wie ein armseliger Junkie.
    »Am liebsten«, sagte Moldy, »würde ich Ihren Arsch zurück nach Washington transportieren und Sie bis zur Abstimmung über die Zuckerpreise in meiner Wohnung einschließen. Unglücklicherweise müssen wir aber auch an den Wahlkampf denken. Es sähe ziemlich mies aus, wenn Sie plötzlich verschwänden.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Dilbeck geistesabwesend.
    »David, verstehen Sie überhaupt, was auf dem Spiel steht?«
    »Natürlich.«
    »Wie wäre es, wenn ich eine Frau herholen würde, die nur für Sie da ist – wenn Sie wieder in eine dieser Stimmungen geraten. Zwei Frauen vielleicht...«
    Dilbeck bedankte sich bei Moldowsky für dieses Angebot, sagte jedoch, damit würde das Problem nicht gelöst. »Die Liebe hat mich völlig um den Verstand gebracht«, sagte er.
    »Liebe?« Moldy lachte ätzend.
    »Es ist beängstigend, Malcolm. Haben Sie noch nie derart leidenschaftlich für jemand anderen empfunden?«
    »Niemals«, erwiderte Moldowsky wahrheitsgemäß. Er blieb lieber bei Callgirls. Sie redeten seine Sprache.
    »Keine Sorge, es ist alles in Ordnung«, beteuerte Dilbeck. »Ich werde es bis zur Wahl schon schaffen.« Er stellte sein Glas auf der Armlehne des Sessels ab. »Erb sagt, Flickman wolle mit mir debattieren. Ich bin bereit.«
    »Beachten Sie diesen kleinen Scheißer gar nicht«, empfahl ihm Moldowsky.
    Eloy Flickman war Dilbecks glückloser Gegner im Rennen um einen Sitz im Repräsentantenhaus. Unter normalen Umständen hätte eine Debatte vielleicht etwas gebracht, denn Hickman stand ideologisch leicht rechts

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